Dr. Chrstine Hoppe | Research assistant 2008–2022

About me


  • 1. Was hat Sie dazu gebracht, Musikwissenschaft zu studieren?

Schon als Schülerin habe ich wahnsinnig gerne gelesen, (klassische) Musik gehört und selbst in diversen Orchestern und Chören musiziert. Mich interessierten immer die Geschichten um die Bücher und Kompositionen herum, die historischen Kontexte…
Während ich mich ein Jahr lang in einem umwelttechnischen Studiengang ausprobierte, stellte ich fest, dass es mir nicht reicht, mich nur in meiner Freizeit mit Musik und Literatur zu beschäftigen. So wechselte ich zu den Studienfächern Germanistik und Musikwissenschaft und fand, was ich gesucht hatte: Meinen ganz eigenen Raum, um über Musik und Literatur nachzudenken und mich wissenschaftlich mit ihnen zu beschäftigen.

  • 2. Was bedeutet für Sie, Musik zu erforschen?

Für mich entsteht Musik und wird rezipiert in einem Spannungsgeflecht vielschichtiger Beziehungen. Ich finde es spannend, immer wieder neue Ebenen in diesen Spannungsgeflechten zu entdecken und wahrzunehmen; neue Perspektiven auf bekannt geglaubte Gegenstände zu entwickeln und dadurch zu neuen Erkenntnissen zu kommen. In meiner Forschung interessieren mich vor allem die Berührungspunkte, die unterschiedlichste Musiken mit der alltäglichen Realität aufweisen. Orte, an denen Musik als interaktives, kommunikatives und prozesshaftes Phänomen erscheint und nicht als Einwegkommunikation verstanden wird. Durch diese Verschiebung meines Fokus weg von (kanonisierten) Komponisten und ihren Werken rücken in meiner Forschung vor allem versteckte Orte des (musikalischen) Handelns und Wissens in den Vordergrund. Mein Blick ist auf Quellen gerichtet, die in traditionelleren Musikgeschichtsschreibungen wenig Platz gefunden haben. Auch die in ihrer ihnen eigenen Körperlichkeit Musik produzierenden und rezipierenden Individuen erfahren meine Aufmerksamkeit als Forscherin.

  • 3. Was können Studierende im Musikwissenschaftsstudium in Göttingen bei Ihnen lernen?

In meiner Lehre ist zentral, das vor allem im Bereich der Historischen Musikwissenschaft traditionell starre Denkmuster einer Trennung von Leben und Kunst zu durchbrechen. Ich verstehe Musik als Prozess und Produkt kulturellen Handelns spezifischer Akteur_innen an historisch und sozial geformten Orten. Es ist mir wichtig, den traditionell textbasierten (meint hier: notentext-basierten) Blick um kulturwissenschaftliche Fragen und Theorien zu erweitern, die das Potenzial aufzeigen, eine neue Ordnung des Wissens zu kreieren sowie eine kritische Reflexion dessen anzustoßen, was oft unhinterfragt als ‚die Geschichte der Musik‘ angenommen und weitererzählt wird. Wie ändert sich der Blick auf Musik, auf Akteur_innen, wenn sich ehemals starre Ordnungssysteme flexibel zeigen und Akteur_innen in ihrer ganz konkreten Individualität als Produzent_innen, als Rezipient_innen, als Interpret_innen mit in die Analyse musikalischer Prozesse hineingeholt werden, wenn notentext-ferne Parameter mit in die Betrachtungen einfließen?



