Besonderes

Einer der schönsten und naturnahsten Fichtenurwälder Mitteleuropas steht im Salzburger Teil des Nationalparkes „Hohe Tauern“ in Österreich. Die größte bisher vermessene Fichte steht mit 63 m Höhe im Urwald von Perucia in Bosnien. 1 kg Saatgut der Fichte enthält etwa 124.000 Samenkörner (Laudert, 2003). Die Fichte heißt unter all den anderen Waldbäumen auch scherzhaft „der Säufer“, weil sie viel Feuchtigkeit zum Wachsen braucht. Sie ist ein Totasterhalter. Ein Indiz dafür sind die kleinen schwarzen Äste, die manchmal aus fertigen Brettern fallen. Ein frisch geschlagener Fichtenstamm, der in der Sonne liegt, verströmt einen zarten Vanillegeruch. Die Äste der Fichte werden auch oft von den Bauern zur Fütterung aus dem Wald geholt. Sie enthalten Mineralien und Vitamin C. Speziell dienen sie tragenden bzw. werfenden Kaninchen als Mineralfutter. Sie benötigen diese, weil durch die Nachgeburt eine Menge Nährstoffen und Mineralien verloren gehen.

Überlebenskünstler

Die Fichte kann Minustemperaturen von – 60 °C überleben. Der extreme Frostschutz der Fichte baut auf dem Prinzip der Gefrierpunkterniedrigung auf, d.h. die Zellen werden mit löslichen Zuckerverbindungen angereichert. In demselben Maße, in dem die Frostresistenz im Winter mit länger werdenden Nächten zunimmt, wird sie im Frühjahr mit zunehmender Tageslänge reduziert, was Fichten für Spätfröste im Frühjahr anfällig macht.

Hochgebirgsfichten

Es gibt eine besonders schlanke, schmalkronige Fichte, die Spitzfichte. Sie bietet dem Schnee keine Auflage und erleidet so keine Bruchstellen. Beobachten kann man diese beim Skilaufen.
Die sogenannte Haselfichte, die sehr feinfaserig ist und einen gleichmäßigen Jahrringaufbau hat, liefert durch ihr astreines Stammstück das Klangholz für den Musikinstrumentenbau. Zum Beispiel für Geigen oder auch Gitarren. Diese Bäume sind aber sehr selten. Darum gingen die berühmten Geigenbauer früher mit einer Axt bewaffnet selbst in die Berge, um den geeigneten Baum zu finden. Manchmal dauerte die Suche wochenlang. Schon am lebendigen Stamm war der spätere Klang des tonverstärkenden Holzes erahnbar. Deshalb wurden ausgewählte Rottannen immer wieder mit der Axt beklopft und in angemessenen Abständen nach dem dabei entstandenen Geräusch „abgehört“. Die meisten klassischen Geigenbauschulen und Werkstätten haben sich also nicht zufällig im Alpenraum angesiedelt (Laudert, 2003).

Arbeitsplätze durch die Fichte

Die Borke der Fichte enthält 18% Gerbstoffe. Diese ist der Grundstoff zur Gewinnung von Lohe, die man früher zum Gerben der Tierhäute brauchte. Damals war der Beruf des Gerbers noch weit verbreitet. Wird ein Baum verwundet so "blutet" er. Dabei tritt Harz aus den Zellen aus um die Verletzung zu schließen. Aus dieser Eigenschaft entwickelte sich der Beruf des "Harzers". Beim "Harzen" wird am stehenden Stamm die Rinde künstlich verletzt und das austretende ?Scharrharz? mühsam abgekratzt. Es wurde gereinigt und chemisch aufbereitet. Dabei entstand Kolophonium und Terpentin für weitere Verarbeitungsprozesse in der Industrie. Hier ein Vergleich, wie es auch bei der Fichte gemacht wird, am Beispiel der Kiefer.

HarzerHarz

Abb.29, 30: geharzte Kiefer (Foto: Kammer K.)