04/10/2011: Studie: Migrant/innen sind die Billigreserve in der Leiharbeit

Die taz berichtet über eine bei der Otto-Brenner-Stiftung erschienene Studie, in der die Situation von Leiharbeiter/innen mit Migrationshintergrund analysiert worden ist. Das Ergebnis kann das schlechte Image der Branche nicht revidieren – im Gegenteil.

In der Studie habe die Soziologin Sandra Siebenhüter untersucht, unter welchen Bedingungen Migrant/innen in der Leiharbeit arbeiteten und wie sich diese Arbeitsverhältnisse auf ihre gesellschaftliche Integration auswirkten. Nach der Auswertung von 116 Interviews, die die Autorin mit Leiharbeiter/innen, Arbeitgebern und Betriebsräten vornehmlich aus der Metall-, Elektro- und Druckindustrie geführt habe, komme sie zu dem Schluss, dass Migrant/innen, die lange in der Leiharbeitsbranche tätig seien, um ihre Teilhabechancen gebracht würden, etwa weil ihnen der Weg in eine existenzsichernde Arbeit verbaut werde.

Neben den vielfach von Demütigungen, Ausbeutung und Herabstufungen geprägten Arbeitsverhältnissen kritisiere Siebenhüter vor allem die strukturellen und institutionellen Voraussetzungen, durch die Migrant/innen in prekäre Erwerbslagen gebracht würden: Dazu gehöre, dass der Aufenthaltsstatus an einen Job gekoppelt sei, und dazu gehöre, dass immer noch zu wenige ausländische Berufsabschlüsse in Deutschland anerkannt würden. Letzteres führe etwa auch dazu, dass fast 30 Prozent aller Migrant/innen mit SoziaIhilfebezug einen Berufsabschluss hätten, der hierzulande aber nicht anerkannt werde und daher wertlos sei.

Quelle: taz.de vom 04.10.2011

Weiterlesen: Siebenhüter, S. (2011): Integrationshemmnis Leiharbeit – Auswirkungen von Leiharbeit auf Menschen mit Migrationshintergrund, OBS-Arbeitsheft 69, hg. v. der Otto-Brenner-Stiftung, Frankfurt/M.

Siebenhüter, S. (2011): Arbeitsmarkt Leiharbeit – Risiken und Chancen der künftigen Dienstleistungsfreiheit. In: WSI-Mitteilungen, 64. Jg., Heft 3, S. 146-148.