WiSe 2006/07

Lehrveranstaltungen von Prof. Dr. Rebekka Habermas


  • Vorlesung + IVL: Die Französische Revolution

    Mo. 10:15-11:45 Uhr, ZHG 007, Beginn: 16.10.06, Kennziffer: 45702

    Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die Ereignisse in Frankreich - und zwar nicht nur in Paris, sondern auch auf dem platten Land und in den Provinzstädten - zwischen 1789 und 1799. Neben der Rekapitulation der komplexen Ereigniszusammenhänge der Französischen Revolution, sollen auch die Hintergründe und Folgen dargelegt werden. Ausgehend von der langen und für die Historiographiegeschichte des 19. wie 20. Jahrhunderts sehr aufschlussreichen Geschichte der nicht selten widersprüchlichen Interpretation der Französischen Revolution soll unter anderem gefragt werden, wie die Französische Revolution im Ausland, etwa in den deutschen Grenzregionen, aufgenommen wurde. Analysiert werden soll überdies die sich im Laufe der Jahre 1789 bis 1794 entwickelnde "gänzlich neue politische Kultur" (Lynn Hunt), etwa die Revolutionsfeste, die eine eigene Revolutionssymbolik entwickeln. Ebenso wird das komplexe Spiel zwischen Revolution und Gegenrevolution, die Rolle die hier u.a. die Religion aber auch kulturelle Differenzen spielten, analysiert werden. Schließlich wird es um die Frage gehen, welche verfassungs- und rechtsgeschichtlichen Neuerungen in der Französischen Revolution Gestalt annahmen, genauso wie die Frage behandelt werden wird, welche kulturellen (etwa die von Rolf Reichardt betonte Kommunikationsrevolution) Folgen die Revolution zeitigte beziehungsweise, ob manche Veränderungen der französischen Gesellschaft nicht auch unabhängig von der Revolution zu erklären sind.

    Einführende Literatur: Rolf Reichardt, Das Blut der Freiheit. Französische Revolution und demokratische Kultur, Frankfurt 1998.
    Lynn Hunt, Symbole der Macht. Macht der Symbole. Die Französische Revolution und der Entwurf einer politischen Kultur, Frankfurt 1989.
    Ernst Schulin, Die Französische Revolution, München 1990.
    Michel Vovelle, Die Französische Revolution. Soziale Bewegung und Umbruch der Mentalitäten, Frankfurt 1985.



  • Projektseminar: Missionen im 19. Jahrhundert: Soziale Frage und koloniale Bewegung

    Di. 8:15-9:45 Uhr, MZG 1313, Beginn: 17.10.06, Kennziffer: 45723

    Im 19. Jahrhundert intensivierten sich die europäischen Missionen insbesondere im afrikanischen Raum aber auch in Asien. Unzählige Missionare und im weiteren Verlauf des Jahrhunderts teilweise auch Missionarinnen wurden in die europäischen Kolonien gebracht, um zu christianisieren und auch um europäische Kolonisten zu unterstützen beziehungsweise gegen den sich ausbreitenden Islam vorzugehen.
    Gleichzeitig begannen in vielen europäischen Gesellschaften sogenannte "innere Missionen", Bewegungen seien sie protestantischer oder katholischer Provenienz, die glaubten, eine zunehmende Entchristlichung der Gesellschaft wahrzunehmen. Um dieser abzuhelfen und gleichzeitig einer ebenfalls konstatierten sittlichen und moralischen Verwahrlosung vorzubeugen, die sich angeblich besonders in den unteren Schichten bemerkbar machte, gründete man Vereine, Kongregationen, Bewahranstalten und viele andere sozialkaritative Einrichtungen. Beide Formen der Mission sollen in diesem Projektseminar im Zusammenhang mit dem Kolonialismus einerseits und der "Sozialen Frage" andererseits behandelt werden. Gefragt wird nach den Trägern und Zielen der Missionen, danach, an wen man sich mit welchen Mitteln wandte und was man erreichen wollte und was man bewirkte: In den außereuropäischen Ländern und innerhalb Europas.
    Das Projektseminar ist auf zwei Semester angelegt. Im ersten werden die Hintergründe erarbeitet, im zweiten wird das Projekt erarbeitet: Sei es, dass man eine kommentierte Edition von Missionsberichten vorbereitet; sei es, dass eine Ausstellung mit dem zahlreich vorhandenen Bildmaterial organisiert wird. Teil des Seminars wird ein Archivaufenthalt in Hannover und/oder Bremen sein. Verlangt wird die Bereitschaft zur Gruppenarbeit wie zu intensiver Quellenarbeit.

    Einführende Literatur: Klaus J. Bade (Hg.) Imperialismus und Kolonialmission. Kaiserliches Deutschland und koloniales Imperium, Wiesbaden 1982.



