Die Fakultät über mehrere Generationen maßgeblich geprägt

Prof. em. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Lücke ist am 22. Juli 2021 verstorben


"Betriebswirtschaftslehre ist eine Entscheidungslehre – wir sollten Führungspersonen in die Lage versetzen, bessere Entscheidungen zu treffen". Dieses Zitat des Wirtschaftsnobelpreisträgers Clive Granger zur Preisverleihung 2003 ist eine gelungene Zusammenfassung des Lebens und Wirkens von Prof. em. Dr. Dr. h. c. Wolfgang Lücke: Am 15. September 1926 in Wunstorf geboren, studierte er an der damaligen TH Hannover und der Universität Frankfurt am Main Betriebswirtschaftslehre und schloss sein Studium als Diplom-Kaufmann ab. Bereits 1953 verteidigte er an der Universität zu Köln erfolgreich seine Promotion und 1955 schlug er das Preinreich-Lücke-Theorem als ein wesentliches Forschungsergebnis seiner Arbeiten vor, das die Identität des Kapitelwertes der Gewinne und des Kapitalwertes der Zahlungsüberschüsse als Alternative zur Cash-Flow-Rechnung postuliert.

Von 1955 bis 1960 war Wolfgang Lücke fünf Jahre leitend in der Betriebspraxis tätig und ab 1958 Privatdozent an der Universität des Saarlandes Saarbrücken. Anschließend wurde er 1960 als Ordinarius an die Hochschule für Sozialwissenschaften Wilhelmshaven berufen. Ab 1962 bis zu seiner Emeritierung war er Professor für Betriebswirtschaftslehre und Direktor des Instituts für Betriebswirtschaftliche Produktions- und Investitionsforschung an der Georg-August-Universität Göttingen. In diesem Zeitraum war er an der Gründung der damaligen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität maßgeblich beteiligt und prägte die Fakultät über viele Generationen hinweg. In den Jahren 1967 und 1982 war er als Gastprofessor in Japan.

Im Rahmen seines Engagements für die Qualifikations- und Bildungsmöglichkeiten aller Beschäftigten war Professor Lücke bereits seit 1977 Studienleiter der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Göttingen (VWA) sowie ab 1995 Gründungs- und Ehrenpräsident der Privaten Fachhochschule Göttingen. Sein Wirken zum Wohle der Studierenden wie auch der modernen betriebswirtschaftlichen Forschung erfuhr zahlreiche Ehrungen: Er erhielt 1992 die Ehrendoktorwürde der Universität Lüneburg sowie für seine außerordentlichen Verdienste um die Universität insgesamt 1994 die Gerlach-Adolph-von-Münchhausen-Medaille der Universität Göttingen.

Professor Lücke verfügt in der betriebswirtschaftlichen Forschung über ein breites Oeuvre mit vielen Zeitschriftenbeiträgen und Büchern. Beispielhaft können Arbeiten zur Produktions- und Kostentheorie sowie Kostenplanung, dem Unternehmenswachstum, der Investitionsplanung, zur Finanzplanung und Finanzkontrolle, der Integration unterschiedlicher Bereiche der Rechnungslegung oder auch dem Einfluss von Zeit auf unternehmerische Entscheidungen genannt werden. Mehrere seiner Schüler*innen wurden auf Universitäts- oder auch Fachhochschulprofessuren berufen. Die ehemaligen Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen seines Lehrstuhls haben stets einen engen Kontakt mit ihrem wissenschaftlichen Lehrer gepflegt. Viele von Ihnen waren oder sind dabei in Vorstandspositionen tätig. Die Expertise von Wolfgang Lücke wurde von vielen Unternehmensvertretern sehr geschätzt. Als leidenschaftlicher und charismatischer Hochschullehrer begeisterte er Studierende und war über Jahrzehnte Vorsitzender der Wirtschaftswissenschaftlichen Prüfungsausschüsse. Darüber hinaus war er ebenfalls langjähriges Mitglied von Alumni Göttingen, dem Alumniverein der Universität.

Auch für seinen Lebensmittelpunkt Göttingen hat sich Professor Lücke sehr engagiert. Er hat sich dabei besonders für den Ausbau des Wissenschaftsstandorts eingesetzt. Zu nennen ist in herausgehobener Form sein großes, auch gutachterliches, Engagement bezüglich des Verlaufs der ICE-Trasse und den ICE-Halt Göttingen. Ebenso hat er sich für den Erhalt und Ausbau der Lockhalle Göttingen im Rahmen des "Forums für Wissenschaft und Technik" eingesetzt. Für dieses Engagement wurde ihm 2013 die Ehrenmedaille der Stadt Göttingen verliehen.

Am 22. Juli 2021 ist Wolfgang Lücke im Alter von 94 Jahren verstorben. Die Angehörigen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen werden ihm in jeder Form dankbar ein ehrendes Andenken bewahren.