Born 1978. From 1998 – 2003 she studied German language and literature and musicology at the University of Rostock and the Sorbonne IV in Paris; Magisterthesis in German language and literature, title: Der Anti-Heimatroman in der österreichischen Nachkriegsliteratur. Verfremdung als Motiv in den Werken Franz Innerhofers, Thomas Bernhards und Gerd Jonkes (adviser: Prof. Dr. Helmut Lethen). 2002-2003: freelancer in the cultural section of the daily newspaper Norddeutsche Neueste Nachrichten; 2002 - 2004: member of the editorial office of the newspaper Risse – Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern; From 2003 – 2004 she was research assistant at the Department of Musicology at the University of Rostock; 2004 - 2005: freelancer in the cultural section of the daily newspaper Dresdner Neueste Nachrichten; From 2006 – 2008 she was assistant lecturer in German/Communication Studies at the DAA Dresden, and from April – June 2008 research assistant at the Department of Musicology in Göttingen. Since July 2008 she has been research assistant to the Professor of Historical Musicology; 2012: Ph.D on the topic Der Schatten Paganinis. Virtuosität in Kompositionen von Violinvirtuosen am Beispiel Heinrich Wilhelm Ernsts (1814 – 1865) [The shadow of Paganini: Virtuosity in compositions Heinrich Wilhelm Ernst (1814 – 1865)] (advisers: Prof. Dr. Andreas Waczkat, Prof. Dr. Heinz von Loesch)




  • Virtuoso music of the 19th century
  • Views of music in the 19th century
  • Development of the concert system
  • Writing on music – Music in daily newspaper reviews




  • Organisation und Durchführung der Tagung »Musik im Körper - Körper in der Musik« (gemeinsam mit Sarah Avischag Müller, 4.-6. September 2019, Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Göttingen)
  • Organisation und Durchführung der Tagung »Der lange Schatten Paganinis. Heinrich Wilhelm Ernst (1814-1865) und das Phänomen Virtuosität im Spannungsfeld von Produktion - Reproduktion - Rezeption« (19.-20. November 2015, Musikwissenschaftliches Seminar der Universität Göttingen)
  • gemeinsam mit der Universität Kassel und dem Spohr-Museum: Erarbeitung von pädagogischem Zusatzmaterial für das Spohr-Museum Kassel
  • Ausstellungsprojekt zur Geschichte der Göttinger Musikwissenschaft »Musikwissenschaft in Göttingen Geschichte und Gegenwart«. Eröffnung während der GfM-Tagung Music | Musics.Structures and Processes in Göttingen im September 2012 (in Zusammenarbeit mit Studierenden)
  • Ausstellung im Rahmen der Händelfestspiele in Göttingen 2012 & 2013 (in Zusammenarbeit mit Studierenden)
  • Erlebnisraum Händel. Musik und Vermittlung im Rahmen der Internationale Händelfestspiele Göttingen 2014
  • (mit Studierenden der Universität Kassel): Erarbeitung von pädagogischen Begleitmaterialien für das Spohr-Museum in Kassel, Frühjahr 2020




Monographien

  • Der Schatten Paganinis. Virtuosität in Kompositionen Heinrich Wilhelm Ernsts (1814-1865) (mit einem Verzeichnis seiner Werke). Hildesheim: Olms 2014 (= Göttingen studies in musicology, Bd. 5).


Herausgaben

  • zusammen mit Melanie von Goldbeck: Begegnung - Vermittlung - Innovation. Annäherungen an Musik- und Kompositionspraktiken im Europa des 19. Jahrhunderts. (= Bericht zum 15. Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung "Musik|Musiken. Strukturen und Prozesse", Göttingen 2012 / Sektion Freie Referate, Bd. 1). Göttingen: Universitätsverlag 2015.
  • zusammen mit Melanie von Goldbeck und Maiko Kawabata: Exploring Virtuosities: Heinrich Wilhelm Ernst, Nineteenth-Century Musical Practices and Beyond. Hildesheim: Olms 2018 (= Göttingen studies in musicology, Bd. 10).
  • zusammen mit Sarah Avischag Müller: Musik im Körper - Körper in der Musik. Körper an der Schnittstelle von musikalischer Praxis und Diskurs. Hildesheim: Olms 2021.