  • Integriertes Proseminar (gemeinsam mit Frau Brockmeyer): Protestbewegungen und Revolutionen

    Di. 10:15-11:45 Uhr, MZG 1940, Beginn: 17.10.06, Kennziffer: 45718

    Eine Vielzahl größerer und kleinerer Proteste, Tumulte und Streiks durchziehen das 18., 19. und 20. Jahrhundert: Bauernerhebungen, Handwerkerproteste, Brotunruhen, Katzenmusiken, Ar-beiterstreiks. Obschon manche Forderungen und vor allem die sich dahinter verbergenden Vorstellungen von einer gerechten Gesellschaft (oder wie es der englische Historiker Edward Thompson nannte, der "moral economy") zu ähneln scheinen, unterscheiden sich diese Proteste doch erheblich: Die soziale Zusammensetzung der Teilnehmerschaft, ihre Anzahl, ihre Anliegen, die Protestformen und die Reaktionen der jeweiligen Obrigkeit und ihrer Ordnungskräfte weisen eine große Variationsbreite auf.
    Vielfältig sind die methodischen Zugänge, mit denen die Forschung verstärkt seit der 1970er Jahre versucht, diese Proteste zu untersuchen: Sei es, dass man eher dem "materiellen Kern" der Tumulte nachgeht, sei es, dass man den symbolischen Ausdrucksformen größere Rechnung trägt, sei es, dass man eher quantitative Analysen vornimmt oder dichte Beschreibungen von Einzelfällen.
    Im Rahmen des Seminars soll nach unterschiedlichen Protesttypen, der Entwicklung vom 18. zum 20. Jahrhundert und nach den unterschiedlichen methodischen Zugangsweisen der neueren und neuesten Protestforschung gefragt werden.

    Einführende Literatur: Edward P. Thompson, Die moralische Ökonomie der englischen Unterschichten im 18. Jahr-hundert, in ders., Plebeische Kultur und moralische Ökonomie, Berlin 1980, hg. von Dieter Groh, 66-130.
    Helmut Berding (Hg.), Soziale Unruhen in Deutschland während der Französischen Revolution, Göttingen 1988.
    Christina von Hodenberg, Aufstand der Weber. Die Revolte von 1844 und ihr Aufstieg zum Mythos, Bonn 1997.



  • Forschungskolloquium

    Di. 18:15-19:45 Uhr, MZG 1213, Beginn: 17.10.06, Kennziffer: 45701

    Im Rahmen des Kolloquiums werden Staatsexamens-, Magister- und Doktorarbeiten sowie laufende Forschungsarbeiten der Neueren Geschichte vorgestellt und diskutiert. Überdies sollen wichtige Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kulturgeschichte vorgestellt werden. Insbesondere Studierende in den Abschlusssemestern bzw. der Prüfungsphase sind hoch willkommen, um im Rahmen dieses Seminars eigene und fremde Forschungsarbeiten zu debattieren.





Lehrveranstaltungen von Bettina Brockmeyer


  • Aufbauseminar:
    Deutsch-jüdische Geschichte (1781-1871)


    Di. 14:15-15:45 Uhr, MZG 1213, Beginn: 17.10.06, Kennziffer: 45904

    Als "Falschgeborene" bezeichnete sich Rahel Levin, die im ausgehenden 18. Jahrhundert einen Salon in Berlin führte, und meinte damit ihren Status als Frau und Jüdin. 1781 forderte der preußische Staatsbeamte Christian Wilhelm Dohm auf Veranlassung des jüdischen Aufklärers Moses Mendelssohn die "bürgerliche Verbesserung der Juden". Bis zur rechtlichen Gleichstellung 1871 dauerte es dann jedoch noch fast ein Jahrhundert, eine Zeit, die auch als Emanzipationsprozess bezeichnet wird. Was unter "bürgerlicher Verbesserung" überhaupt verstanden wurde und wer, wann, warum und mit welchem Resultat darüber debattierte, sind für das Seminar zentrale Fragen. Die rechtlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen (z.B. im Zusammenhang mit den Preußischen Reformen und der Revolution von 1848) sollen dabei nicht als Teil eines zielführenden Prozesses gelesen, sondern in ihren jeweiligen Kontext gesetzt werden. Kultur- und geschlechtergeschichtliche Ansätze bilden die maßgeblichen Perspektiven auf diesen Zeitabschnitt deutsch-jüdischer Geschichte. Voraussetzungen für einen Teilnahmeschein sind regelmäßige Mitarbeit und die Übernahme eines Referats oder ähnlichen Beitrags. Für einen qualifizierten Schein ist eine Hausarbeit nötig.

    Einführende Literatur: Brenner, Michael; Jersch-Wenzel, Stefi; Meyer, Michael A.: Deutsch-jüdische Geschichte in der Neuzeit, Bd. II: Emanzipation und Akkulturation, München 1996.
    Heinsohn, Kirsten; Schüler-Springorum, Stefanie (Hg.): Deutsch-jüdische Geschichte als Geschlechtergeschichte. Studien zum 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2006.