Ethologische und physiologische Untersuchungen zu Mensch-Tier-Interaktionen in der extensiven Mutterkuhhaltung und der anschließenden Bullenintensivmast

Die Untersuchungen sollten dazu beitragen, Strategien für eine Verbesserung der Mensch-Tier-Beziehung in der extensiven Mutterkuhhaltung zu entwickeln. Es sollte getestet werden, ob eine bessere Gewöhnung extensiv gehaltener Tiere an den Menschen mit möglichst wenig und realistischem Mehrarbeitsaufwand unter Versuchs- und Praxisbedingungen erreichbar ist. Außerdem wurden Jungbullen, die ihr erstes Lebenshalbjahr in extensiven Haltungssystemen verbrachten, später bei Routinemaßnahmen unter konventionellen Mastbedingungen ethologischen und physiologischen Tests unterzogen. Insgesamt wurden vier Versuche mit Rindern verschiedener Genotypen im Versuchsgut der Universität in Relliehausen sowie auf den Weiden eines Praxisbetriebes bei Lenzen/ Elbe durchgeführt:
1. Einfluß von Betreuung bei extensiv gehaltenen Mutterkühen und Färsen auf den Sommerweiden des Versuchsgutes
2. Einfluß unterschiedlicher Betreuungsintensitäten bei extensiv gehaltenen Mutterkühen auf den Sommerweiden eines großen Landschaftspflegebetriebes in Lenzen/ Elbe
3. Ethologische und physiologische Reaktionen zuvor unterschiedlich betreuter Jungbullen bei Routinemaßnahmen
4. Bestimmung von Cortisolkonzentrationsverläufen bei Jungbullen und Erhebung physiologischer Parameter
Bei den untersuchten Tieren der Experimente 1 und 2 war der Effekt einer zusätzlichen Weidebetreuung um so geringer, desto kürzer die Distanzen von Beginn an waren. Eine intensive Zusatzbetreuung kann eine höhere Zutraulichkeit bewirken, hatte aber bei ruhigen Tieren keinen Effekt. Ausreichend erscheint eine wöchentliche Weidebegehung zu Fuß, um eine positive Präsenz des Menschen zu gewährleisten. Die Aufstellung einer Menschenattrappe konnte den Menschen nicht ersetzen.
Die Ergebnisse der Experimente 3 und 4 zeigten parallele Entwicklungen zwischen Plasma- und Speichelcortisolkonzentrationen. Während des Versuchsablaufs zeigten sich bei den meisten Jungbullen Gewöhnungseffekte, die sich z.B. durch sinkende Cortisolkonzentrationen nachweisen ließen.

Laufzeit: 03.1998-08.2003