Kunstwerk des Monats im März 2010


07. März 2010
"Eduard Bendemann. Figurenstudie zu "Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem"
Vorgestellt von: PD Dr. Christian Scholl

Eduard Bendemann KdM"Wenige Künstler haben einen solchen Wechsel in der Werthschätzung des Publikums erfahren, sind gleich bei ihrem ersten Auftreten des Publikums so vergöttert und später wieder mit so unverdienter Gleichgültigkeit fallen gelassen worden" – so schreibt der Kunstkritiker Friedrich Pecht 1881 über den Maler Eduard Bendemann (1811-1889). In den 1830er Jahren gehörte Bendemann zu den wichtigsten und erfolgreichsten Vertretern der Düsseldorfer Malerschule. In einer jüdischen, zum Protestantismus konvertierten Familie in Berlin aufgewachsen, war er 1827 seinem Lehrer Wilhelm Schadow (dem Sohn des Bildhauers Gottfried Schadow) nach Düsseldorf gefolgt. Mit Bildern wie "Gefangene Juden in Babylon" oder "Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem" bewegte er in Europa ein großes Publikum. Während seine Bilder zunächst auf nahezu uneingeschränkte Zustimmung stießen, regte sich in der Folgezeit die Kritik an seinen "Trauerbildern", welche nun – im Vorfeld der Revolution von 1848/49 – zunehmend als Ausdruck von Resignation und Passivität gedeutet wurden. Die solchermaßen begründete Ablehnung erwies sich als so suggestiv, dass sie bis weit ins 20. Jahrhundert wirksam blieb. Heute ist Bendemann nur noch Wenigen bekannt.
Der Beitrag zum Kunstwerk des Monats März 2010 widmet sich dem anfänglichen Erfolg und der nachfolgenden Abwertung dieses Künstlers auf exemplarische Weise. Aus dem umfangreichen und bedeutenden Bestand von Bendemann-Zeichnungen, die Konrad Renger 1977 für die Kunstsammlung der Universität Göttingen erwerben konnte, wird eine Figurenstudie zum Gemälde "Jeremias auf den Trümmern von Jerusalem" von 1836 vorgestellt, mit dem der Maler einen seiner größten Erfolge feiern konnte.

Dabei geht es um die konkrete Funktion der Zeichnung als Vorstudie für das Gemälde, aber auch um die allgemeinen Gründe sowohl für die Bendemann-Begeisterung als auch für die danach einsetzende Bendemann-Kritik. Aus kunsthistorischer Perspektive soll der Versuch unternommen werden, einem Werk gerecht zu werden, das sich aufgrund von Umbrüchen im Kunstverständnis nicht mehr ohne weiteres von selbst erschließt und das gleichwohl zu den wichtigsten Zeugnissen der Malerei des 19. Jahrhunderts in Deutschland gehört.