Die Ständige Ägyptologenkonferenz (SÄK) 2017-08-01


Vom 14. – 16. Juli 2017 veranstaltete das Seminar für Ägyptologie und Koptologie die 49. Ständige Ägyptologenkonferenz (SÄK), die über 250 VertreterInnen der deutschsprachigen Institutionen des Faches nach Göttingen geführt hat. Die Eröffnung im Zentralen Hörsaalgebäude der Universität beinhaltete Grußworte von S. E. Bischof Anba Damian als Vertreter der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Prof. Dr. Hiltrud Caspar-Hehne, Vizepräsidentin für Internationales, Prof. Dr. Manfred Luchterhandt, Dekan der Philosophischen Fakultät, und Prof. Dr. Reinhard G. Kratz als Vertreter der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Seine Exzellenz Dr. Badr Abdelatty (Botschafter der Arabischen Republik Ägypten) konnte aufgrund kurzfristiger terminlicher Engpässe leider nicht mehr wie geplant an der Veranstaltung teilnehmen.

Die Ständige Ägyptologenkonferenz ist seit nunmehr fast 50 Jahren besonders für die jüngeren ägyptologischen und koptologischen Wissenschaftler eine großartige Gelegenheit, die deutschsprachige Forschungslandschaft näher kennen zu lernen, ihre Forschungen zu präsentieren und zu diskutieren. Daneben bietet sie für alle ÄgyptologInnen und KoptologInnen, von den Studierenden bis zu den Emeriti sowie für interessierte Gäste einen Rahmen, um sich über Neuigkeiten auszutauschen und sich für zukünftige Vorhaben zu vernetzen.
2017 jährt sich in Göttingen die Einrichtung des Lehrstuhls für „Ägyptische Alterthumskunde und Koptische Sprache“ für Heinrich Brugsch zum 150. Mal. Diesem Anlass zu Ehren führte der Titel eines der Werke von Brugsch das Thema für die SÄK an: „Steininschrift und Bibelwort – Religiöse Texte aus Ägypten in ihrem kulturellen Umfeld“. Mit diesem Thema wurde die lange Tradition der Göttinger Ägyptologie in der Erforschung der ägyptischen und koptischen Sprache, Religion und Literatur aufgegriffen. Eingeladen wurde damit zu Vorträgen, die sich mit der Rezeption und Forschungsgeschichte religiöser Texte der pharaonischen und nachpharaonischen Zeit, der Methodik ihrer Erschließung, ihrer Materialität und ihrer sozio-kulturellen Verortung befassten.

Der Programmablauf orientierte sich auch dieses Jahr wieder an dem lange etablierten Aufbau dieser Konferenz. Erstmals wurden für die Berichte aus den Institutionen am Freitag allerdings im Voraus vorbereitete Powerpointpräsentationen verwendet, wodurch diese mit mehr Angaben bereichert werden konnten, als der verbale Kurzvortrag erlaubt. Der Samstagmorgen wurde von vier Grundsatzreferaten zu den Entwicklungsphänomenen der ägyptischen religiösen Texte von dazu eingeladenen Rednern eröffnet: Antonio J. Morales (Universidad de Alcalá) sprach über die Tradierung der Pyramidentexte im Alten und Mittleren Reich, Joachim F. Quack (Universität Heidelberg) führte die Überlieferung überwiegend funerärer religiöser Texte in hieratischer Schrift vor Augen, Frank Feder (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen) berichtete von den christlichen heiligen Schriften und Ute Pietruschka (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen und Ägyptisches Museum und Papyrussammlung – Staatliche Museen zu Berlin) behandelte in ihrem Vortrag die Rezeption islamischer religiöser Texte. Am Samstagnachmittag war die Veranstaltung in zwei parallele Sektionen eingeteilt, die sich jeweils der Rezeption und der Erschließung religiöser Texte widmeten. Am Samstagabend folgte der Festvortrag der Wissenschaftshistorikerin Suzanne L. Marchand (Louisiana State University) unter dem Titel „Herodot und die ägyptischen Priester: Eine Rezeptionsgeschichte“ in der historischen Aula am Wilhelmsplatz. Im Anschluss fand in der Alten Mensa eine Abendveranstaltung statt, welche durch den Pianisten Stanislav Boianov begleitet wurde. Zu den Berichten aus den Institutionen am Sonntag ist zu bemerken, dass neben den traditionell an dieser Stelle referierenden archäologischen Institutionen auch weiteren aktuellen Initiativen und Projekten Raum zur Präsentation gewährt werden konnte. Besonders gefreut haben wir uns außerdem über den instruktiven Einblick in die Prozesse des DFG-Fachkollegiums „Alte Kulturen“, den Christoph Kümmel (DFG Bonn) und Dietrich Raue (Universität Leipzig) gewährt haben. Herr Kümmel war so freundlich, uns die Präsentation seines Vortrags zu überlassen, die Sie auf dieser Internetseite zum Download bereitgestellt finden.
Ergänzt wurde das Vortragsprogramm durch eine Posterausstellung, die Projekten die Gelegenheit gab, sich vorzustellen. Von Göttinger Seite wurden verschiedene Projekte vorgestellt und eine kleine Ausstellung zur Fach- und Wissenschaftsgeschichte gestaltet. Die Posterdateien finden Sie ebenfalls hier auf den Seiten der Göttinger Seminarhomepage.
Das Programm abrundend haben 16 Verlage ihre Neuerscheinungen und Angebote auf 60 Meter Ausstellungsfläche vorgestellt, und die regionalen Museen in Hildesheim und Hannover haben zu Sonderführungen durch ihre aktuellen Ausstellungen eingeladen.

Dass die Veranstaltung ein voller Erfolg war, haben wir vor allem unseren wunderbaren Gästen und zahlreichen studentischen Helfern zu verdanken. Wir bedanken uns bei allen ReferentInnen, ÄgyptologInnen und Koptologinnen und Gästen, deren Interesse an Ägypten sie auf den Weg zur SÄK in Göttingen geführt hat. Die 50. SÄK 2018 findet in Münster statt und wir freuen uns schon darauf!