Digitale Karte vormoderner Handelsstraßen im Hanseraum ("Viabundus")

Von Aalborg nach Erfurt. GIS Erfassung von Fernstraßen und regionalen Wegenetzen der Vormoderne


Raum ist ein zentraler Faktor, den es bei der Untersuchung des historischen Fernhandels zu berücksichtigen gilt. Netzwerkhandel und Marktintegration sind aktuelle Themen im wirtschaftshistorischen Diskurs, welche die drängende Frage nach der Beziehung von Akteuren und Märkten bei räumlicher Distanz auf den Punkt bringen.

Ziel des Projektes "Vormoderne Fernhandelsstraßen und regionales Wegenetz in Norddeutschland. Schaffung einer digitalen Infrastruktur für wirtschaftshistorische Forschungsvorhaben" ist die Erstellung einer online frei zugänglichen digitalen Karte von Fernstraßen im Hanseraum zwischen 1350 und 1650, um die Erforschung von Landhandel, insbesondere dem Zusammenspiel regionaler Infrastruktur und Fernstraßensystemen, durch eine digitale Forschungsinfrastruktur zu erleichtern. Ausgangspunkt bildet das viel genutzte, 1962-1968 erschienene Atlaswerk „Hansische Handelsstraßen“. Die hier niedergelegten Daten werden digitalisiert und um raumzeitliche Informationen ergänzt, wie etwa Jahrmärkte, Messen, Zöllen, u.v.m. Neben der reinen Visualisierung ist die Möglichkeit vorgesehen, Analysen zur Reisezeiten, Streckenprofilen und letztlich auch zu Kosten vorzunehmen.

Im Rahmen des in enger Kooperation mit der Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums durchgeführten Vorhabens bearbeitete das Institut für Historische Landesforschung unter der Koordination von Dr. Niels Petersen und mit Dr. Bart Holterman als Bearbeiter bis Ende 2020 zunächst den Raum des heutigen Niedersachsen. Dieses Teilprojekt wurde durch Pro*Niedersachsen gefördert.

Ein zweites Teilprojekt wird von der Universität und dem Moesgaard-Museum Aarhus durchgeführt und digitalisiert die Landstraßen im heutigen Dänemark aus Mitteln des Dänischen Kulturfonds.

In einem dritten Projekt bearbeitete Maria C. Dengg die Routen in großen Teilen von Thüringen und Sachsen-Anhalt. Es wurde gefördert von der Friedrich-Christian-Lesser-Stiftung und war an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg angesiedelt. Dengg promoviert zu einem infrastrukturgeschichtlichen Thema des Hochmittelalters.

In Teilprojekt vier hat die Denkmalpflege Erfgoed Brabant aus Eigenmitteln die Straßen der südlichen Niederlande bearbeitet und in einer Publikumspräsentation aufgearbeitet.

Aktuell bearbeitet das fünfte Teilvorhaben "Viabundus Suomi" (2022-2025) die Straßen Finnlands. Es wird von der KONE-Stiftung gefördert und an den Universitäten Tampere und Turku in Zusammenarbeit mit dem nationalen Postmuseum durchgeführt.

Im Rahmen der Projektvorbereitung erarbeitete Dr. Mauricio N. Vergara als Fellow des Göttingen Center for Digital Humanities eine digitale Grundkarte und entwarf Modelle zur Analyse der Wegesegmente im Hinblick auf Netzwerk und Reisegeschwindigkeiten. Hierzu fand ein Workshop am GCDH statt.

Die Projektwebsite mit den aktuellen Veröffentlichungen: viabundus
und auf twitter @theroadsproject, mastodon @viabundus@fedihum.org und bluesky @viabundus