Interview mit Bachelorstudentin Shirin


Warum hast du dich dafür entschieden, Wirtschaftsinformatik zu studieren?
Nach meinem Abitur war ich der typische Fall von "Ich weiß nicht, was ich studieren soll". Das lag unter anderem daran, dass ich viele Interessen hatte, aber nichts, wovon ich so wirklich überzeugt war. Außerdem hatte ich Schwierigkeiten, mir einen Überblick über die verschiedenen Studiengänge zu verschaffen. Deshalb habe ich mir erstmal ein Jahr Auszeit genommen, um mir unter anderem Gedanken über einen möglichen Studiengang zu machen. In meiner Schulzeit hatte ich Informatik als Fach, wobei das keine Voraussetzung für den Studiengang Wirtschaftsinformatik ist! Es erleichtert den Einstieg aber natürlich. Ich hatte allerdings auch in der Schule öfter Schwierigkeiten damit und habe mich daher nicht getraut, Angewandte Informatik zu studieren. Aus diesem Grund habe ich mich nach Studiengängen umgesehen, die Informatik als Teilbereich enthalten. Wirtschaft hatte ich in der Schule nur im Mischfach Politik und Wirtschaft und daher nicht sehr umfangreich. Trotzdem hat mich dieser Bereich interessiert, weshalb ich mich letztendlich für Wirtschaftsinformatik entschieden habe. Allerdings bin ich mit der Einstellung nach Göttingen gekommen, jederzeit zu wechseln oder aufzuhören, wenn ich merke, dass es mich doch nicht so interessiert oder nicht das ist, was ich mir vorgestellt habe.

Was erwartet Studienanfängerinnen und Studienanfänger zu Beginn des Studiums?
Die Wirtschaftsinformatik ist eine eigene Disziplin und setzt sich nicht einfach nur aus Informatik und Wirtschaft zusammen, wie ich ursprünglich gedacht hatte. Die ersten beiden Semester, die Orientierungsphase, sind allerdings tatsächlich sehr BWL-lastig, wobei auch ein Informatikmodul vorgesehen ist. Hier geht es vor allem darum, in beiden Bereichen - Informatik und Wirtschaft - Grundlagen zu schaffen. Ein anderes Modul beschäftigt sich mit der Einführung in die Wirtschaftsinformatik und gibt einem schon einmal einen ungefähren Eindruck davon, was das Studium für einen bereithält. Die Motivation der Wirtschaftsinformatik ist, sowohl den wirtschaftlichen Teil zu kennen als auch den informatischen, um so als Schnittstelle fungieren und für eine gute Kommunikation sorgen zu können. Eine schlechte Kommunikation ist nämlich häufig ein Problem in IT-Projekten, die auch dafür sorgen kann, dass ein Projekt scheitert. Und das liegt sehr häufig daran, dass die technische Abteilung zum Beispiel einen ganz anderen Grundwortschatz benutzt als die Fachabteilung bzw. der Auftraggeber.

Was gefällt dir an der Wirtschaftsinformatik?
Gerade ab dem dritten Semester, als es dann so richtig mit dem Bereich Wirtschaftsinformatik losging, ist mir aufgefallen, wie sehr mir der Studiengang gefällt. Ich finde es super, dass man die Teilbereiche der BWL und auch der Informatik kennenlernen und in den ersten zwei Semestern Basiswissen in beiden Bereichen aufbauen kann. Da die Wirtschaftsinformatik einen Bereich abdeckt, der ein Problem löst, von dem man im Laufe des Studiums immer mehr merkt, wie groß es eigentlich ist, habe ich vor allem seit meinem dritten Semester das Gefühl, etwas Sinnvolles und Notwendiges zu studieren. Ich persönlich finde es aber auch toll, dass man die Möglichkeit hat, Module zu belegen, die zum Beispiel Pflichtmodule für Angewandte Informatiker/-innen sind, so wie auch Module belegt werden, die von BWLern, VWLern oder auch Wirtschaftspädagogen abgeschlossen werden müssen. Ab dem dritten Semester findet man dann aber auch vermehrt Module, die nur oder fast nur von Wirtschaftsinformatikstudenten und -studentinnen belegt werden, weil diese nur für sie Pflichtmodule sind. Für mich beinhaltet der Studiengang genau die Abwechslung, die mich überhaupt in die Lage gebracht hatte nicht zu wissen, was ich studieren soll. Ich habe immer mehr gemerkt, wie gut mir der Studiengang gefällt und danach nicht daran gezweifelt, ihn gewählt zu haben.

