Nora Vogt

Thema
Trust and Reciprocity in the Market-based Provision of Public Goods: Experimental Evidence and Applications to Conservation Tenders

Kurzbeschreibung
Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen (Payments for Ecosystem Services, PES) und auktionsbasierte Vergabeverfahren sind ein wichtiges und innovatives Instrument im Kampf gegen den fortwährenden Verlust von biologischer Vielfalt. Basierend auf einem Vertrag zwischen einem Leistungserbringer und einem öffentlichen oder privaten Leistungsempfänger, der die Naturschutzleistung entlohnt, können bestimmte Vorgaben der Landschaftspflege oder der agrarwirtschaftlichen Bearbeitung verbindlich festgelegt werden. Die Vorteile von PES liegen in dem direkten monetären Anreiz zur Bereitstellung von Naturschutzleistungen und zudem in der Möglichkeit, ein Niveau an Umweltschutz und -qualität jenseits des von der Umweltgesetzgebung sichergestellten Mindestniveaus zu implementieren. Der Nachteil liegt in der hohen Informationsasymmetrie in der Vertragsbeziehung, welche einerseits dem Umweltgut als Vertragsgegenstand und andererseits der Natur ökonomischen Handelns geschuldet ist. Thema dieser Dissertation ist die Analyse der interdependenten Beziehung von Kompetitivität und Vertragserfüllung und das Aufzeigen der Relevanz von Vertrauen und Reziprozität in Verträgen über Umweltgüter. Auf diese Weise leistet sie einen Beitrag zu der umfangreichen und multidisziplinären Literatur über Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen und Naturschutzauktionen. Während der vergangenen 25 Jahre habe Praktiker und Wissenschaftler unser Verständnis der Funktionsweise von Ausschreibungen zur Allokation von Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen konstant verbessert und erweitert. Ein Großteil der Forschungsaktivität war jedoch auf die Auktionsmetrik und das Bieterverhalten gerichtet, wohingegen die resultierende Vertragsbeziehung zwischen Programmverwaltern (den Käufern) und Landbesitzern (den Ausführenden) weitgehend unbeachtet blieb. Wie in dieser Dissertation bewiesen wird, ist jedoch genau diese Beziehung der Schlüssel für ein erfolgreiches marktbasiertes Naturschutzprogramm. In der vorliegenden Arbeit wird in drei Artikeln argumentiert, dass Vertrauen und Reziprozität für die Überwindung von asymmetrischer Information in kompetitiv alloziierten PES-Verträgen von herausragender Bedeutung sind. Anhand eines für diese Arbeit entwickelten, zweistufigen experimentellen Testszenarios wird der Entscheidungsprozess in der inversen Auktion und in der anschließenden Vertragserfüllung in der kontrollierten Laborumgebung simuliert. In einem ersten Experiment kann auf Basis dieses Untersuchungsdesigns gezeigt werden, dass die Informations- und Anreizkonstellation in Naturschutzauktionen ein erhöhtes Risiko für vorvertragliche adverse Selektion, opportunistisches Verhalten bei Vertragserfüllung und somit suboptimale Ergebnisse birgt. Das Marktversagen kann jedoch durch eine vertrauensstiftende Institution, wie zum Beispiel Kommunikation zwischen Käufern und Verkäufern, verhindert werden. Persönliche Interaktion veranlasst Marktteilnehmer ihr individuell-rationales Verhalten zugunsten einer sozial-verträglicheren Verhaltensweise zu ändern. Dabei entsteht ein erhebliches Potential für die Bilateralisierung der Vertragsbeziehungen. Ein zweites Experiment verdeutlicht jedoch, wie wichtig vertrauensbasierte Vertragsbeziehungen insbesondere in Bereitstellungsumgebungen sind, die stark von externen, stochastischen Einflüssen verzerrt werden können. Ohne das nötige Vertrauen bricht die Kooperation in einem derartigen Szenario fast vollständig zusammen. Schließlich lässt der systematische Vergleich der Ergebnisse aus beiden Experimenten in einem dritten Aufsatz keinen Zweifel daran, dass stabile Langzeitvertragsbeziehungen in auktionsbasierten Vertragsnaturschutzprogrammen gefördert und nicht verhindert werden sollten. Langzeitverträge sind randomisierten Kurzzeitverträgen aus der Perspektive des Naturschutzes aber auch hinsichtlich der Kosteneffektivität überlegen. Daher liegt eine wesentliche Herausforderung für Programmentwickler darin, einerseits die Bildung von ausreichend Sozialkapital zu ermöglichen und andererseits faire Markt- und Vergabestrukturen zu erhalten.


Quellenangabe
Nora Vogt: Trust and Reciprocity in the Market-Based Provision of Public Goods. Experimental Evidence and Applications to Conservation Tenders. Dissertation, Sammlung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, 2013.
Download unter http://hdl.handle.net/11858/00-1735-0000-0022-609C-7