SoSe 2004

Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Rebekka Habermas


  • Vorlesung: Recht und Kriminalität im 19. Jahrhundert

    Mo. 12:15-13:45 Uhr, ZHG 002, Beginn: 19.04.04, Kennziffer: 45676

    Im Mittelpunkt der Vorlesung steht eine der zentralsten Veränderungen des 19. Jahrhunderts: Die Entwicklung des modernen Rechtsstaates einerseits und die Geschichte der Kriminalität im 19. Jahrhundert andererseits. Dabei wird es auch um die Frage gehen, wie die Entstehung des modernen Rechtsstaates und moderner Kriminalitätsformen zu bewerten ist: Im Sinne der zeitgenössischen liberalen Theorien, die diese Reformen als Zuwachs von Freiheit und Sicherheit begrüßten oder eher im Sinne Michel Foucaults, der hier eine Entwicklung hin zu einer zunehmenden Disziplinierung sah? Beleuchtet werden die zentralen Reformen des Rechtswesens: Beginnend bei den Debatten, die seit der Aufklärung nicht nur unter Rechtsreformern über Sinn und Zweck von Strafen geführt wurden, über die ersten Kodifizierungen des ausgehenden 18. Jahrhunderts bis hin zur Reformierung des Gerichtswesens, wie es seit 1848 immer lautstarker gefordert wurde, ja der Vereinheitlichung der gesamten Rechtsordnung, die schließlich erst mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert abgeschlossen war ? wird der Bogen gespannt. Diese Entwicklung ging einher mit einer Veränderung der Kriminalität, der gleichermaßen Aufmerksamkeit geschenkt werden soll. Bestimmte Delikttypen nahmen sprunghaft zu, Verbrecher und Verbrecherinnen selbst wurden zu Objekten intensiver wissenschaftlicher Forschung (erinnert sei an die Entstehung der Kriminologie) und auch die Polizei veränderte sich, u.a. dadurch, dass die Kriminalpolizei entstand. Ebenso wandelten sich die Wahrnehmung des Kriminellen. Neben der Gerichtsreportage entstand der Detektivroman, und auch die sich schnell großer Beliebtheit erfreuende Massenpresse interessierte sich stark für alles Verbrecherische.

    Literatur: Dirk Blasius, Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, Göttingen 1976. Gerd Schwerhoff, Aktenkundig und gerichtsnotorisch. Einführung in die historische Kriminalitätsforschung, Tübingen 1999.



  • Hauptseminar: Eine Geschichte des Konsums (18. ? 19. Jahrhundert)

    Di. 9:15-10:45 Uhr, MZG 1118, Beginn: 20.04.04, Kennziffer: 45631

    Im Mittelpunkt des Seminars steht die Geschichte des Konsums im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts. Angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Wirtschafts-, Sozial- und Kulturgeschichte liegt der Schwerpunkt des Seminars auf der Sozial- und Kulturgeschichte. Es soll gefragt werden, wie sich der Konsum einer Gesellschaft strukturell und auch individuell vor dem Hintergrund von Kolonialisierung, Industrialisierung, Revolutionierung der Verkehrs- und Kommunikationswege und Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft veränderte. Auch wird es um die symbolische und kulturelle Bedeutung von Konsum gehen: Etwa die sich im Laufe des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts verändernde Bedeutung des Zuckers, der zunehmend seinen exklusiven Charakter verlor. Dann werden die sich wandelnden Vertriebs und Verkaufsformen analysiert: Der Übergang vom Einzelhandelsgeschäft zum Kaufhaus, und die damit einhergehenden Debatten, etwa über die weibliche Kaufsucht oder auch die Kleptomanie, die man plötzlich allenthalben glaubte wahrnehmen zu müssen. Ebenso werden die mit dem modernen Konsum eng verbundenen Typen der Moderne, der Flaneur und der Dandy, betrachtet. Und schließlich sollen die gerade im 19. Jahrhundert erheblichen sozialen Unterschiede im Konsum, die unter anderem auch in Lebensmittelunruhen und Kaufboykotten zutage traten, in den Blick genommen werden.