Aufsätze

  • Ernst's Concepts of Virtuosity. In: Exploring Virtuosities: Heinrich Wilhelm Ernst, Nineteenth-Century Musical Practices and Beyond. Hrsg. von Christine Hoppe, Melanie von Goldbeck und Maiko Kawabata. Hildesheim 2018, S. 33-51.
  • "Zur freundlichen Erinnerung an..." - Stammbucheinträge als Quellen für das kompositorische Schaffen Heinrich Wilhelm Ernsts. In: Begegnung - Vermittlung - Innovation. Annäherungen an Musik- und Kompositionspraktiken im Europa des 19. Jahrhunderts. (= Bericht zum 15. Internationalen Kongress der Gesellschaft für Musikforschung "Musik|Musiken. Strukturen und Prozesse", Göttingen 2013 / Sektion Freie Referate, Bd. 1.) Hrsg. von Christine Hoppe und Melanie von Goldbeck. Göttingen: Universitätsverlag 2015, S.31-48.
  • (mit Inna Klause und Andreas Waczkat:) Musik. In: Geschichte Niedersachsens, Band 4: Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Hrsg. von Stefan Brüdermann. Göttingen: Wallstein 2016, S. 1231-1266.
  • (mit Julian Heigel und Andreas Waczkat:) "es liegt also für das Gebiet der Musikwissenschaft eine aus der Vergangenheit in die Gegenwart wirkende Verpflichtung in Göttingen vor". Zur Gründungsgeschichte des Göttinger Musikwissenschaftlichen Seminars. In: Musikwissenschaft 1900-1930. Zur Institutionalisierung einer jungen akademischen Disziplin. Bericht über die Tagung 22.-23. November 2013 in Halle. Hrsg. von Wolfgang Auhagen, Wolfgang Hirschmann und Tomi Mäkelä. Hildesheim 2017, S. 162-181.
  • Sprechen über Musik. In: Musik beschreiben, besprechen, erklären (= Kompendien Musikwissenschaft 4). Hrsg. von Anne Jostkleigrewe und Andreas Waczkat (in Vorbereitung).
  • Das Spezifische im Allgemeinen? Auf der Suche nach dem Lehrer Joseph Böhm in Techniken, Lehrmethoden, Lehrwerken und Widmungskompositionen seiner Schüler. In: Annkatrin Babbe und Volker Zimmermann (Hg.): Konservatoriumsausbildung von 1795 bis 1945 (in Vorbereitung).
  • Zwischen Tradition, Ehrerbietung und Abgrenzung. Was Widmungskompositionen über die Bedeutung Joseph Böhms und Heinrich Wilhelm Ernsts für Joseph Joachims Selbstverständnis als Virtuose und Interpret und seine Identität als Komponist erzählen: Katharina Uhde (Hg.): Joseph Joachims Identitäten (Arbeitstitel). Hildesheim (in Vorbereitung).


Rezensionen & Tagungsberichte (Auswahl)

  • Tagungsbericht Konstruktivität von Musikgeschichtsschreibung. Zur Formation musikbezogenen Wissens. 03.11.2011-05.11.2011, Göttingen, in: H-Soz-u-Kult, 07.02.2012, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4046
  • Tagungsbericht Konstruktivität von Musikgeschichtsschreibung. Zur Formation musikbezogenen Wissens. Internationale Tagung, Göttingen, 3. bis 5. November 2011. In: Musikbezogene Genderforschung. Aktuelle und interdisziplinäre Perspektiven (= Jahrbuch Musik und Gender, Bd. 5), hrsg. von Nicole K. Strohmann, Camilla Bork und Gesa Finke, Hildesheim / Zürich / New York: Georg Olms Verlag 2012, S. 137-139.
  • zusammen mit Andreas Waczkat: Sächsischer Dreiklang. Festliche Tage Alter Musik, Mitteldeutsche Heinrich-Schütz-Tage und Heinrich-Schütz-Fest in Dresden vom 9.-24.9.2006. In: Concerto. Das Magazin für Alte Musik. Ausgabe Dez./ Jan. 2006/07, S. 6 ff.
  • Das Parallelweltenexperiment. Sibylle Berg lässt in ihrem neuen Werk die Welt untergehen – oder doch nicht. In: Risse. Zeitschrift für Literatur in Mecklenburg und Vorpommern. Nr. 13, Rostock 2004, S. 94-97.




