Mechthild Barth

Mit den Augen des Kindes.
Narrative Inszenierungen des kindlichen Blicks im 20. Jahrhundert.
(= Beiträge zur neueren Literaturgeschichte Bd. 264)
Heidelberg: Winter 2009. 296 S.



Kinder erleben die Welt anders. Sie zeichnen sich durch eine erfrischende Naivität, aber auch eine Nähe zum Mystischen aus. Solche und ähnliche Vorstellungen prägen unser Bild vom kindlichen Wesen und prädestinieren es im 20. Jahrhundert förmlich zum Erzähler. Denn das erzählende Kind entspricht in vielem dem, was Literatur heute ausmacht. Zum einen gilt die Fähigkeit, eine andere Perspektive auf die Welt einzunehmen, als Besonderheit der Kunst und vornehmlich der Literatur. Zum anderen rücken verstärkt Möglichkeiten, die eine andere Sicht auf die Welt bieten, ins Zentrum des Erzählinteresses. In diesem Buch wird mittels eines komparatistischen Textkorpus u. a. mit Werken von Pasternak, Kertész u. Rushdie dargelegt, auf welche kultur- und literaturhistorisch tradierten Muster, Konventionen und Schemata ein Autor zurückgreifen kann, um überzeugend aus Kindersicht zu erzählen, und wie unsere Vorstellungen von der Welt durch den kindlichen Blick irritiert und geweitet werden.