    Literatur: Hannes Siegrist/Hartmut Kaelble, Jürgen Kocka (Hg.) Europäische Konsumgeschichte. Zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte des Konsums (18. bis 20. Jahrhundert), Frankfurt 1997. Ann Bermingham/John Brewer (Hg.), The Consumption of Culture 1600?1800. Image, Object, Text, London 1995.



  • Seminar für fortgeschrittene Anfänger: Männergeschichte

    Mo. 16:15-17:45 Uhr, MZG 1142, Beginn: 19.04.04, Kennziffer: 45665

    Dieses Seminar soll eine interdisziplinär angelegte Einführung in die jüngeren Forschungen und Debatten der Männerforschung geben. Es werden einführende Texte zur Geschlechterforschung aus den Bereichen von Ethnologie, Literaturwissenschaft, Sozial- und Geschichtswissenschaften gemeinsam gelesen und diskutiert. Zusätzlich werden im Zusammenhang mit dem Seminar zusammen mit dem Studiengang Geschlechterforschung eine Reihe von Vorträgen stattfinden.

    Literatur: Kühne, Thomas, Männergeschichte ? Geschlechtergeschichte. Männlichkeit im Wandel der Moderne, Frankfurt a.M. 1996.



  • Forschungskolloquium

    Di. 18:15-19:45 Uhr, MZG 1140, Beginn: 20.04.04, Kennziffer: 45641

    Im Rahmen des Kolloquiums werden Staatsexamens-, Magister- und Doktorarbeiten wie laufende Forschungsarbeiten der Neueren Geschichte vorgestellt und diskutiert. Überdies sollen wichtige Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kulturgeschichte vorgestellt werden. Insbesondere Studierende in den Abschlusssemestern bzw. der Prüfungsphase sind hoch willkommen, um im Rahmen dieses Seminars eigene und fremde Forschungsarbeiten zu debattieren.





Lehrveranstaltungen von Dr. Alexandra Przyrembel


  • Seminar für fortgeschrittene Anfänger zur Vorbereitung auf die ZP: Deutsche Kolonialgeschichte

    Di. 16:15-17:45 Uhr, MZG 1313, Beginn: 20.04.04, Kennziffer: 45626

    Die Ã?ra der deutschen Kolonialgeschichte währte nicht lange: In diesem Seminar werden die ökonomischen, politischen und kulturellen Hintergründe des deutschen Kolonialismus in den Jahren 1884 bis 1919 herausgearbeitet. Die Politik in den Kolonien ? wie beispielsweise in 'Deutsch-Südwestafrika' ? soll gleichermaßen untersucht wie deren Rückwirkung auf die deutsche Gesellschaft ausgelotet werden.
    Wir werden uns auch mit den theoretischen Debatten des Postkolonialismus auseinandersetzen. Zu fragen wird sein, inwieweit Konzepte des 'Anderen' oder der 'Rasse' die Strategien der Kolonialpolitik bestimmten.
    Das Seminar bereitet auf die Zwischenprüfung des Seminars für Mittlere und Neuere Geschichte (Schwerpunkt: Neuere und Neueste Geschichte) vor. Vor diesem Hintergrund werden eine regelmäßige Teilnahme, aktive Beteiligung an der Seminardiskussion sowie ein Referat erwartet.

    Literatur: Conrad, Sebastian / Randeria, Shalini (Hg.), Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt a.M. 2002. Horst Gründer, Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn 2000. Birthe Kundrus, Moderne Imperialisten. Das moderne Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien, Köln ? Weimar ? Wien 2003. Ann Stoler, Race and the Education of Desire. Foucault's History of Sexuality and the Colonial Order of Things, Durham ? London 1995.