Resolution und Unterstützungen zur Causa Salzborn

Die Fachgruppe Geschlechterforschung solidarisiert sich mit dem FSR SoWi, der unter anderem ein Ende der Marginalisierung der Sozialwissenschaften an der Uni Göttingen fordert.

Pressemitteilung des FSR SoWi 31.Mai 2016

Die autoritär geführte Hochschule ist gescheitert
FSR überreicht Resolution und Unterstützungen zur Causa Salzborn an Universitätspräsidium

Heute fand das lang erwartete Gespräch zwischen Mitgliedern
des Fachschaftsrates Sozialwissenschaften (FSR SoWi) und der
Präsidentin der Universität Göttingen, Ulrike Beisiegel, statt. An-
wesend war auch? gegen vorherige Absprache ? der Vizeprä-
sident für Finanzen Holger Schroeter. Im Anschluss an das Ge-
spräch überreichten die Mitglieder des FSR der Präsidentin die
am Mittwoch in der studentischen Vollversammlung beschlos-
sene Resolution, die Liste der Unterstützenden des offenen
Briefes (Link) sowie Unterstützungsunterschriften
von über 400 Studierenden. Darüber hinaus wurde Prof. Beisie-
gel das Buch ?Demokratie. Theorien - Formen - Entwicklungen?
von Prof. Salzborn überreicht. Währenddessen mussten zahlrei-
che Studierende, die den FSR bei der Übergabe begleiteten, vor
verschlossener Tür ausharren.
Für Mittwoch, den 25. Mai hatte der FSR SoWi zu einer studen-
tischen Vollversammlung der Sozialwissenschaftlichen Fakultät
aufgerufen, um mit möglichst vielen Studierenden über die im
offenen Brief erwähnten Ereignisse zu beraten.
Der Versammlungsleiter erläutert: ?Nach einer kurzen the-
matischen Einführung wurde auf Drängen von Frau Beisiegel
ihre Stellungnahme verlesen, in der sie uns Studierenden zu
erklären versuchte, dass unser Anliegen falsch sei. Der Ton-
fall der Stellungnahme vermittelte die Unterstellung, dass die
Studierenden nicht verstehen würden, was sie fordern. Die in
der Stellungnahme enthaltene Aussage, man wolle die Stelle
Salzborns gleichwertig besetzen, deutet indes auf mangeln-
des Verständnis für die Materie auf Seiten der Präsidentin hin.
Der Biochemikerin scheint nicht klar zu sein, dass es kaum
möglich sein wird, einen international so renommierten und
viel publizierenden Forscher im Bereich der Antisemitismus-
und Rechtsextremismusforschung wie Prof. Salzborn zu fin-
den. Erst im Dezember wurde Salzborn vom Stiftungsrat der
Universität Göttingen für seine exzellente Forschung mit dem
Stiftungspreis ausgezeichnet. Die Präsidentin hat die von ihr
so hoch geschätzte Exzellenzinitiative schon in der letzten
Runde nicht nach Göttingen holen können, aufgrund der zu
schwachen Einbindung der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Diesem Konzept scheint sie treu bleiben zu wollen, indem sie
einen der exzellentesten Forscher der deutschsprachigen Sozi-
alwissenschaften vor die Tür setzt.?
Dass es dem guten Ton der demokratischen Auseinanderset-
zung der Idee nach zuwiderläuft, das Gegenüber mit dem Mittel
der Einschüchterung gefügig zu machen, könnte Prof. Beisiegel
von eben jenem Prof. Salzborn lernen, den sie nun vom Hof jagt.
Dass weiter die ?demokratische Praxis? wenig mit dem aufklä-
rerischen Ideal einer demokratischen Auseinandersetzung um
das bessere Argument zu tun hat, kann dort ebenso nachge-
schlagen werden. Dieses lang erwartete Gespräch ist nun ein
eindrückliches Beispiel dafür, wie weit die Universität von ihrem
hehren Anspruch einer Auseinandersetzung unter Gleichen ist.
Ein FSR-Sprecher dazu: ?Der Verlauf des Gespräches hat uns
offenbart, dass Frau Beisiegel zu einer ernsthaften Auseinan-
dersetzung mit studentischen Vertreter*innen nicht bereit ist.
Sie ließ uns kaum zu Wort kommen und unterbrach uns regel-
mäßig. Unser Anliegen schien ihr nicht ernst zu sein, vielmehr
führte sie wiederholt ihre Sichtweise aus, und bediente sich
dabei eines Inkompetenz unterstellenden Duktus; Einwände
wimmelte sie ab. Dieser herablassende Umgang mit studen-
tischen Vertreter*innen, die autoritäre Gesprächsführung und
das völlige Desinteresse auf die Wünsche und Forderungen der
Studierenden einzugehen, haben verdeutlicht, dass ein konst-
ruktiver, lösungsorientierter Austausch mit Frau Beisiegel nicht
möglich ist.?
Ein FSR-Sprecher abschließend: ?Es zeigt sich, dass eine auto-
ritär geführte Universität von oben herab scheitert, da sie nicht
in der Lage ist, die Bedeutung von Forschung und Lehre in den
jeweiligen Fachdisziplinen zu beurteilen. Wir fordern daher eine
Demokratisierung der Hochschule. Es soll keine einsamen Ent-
scheidungen der Präsidentin gegen die demokratischen Gre-
mien der Universität mehr geben. Wir fordern Frau Beisiegel
weiterhin auf, die Vorgänge um die Nichtverlängerung Salz-
borns und der abgelehnten Dokumentationsstelle transparent
zu machen und die getroffenen Fehlentscheidungen zurück zu
nehmen.?
Dem vorausgegangen war ein Anruf der Präsidentin auf das
Privathandy eines Fachschaftsmitgliedes. Schon bei diesem
Gespräch legte Frau Beisiegel einen herablassenden Tonfall
an. Unklar bleibt, woher die Präsidentin die Handynummer des
Fachschaftsmitgliedes hatte, schließlich war diese bei der Ein-
schreibung vertraulich hinterlegt worden.
FSR SoWi, 31. Mai 2016