Beer Distribution Game

Projektbeschreibung

Die von den Akteuren einer Wertschöpfungskette häufig isoliert vorgenommene Bedarfsplanung erzeugt einen so genannten Bullwhip-Effekt (deutsch: Peitscheneffekt). Dieser äußert sich in immer größeren Schwankungen der Bestellmenge, je weiter ein Unternehmen in der Wertschöpfungskette vom Endkunden entfernt ist. Der Effekt tritt vor allem aufgrund von Verzögerungen der Material- und Informationsflüsse auf. Dadurch kommt es auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette zu Ineffizienzen durch Schätzungsfehler, die Auswirkungen auf die Höhe der Lagerbestände des Unternehmens haben. Dabei zieht ein zu hoher Lagerbestand Kapitalbindungs- und Lagerkosten, Qualitäts- und Frischeprobleme, Wertverlust sowie Diebstahl nach sich, während ein zu niedriger Lagerbestand zu Lieferengpässen bzw. zu „Out-of-Stock“ Situationen (leere Regale) führt. Um die Schwankungen in der Wertschöpfungskette zu reduzieren, besteht eine zentrale Aufgabe des SCM in der Abschwächung des Bullwhip-Effektes.

Um die Wirkungsweise des Bullwhip-Effektes zu veranschaulichen, wurde bereits in den 1960ern am MIT das Beer Distribution Game entwickelt. Bei diesem Spiel wird eine einfache Wertschöpfungskette mit vier Akteuren (Bierbrauerei, Distributor, Großhändler und Einzelhändler) simuliert. Eine einmalige Erhöhung der Konsumentennachfrage führt dabei regelmäßig zu einem Aufschaukeln der Bestellmengen in der Lieferkette - unabhängig davon, ob das Spiel von erfahrenen Managern oder Studenten gespielt wird.

Ziel des Forschungsprojekts ist es, aufbauend auf dem Gedanken des Beer Distribution Games ein generisches Simulationsframework zu konzipieren, mit dem reale (mehrstufige) Supply Chains nach dem "Baukastenprinzip" nachgebildet werden können, um die Auswirkungen des Einsatzes innovativer Informationstechnologien und Management-Konzepte simulativ evaluieren zu können. Das Framework soll dabei in der Lehre zum Einsatz kommen, um den Studenten auf eine interaktive Art und Weise die wesentlichen Zusammenhänge in komplexen Wertschöpfungsnetzwerken näher zu bringen.