Kunstwerk des Monats im Juli 2016


03. Juli 2016
"Die Philosophie nach Jakob Götzenberger. Die Ausmalung der Bonner Universitätsaula und ihre druckgraphische Verbreitung"
Vorgestellt von: Dr. Katja Mikolajczak

kdmju16Der Stich nach Jakob Götzen­bergers Wand­gemälde Die Philosophie aus der Bonner Universitäts­aula, wurde von Joseph Keller gefertigt. Dieser wurde 1811 in Linz am Rhein geboren, verstarb 1873 in Düsseldorf und galt zu Leb­zeiten als ein be­deutender Meister der Kupfer­stech­kunst. Besonderer Ruhm kam ihm für seine Re­produktionen nach Raffaels Disputa und der Sixtinischen Madonna zu. Ab 1839 war Keller Professor für Kupfer­stech­kunst an der Düsseldorfer Kunst­akademie. Den Auftrag, die Philosophie in Kupfer zu stechen, erhielt Keller 1833, kurz nachdem er eine sechs­jährige Aus­bildung bei einer Bonner Kupfer­druckerei beendet hatte, vom Schöpfer des Ge­mäldes Jakob Götzenberger.
In Folge des Zweiten Welt­kriegs zerstört und heute kaum bekannt, waren die vier Wand­gemälde der Bonner Universitäts­aula im 19. Jahr­hundert sehr berühmt.

In der zeit­genössischen Kunst- und Reise­literatur fanden sich ausführliche Be­schreibungen derselben und sie wurden druck­graphisch verbreitet. Die Konzeption der Aus­malung, die vier Fakultäten - Theologie, Jurisprudenz, Philosophie und Medizin -, in welche der Universitäts­betrieb zu dieser Zeit eingeteilt war, dar­zustellen, stammt von Peter Cornelius. Als Direktor der Düsseldorfer Akademie erhielt er 1823 den Auftrag, die Aula der 1818 gegründeten Bonner Universität von seinen Schülern Karl Hermann, Ernst Förster und Jakob Götzen­berger unter seiner Leitung aus­malen zu lassen. 1825 als gerade das erste Wand­gemälde Die Theologie voll­endet war, verließ Cornelius Düsseldorf, um das Amt als Leiter der Münchener Kunst­akademie anzutreten. Hermann und Förster folgten ihm nach München, nur Götzenberger blieb an der Düsseldorfer Akademie und fertigte die übrigen drei Bilder der Bonner Aula allein. Erst 1836 beendete er die Arbeit mit der Vollendung der Medizin. Peter Cornelius plante die Komposition der Fakultäts­bilder als symbolische Ver­sammlung der be­deutendsten historischen Vertreter der jeweiligen Wissenschaft in deren Mitte eine weibliche Personifikation thront.
Wieviel Be­achtung den Gemälden schon während ihrer Entstehung entgegen gebracht wurde, zeigt sich auch darin, dass Götzenberger im Jahr 1833, in welchen er gerade die Über­tragung der Philosophie auf die Wand beendete, Joseph Keller den Auftrag gab diese und die Theologie in Kupfer zu stechen. Da das Wandgemälde nicht mehr existiert und es nur wenige Fotografien desselben gibt, ist der äußerst detailliert ausgeführte Kupferstich Kellers neben seiner künstlerischen Be­deutung auch eine wichtige Bild­quelle.