TP AM: Antikes Mesopotamien
Mächte und Machtbereiche der Unterwelt. Rekonstruktion, Stratifikation und stoffkomparative Analyse von Mythen aus dem antiken Mesopotamien.
Mesopotamische Mythen zu Sphärenwechseln in die Unterwelt stellen die Forschung vor vielfältige Herausforderungen, wie Phase 1 der FOR 2064 STRATA deutlich gemacht hat. Durch die Rahmentheorie und Methodik der FOR haben sich mythische Erzählstoffe als kunstvoll verbundene Schichten innerhalb des epischen Preisliedes Innanas Gang zur Unterwelt (sumerisch: angalta) und weiteren Quellen rekonstruieren lassen. TP AM konnte dabei anhand frühester mythischer Quellen einen Machbarkeitsnachweis für die gesamte Methode erbringen.
Inhaltlich ist deutlich geworden, dass die mesopotamische Überlieferung zwar von düsteren Beschreibungen der Unterwelt dominiert wird, dass die rekonstruierten mythischen Erzählstoffe aber auch Spuren positiv bewerteter Unterweltsmächte und Machtbereiche aufweisen, z. B. einen Bereich innerhalb der Unterwelt, wo die Toten mit Speise und Trank versorgt werden, oder numinose Machtmittel (sumerisch me), die aus der Unterwelt auf die Oberwelt geholt werden.
In Phase 2 wird TP AM diese Spuren weiter verfolgen im Kontext von Mythen zu Mächten und Machtbereichen der Unterwelt, von der Unterweltsherrscherin Ereš-ki-gal und von untergeordneten Mächten wie Dämonen, Wächter und Fährmann und ihren Bereichen an der Grenze zur Unterwelt (Tore, Fluss). Im Einzelnen geht es dabei um folgende Ziele:
die philologische Aufarbeitung der Quellen auf aktuellem Stand der Forschung durch Editionen zentraler Texte,
die mythologische Aufarbeitung der Quellen durch die in der FOR erarbeiteten Methoden der Mythosforschung als Erzählstoffforschung (Hylemanalyse), um die relevanten Mythen(varianten) zu rekonstruieren, und um durch die Analyse der mythischen Strata historisch differenzierte Einblicke in jahrhundertelang überlieferte Mythen über unterweltliche Wesen und Räume zu ermöglichen,
durch komparative Auswertung von Mythen zu Mächten und Machtbereichen sowohl innerkulturell (auch mit AP) wie transkulturell in verschiedenen antiken Kulturen mit TP GR, KA, KM, methodisch unterstützt durch TP DH und KM, die spezifischen Leistungen der mesopotamischen Mythen und mythischen Gestalten mit Unterweltsbezug in ihren jeweiligen historischen Kontexten und Sinnhorizonten vergleichend zu profilieren und auf mögliche typologische oder genetische Verbindungen zu prüfen,
durch transmediale Vergleiche gemeinsam mit den anderen TP und AP spezifische Unterschiede und Funktionalisierungen zwischen mythischen Erzählstoffen in textlichen, bildlichen und handlungsbezogenen Konkretionen zu erfassen.
Durch Mythen-Rekonstruktion, -Stratifikation und transmedial-komparative Studien wird das TP AM in der Zusammenarbeit der FOR 2064 STRATA die abschließende Synthese zur Etablierung einer stoff- und stratifikationsanalytischen, transmedial-komparativen Mythosforschung ermöglichen.