Was gefällt dir am Studium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät?
An der Wirtschaftswissenschaftlichen (WiWi) Fakultät beziehungsweise an der Uni Göttingen allgemein gefällt mir sehr gut, dass einem viele Freiheiten gelassen werden. Natürlich führt das auch zu mehr Verantwortung, was ich allerdings nicht als negativ betrachte. Wir haben zwar einen Studienverlaufsplan, letztendlich können wir allerdings selbst entscheiden, wann wir welche Module wirklich wählen und belegen wollen. Das bedeutet nicht, dass es keine Pflichtmodule gibt – die gibt es, genauso wie auch Wahlpflichtbereiche, aus denen man wählen kann und muss. Allerdings zwingt einen eben keiner, genau diesen einen Stundenplan für das jeweilige Semester zu wählen. Ab dem dritten Semester erhält man außerdem mehr und mehr die Möglichkeit auch selbst zu entscheiden, welche Module man belegt.

Ob man ein Modul belegt, entscheidet sich letztendlich dann, wenn man sich für die Prüfung anmeldet. Das ist im Onlinesystem bis zu einer Woche vor dem Zeitpunkt der Prüfung möglich und man kann sich dort auch bis zu einem Tag vor der Prüfung noch abmelden. Natürlich ist es nicht empfehlenswert, sich erst eine Woche vor der Prüfung dafür zu entscheiden, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen und wenn man sich entscheidet, eine Prüfung zu schreiben, dann sollte man sich auch wirklich darauf vorbereiten und nicht einen Tag vorher noch dagegen entscheiden - aber man könnte eben. Und allein, dass man sich nicht direkt zu Beginn des Semesters anmelden bzw. festlegen muss, ist schon eine große Hilfe. So kann man auch in Veranstaltungen "hineinschnuppern" und dann nach der ersten oder zweiten Vorlesung für sich entscheiden, ob man Lust darauf hat oder nicht (die Pflichtmodule müssen allerdings absolviert werden).

Als Wirtschaftsinformatikstudent/-in steht man gerade am Anfang oft zwischen den Stühlen der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Informatik, wobei man letztendlich doch bei den WiWis zu Hause ist, da die Wirtschaftsinformatik Lehrstühle auch an der WiWi-Fakultät sind. Das fördert allerdings auch die Vielfältigkeit der Erfahrungen, was ich sehr befürworte. So finden die Informatikveranstaltungen an einem anderen Campus, dem Nordcampus, statt, der etwa 10 Fahrradminuten vom Zentralcampus entfernt liegt. Als WiWi wird man auch von der Fachschaft gut vertreten, die sich für die Interessen der Studierenden einsetzt. Dadurch wurde es zum Beispiel möglich, dass viele Klausuren jetzt anonymisiert geschrieben werden, also ohne den Namen sondern nur mit der Matrikelnummer. Das ist an anderen Universitäten und Fakultäten auch anders. Außerdem gibt es gute Möglichkeiten, sich online zu organisieren, zum Beispiel werden Skripte online bereitgestellt und manche Vorlesungen auch aufgezeichnet und dann auch online zur Verfügung gestellt. Es gibt allgemein relativ viel, was man hier als selbstverständlich wahrnimmt, sodass man erst in Gesprächen mit Studierenden anderer Universitäten merkt, dass dies nicht der Fall ist.

Was gefällt dir an Göttingen als typischer Studentenstadt?
In erster Linie gefällt mir an Göttingen, dass man überall mit dem Fahrrad hinkommt. So bin ich schon faul geworden, wenn ich zum Nordcampus fahren muss, weil er "so weit weg" ist. Und "so weit weg" sind eben ungefähr 10 Minuten mit dem Fahrrad - vielleicht 15, wenn man gemütlich unterwegs ist. Zur Not kommt man oft auch zu Fuß zurecht und die Busanbindungen sind auch ganz gut, wobei ich definitiv das Fahrrad bevorzuge. Außerdem ist das Hochschulsportangebot breit gefächert und ermöglicht einem sportlich aktiv zu sein oder zu werden. Als Studentenstadt dreht sich vieles um die Universität und die Studierenden, weshalb ich immer das Gefühl habe, gut aufgehoben zu sein.