Kunstwerk des Monats im Juli 2010


04. Juli 2010
"Das Innere des Bonner Münsters, von Job Adriaenszoon Berckheyde"
Vorgestellt von: PD Dr. Jens Reiche

Job Adriaenszoon BerckheydeAus der Sammlung Zschorn stammt das Job Berckheyde (1630-1693) zugeschriebene Gemälde, das eine Innenansicht der Bonner Münsterkirche zeigt. Job und sein jüngerer Bruder Gerrit (1638-1698) unternahmen in den 1650er Jahren eine Rheinreise, von der sie zahlreiche Skizzen nach Haarlem mitbrachten. Job und noch mehr Gerrit verwendeten das Material in der gemeinsamen Werkstatt zu Gemälden, die insbesondere die Kölner Kirchen in immer wieder neuen Kombinationen zeigen, ohne auf topographische Richtigkeit Wert zu legen. Das Göttinger Bild ähnelt einem 1662 datierten Werk Gerrits im Stadtmuseum Bonn außerordentlich und darf aufgrund der Kleidermode als eine spätere Fassung des Motivs gelten. Die beiden Bilder sind schon lokalgeschichtlich von Interesse, da sie für mehrere inzwischen verlorene oder veränderte Ausstattungsstücke des Bonner Münsters die einzigen Zeugnisse sind.
Der berühmteste niederländische Architekturmaler seiner Zeit war sicher der Haarlemer Pieter Saenredam (1597-1665), der seine Gemälde mit Hilfe von perspektivisch genau konstruierten Zeichnungen schuf und in mindestens einem Falle sogar auf eine eigene Grundrisszeichnung der betreffenden Kirche zurückgriff. Über den Schaffensprozess bei den beiden Berckheyes sind wir leider nicht so gut unterrichtet.

Detailgenau beobachtete Interieurs romanischer und gotischer Kirchen waren im calvinistischen Holland des 17. Jahrhunderts insgesamt recht beliebt und beweisen, dass auch der Barock durchaus Interesse an mittelalterlicher Architektur hatte.