In publica commoda

Presseinformation: Praxiserfahrung in Corona-Zeiten

Nr. 86 - 09.07.2020

Studierende der Universität Göttingen unterrichten an Berufsbildenden Schulen Northeim


(pug) Praxiserfahrung auch in Zeiten der Corona-Pandemie: Studierende des Masterstudiengangs Interkulturelle Germanistik/Deutsch als Fremdsprache an der Universität Göttingen unterrichten seit Februar dieses Jahres an den Berufsbildenden Schulen I und II in Northeim. Dort stehen sie vor einer sehr heterogenen Gruppe aus internationalen Schülerinnen und Schülern, von denen viele Fluchterfahrung haben. Während der Corona-bedingten Unterrichtspause, in der die Schulen geschlossen waren, entwickelten die Studierenden ein neues Konzept – seitdem findet der Sprachunterricht online statt.

 

Am Anfang des Projekts stand die Vorbereitung: In mehreren Workshops setzten sich die Studierenden mit den Anforderungen der beruflichen Kommunikation, mit konkreten Berufsfeldern und den didaktisch-methodischen Herausforderungen auseinander, die auf sie zukommen würden. Im Projektteam entwickelten sie gemeinsam Ideen, wie sich die fachlichen Inhalte in den Sprachunterricht integrieren und der Lernprozess zielgruppenspezifisch und bedarfsorientiert gestalten ließen.

 

„In diesem Projekt bekommen unsere Studierenden die Gelegenheit, ihre Kenntnisse aus den universitären Lehrveranstaltungen in konkreten Praxisfeldern der Berufsausbildung einzusetzen und ihr fachliches Wissen und Können zu vertiefen“, erläutert Projektleiterin Dr. Swetlana Meißner von der Abteilung Interkulturelle Germanistik der Universität Göttingen. „Durch den Einsatz in der Schule und die begleitenden Workshops lernen sie außerdem, ihr professionelles Handeln und die Anforderungen an den Sprachunterricht in der beruflichen Bildung zu reflektieren.“

 

Die Berufsschülerinnen und -schüler in Northeim haben sehr verschiedene biografische Hintergründe und Ausbildungswege: von der alleinerziehenden Mutter aus Eritrea, die Kosmetikerin werden möchte, bis zum 16-jährigen Polen, der noch gar keine Vorstellung von seiner beruflichen Zukunft hat. Sie stammen unter anderem aus dem Libanon, Syrien, China, Irak, Kenia, Afghanistan, Albanien, Nepal und Montenegro. „Sie alle eint die Motivation, die eigenen Deutschkenntnisse zu verbessern, um ihre Zukunft zu gestalten und ihre Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu verbessern“, sagt Ines Puschmann, Schulleiterin der Berufsbildenden Schulen II in Northeim.


Bei der Umstellung auf Online-Unterricht konnten die Studierenden ihre ersten Erfahrungen umsetzen, die sie während des digitalen Sommersemesters an der Universität Göttingen gemacht hatten. Neben verschiedenen online-tauglichen Präsentationsformaten nutzten sie die Gelegenheit unter anderem, um die Zusammenstellung der Lerngruppen bedarfsspezifischer sowie zeitlich und räumlich flexibler zu gestalten. An der Materialienentwicklung beteiligten sich auch Studierende, die das Zertifikatsstudium Interkulturalität und Mehrsprachigkeit/Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (ZIMD) absolvieren. Der Unterricht der Studierenden läuft noch bis zum Ende des Schuljahres. Die ersten Berufsschülerinnen und -schüler haben bereits ihre Abschlussprüfungen abgelegt und ihr Deutschzertifikat für das Niveau B1 oder sogar schon einen Arbeitsvertrag in der Tasche. Finanziert wird das Projekt vom Landkreis Northeim.

 

Kontakt:

Dr. Swetlana Meißner

Georg-August-Universität Göttingen

Seminar für Deutsche Philologie

Abteilung Interkulturelle Germanistik

E-Mail: swetlana.meissner@phil.uni-goettingen.de

Internet: www.uni-goettingen.de/de/511299.html