Wirtschafts- und Sozialgeschichte

Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs Wirtschafts- und Sozialgeschichte durchdringen und verstehen historische Wandlungsprozesse in Ökonomie, Politik, Gesellschaft und Kultur. Sie sind in der Lage, historische Prozesse, Zusammenhänge und Kontexte zu erkennen, zu deuten und solchermaßen geschult auch aktuelle Situationen und Konstellationen in ihrer Dynamik differenziert und distanziert einzuschätzen.

Sie erfassen Problemzusammenhänge schnell und sind sich der Wechselbeziehungen zwischen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Systemen bewusst. Sie wissen um die soziale und kulturelle Einbettung wirtschaftlichen Handelns und besitzen die Kompetenz, Rahmenbedingungen, Motivlagen und Handlungsmuster von wirtschaftlichen bzw. gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren zu erfassen.

Im Rahmen einer interdisziplinären, forschungsnahen Ausbildung erwerben die Absolventinnen und Absolventen theoretische und methodische Fertigkeiten, um die Komplexität historisch gewachsener Strukturen zu rekonstruieren, zu systematisieren und zu bewerten. Sie können sich wissenschaftlich fundierte Urteile zu komplexen sozio-ökonomischen Fragestellungen erarbeiten und diese kommunizieren. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung des Studienganges sind Studierende in einer multiperspektivischen Betrachtung geschult, was sie dazu befähigt, konträre Standpunkte kritisch und abwägend zu betrachten, und dogmatische Verengungen zu vermeiden. In den Studiengang integriert sind sowohl grundlegende Veranstaltungen aus den Bereichen Volkswirtschafts- bzw. Betriebswirtschaftslehre als auch eine Pflichtveranstaltung der Geschichtswissenschaften, welche mit den verschiedenen Paradigmen und Schulen historischen Arbeitens vertraut macht.

Ebenso zeigen die wirtschafts- und sozialhistorischen Überblicksveranstaltungen verschiedene Deutungsangebote zentraler, unsere heutige Gesellschaft prägender Transformationsprozesse und historischer Erfahrungen auf: In einer ersten einführenden Vorlesung werden entsprechend die Entstehung des Kapitalismus, Industrialisierung, Globalisierung, Konzepte wirtschaftlicher Entwicklung und Wirtschaftskrisen, die Geschichte von Unternehmen, Konsum, Wirtschaftspolitik, Geld und der Wirtschaftsordnung im Nationalsozialismus diskutiert. Einzelne dieser Themenfelder werden dann in den Aufbaumodulen noch näher betrachtet.

Studierte Wirtschafts- und Sozialhistorikerinnen und -historiker sind in der Lage, aus ihrer Kenntnis und ihrem Verständnis der historischen Grundlagen gegenwärtiger sozioökonomischer Verhältnisse heraus reflektierte Problemlösungen und zukunftsorientierte gesellschaftliche Gestaltungsentwürfe zu entwickeln.
In Seminaren zu ausgewählten Teilaspekten der oben genannten Themen erwerben sie sich in der eigenständigen Durchdringung von Spezialthemen und der anschließenden Einbringung ihrer Erkenntnisse und Deutungen in die Seminardiskussion das Rüstzeug, eigene Positionen verantwortungsbewusst in den öffentlichen Diskurs einzubringen. Dies ist insbesondere auch in den für Absolventinnen und Absolventen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte geeigneten Berufsfeldern möglich oder gar zentral, wie der Tätigkeit in Unternehmensarchiven und -museen, im History Marketing von Unternehmen, in der Öffentlichkeitsarbeit von Institutionen, in Unternehmensberatungen, Werbeagenturen, Fachverlagen, im Wirtschaftsjournalismus oder in (wissenschafts-)politischen Institutionen und Bildungseinrichtungen.