Lehre - Auswahl
SoSe 2021

  • Analyse von Musik
  • Intertextualität als analytischer Zugriff auf Musik
  • Der Klang der Städte: Klang als Medium einer Musikgeschichte
  • WiSe 2020/21
  • Musik und Kulturgeschichte: Musik, Gender und Kulturgeschichte. Perspektiven, Reflexionen, Selbstreflexionen
  • Grundkurs Musikwissenschaft
  • SoSe 2020
  • „Guten Morgen. Tritt ein – und vergiss Deine Sorgen!“ Verhandlungen der Moderne im unterhaltenden Musiktheater der 1920er und 1930er Jahre am Beispiel des Alpenidylls Im weißen Rößl
  • Licht und Schatten. Virtuosität im Spannungsfeld von Produktion – Reproduktion – Rezeption am Beispiel komponierender Violinvirtuos_innen im 19. Jahrhundert (SoSe 20, Lehrauftrag an der Universität Kassel)WS 2020/21
  • Beethoven im Museum. Das Medium Ausstellung als Inszenierungs- und Vermittlungsform musikhistorischen Wissens über Werk, Biographie und Wirkung; mit Exkursion nach Wien
  • Analyse von Musik
  • WiSe 2019/20
  • Musik, Musikleben und Musikwissenschaft in Göttingen 1779 bis heute, mit Ausstellung zum 100jährigen Jubiläum des Göttinger Seminars für Musikwissenschaft 2020
  • Geschichte machen. Vermittlungsformen musikhistorischen Wissens (gemeinsam mit Prof. Dr. M. Böggemann, Universität Kassel)
  • Musik im Körper – Körper in der Musik. Körperlichkeit in Musik und Musikwissenschaft (WiSe 19/20)
  • SoSe 2019
  • Macht und Ohnmacht. Musik im Konzentrationslager (mit Exkursion ins KZ Buchenwald sowie ins Archiv der Hochschule Franz Liszt Weimar
  • Oper für Salon und Straße - Orte und Medien der Popularisierung des Musiktheaters
  • Analyse von Musik
  • WiSe 2018/19
  • Grundkurs Musikwissenschaft
  • SoSe 2018
  • Urbane Räume des Vergnügens – Musiktheater, Revue und Kabarett im Berlin der 1920er
  • Hörbar Händel: Publikumsbindung am Fallbeispiel der Göttinger Händelfestspiele 2018
  • SoSe 2017
  • "Honestly sincere"? Rockmusik, -kult und -kultur im Musical der 60er und 70er Jahre; mit Exkursion ins Theater Meiningen, Aufführung Rocky Horror Show mit anschließendem Gespräch mit Regisseur, Dramaturgin und Teilen des Ensembles
  • Musico-logica: Theorien musikalischer Analyse - Intertextualität als analytischer Zugriff
  • WiSe 2016/17
  • Von Woyzeck zu Wozzeck: Die Literaturopern Alban Bergs
  • "Gut gewählt, hat sie durchaus nichts Störendes" - Musik im europäischen Salon des 19. Jahrhunderts
  • SoSe 2016
  • Erlebnisraum Händel. Musik und Vermittlung im Rahmen der Internationalen Händel-Festspiele 2016
  • WiSe 2015/16
  • Historische Satzlehre I
  • Licht und Schatten. Vom Umgang mit Virtuosität im Denken in und über Musik
  • Macht und Ohnmacht. Musik im Konzentrationslager (mit Exkursion ins KZ Buchenwald/
  • SoSe 2015
  • Sound Studies: Vom Klang des Virtuosen
  • Urbane Räume des Vergnügens – Musiktheater, Revue und Kabarett im Berlin der 1920er
  • WiSe 2014/15
  • Musik in geselligem Kreise – Der Musikalische Salon als Ort kulturellen Handelns im 19. Jahrhundert SoSe 2014
  • WiSe 2013/14
  • Nationale Tradition und zeitlicher Wandel. Die Motette und ihre Notation im 14. und 15. Jahrhundert: ihre Struktur, ihre Funktion, ihre Kontexte
  • WiSe 2012/13
  • Die Musik der Neuen Sachlichkeit. Mit eintägigem Workshop mit dem Kulturwissenschaftler Prof. em. Dr. Helmut Lethen, IFK Wien, sowie dem Musikwissenschaftler Prof. Dr. Nils Grosch, Universität Salzburg