betreute Habilitationen

  • Carolin Kosuch
    carolin.kosuch at uni-goettingen.de

    Projekt: Der bewahrte Mensch. Das Streben nach säkularer Ewigkeit in den verflochtenen europäischen Modernen Die Habilitationsschrift fokussiert auf eine Gruppe von Ingenieuren, Ärzten und Naturwissenschaftlern des europäischen 19. Jahrhunderts, die durch ihre transnationale Kooperation Ideengehalt und Definitionsmomente des Säkularen entscheidend prägten. Diese ʻsäkularen Avantgardenʼ waren durch ein gemeinsames Projekt – die Feuerbestattung − geeint. Sie eignen sich für eine Untersuchung ganz besonders, da sie als gut vernetzte, mobile, polyglotte und breit aufgestellte Initiatoren, Anwälte und Multiplikatoren des Säkularen im Zentrum der öffentlichen Meinungsbildung und im Herzen der europäischen Modernen standen. Ihre paradigmenprägenden Aktivitäten entfalteten sie im Speziellen über die medizinische Praxis, über populärwissenschaftliche Abhandlungen, Vortragstätigkeit, aber auch über wissenschaftliche und politische Gremienarbeit und mittels technischer und medizinischer Neuerungen. Mit seinem Fokus auf den europäischen Feuerbestattungsdiskurs fragt das Vorhaben danach, wie diese einflussreichen Akteure den ʻsäkularen Menschenʼ nach dem Überschreiten der Grenze des Todes dachten bzw. sinnhaft im Sein verankerten und welche historischen Hintergründe, welches Wissen und welche Technologien und Praktiken mit ihrer säkularen Sinnstiftung verbunden waren. Dabei verfolgt das Projekt die Hauptthese, dass der nicht-vergehende Mensch ein entscheidendes Signum des Säkularen darstellt: Dank technischer Innovationen wird er zum Produkt, das zeitlich unbegrenzt aufbewahrt werden kann. Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf italienischen und deutschen Beispielen des 19. Jahrhunderts, da die Feuerbestattung hier besonders früh und umfassend diskutiert wurde; zudem wird an ausgewiesenen Stellen der übrige europäische und außereuropäische Raum mit einbezogen. Der maßgebliche Zeitrahmen des 19. Jahrhunderts wird durch einen abschließenden Ausblick in die Zweite Moderne mit ihrer digitalen Revolution ergänzt. Neben dem Säkularen diskutiert das Vorhaben Aspekte der Geschichte des Todes, der Technikgeschichte sowie der Körpergeschichte. Ferner eruiert es die Bedeutung des ʻotheringʼ (Geschlecht, Herkunft, Klasse, Religion) im Prozess der Festigung des säkularen, ʻmodernenʼ Selbstverständnisses.


  • Richard Hölzl
    rhoelzl at gwdg.de
    Hölzl Habil
    Gläubige Imperialisten. Katholische Mission in Deutschland und Ostafrika (1830–1960). Im Zentrum des Projekts Moderne Missionen steht die Frage nach den Wegen transnationaler Kommunikation und des Austauschs zwischen Europa und anderen Teilen der Welt im Bereich religiöser Sinnstiftung, Umweltgestaltung, Körperpraxis und Arbeit. Ich frage nach den Rückwirkungen der katholischen Missionsbewegung auf das Selbstverständnis der europäischen (klassischen) Moderne und ihrer Akteure. Das Selbstverständnis katholischer Missionare und Missionarinnen, ihre Erfahrungen in den Missionsgebieten sowie die mediale Präsentationen ihres Handelns rücken dabei ebenso in den Blick, wie die materiellen Transfers im inner- und außereuropäischen Handlungsfeld der Mission.


  • Philipp Müller
    philipp.mueller at phil.uni-goettingen.de
    Geschichte machen. Historisches Forschen und die Politik der Archive Göttingen: Wallstein Verlag 2019. 517S. 9Abb. Preis 44,90 Euro.
    Müller Habil BuchGeschichte machen. Archivbenutzung im Spannungsfeld staatlicher Archivpolitik und historischer Forschung im langen 19. Jahrhundert Das Habilitationsprojekt untersucht "Archivbenutzung zur historischen Forschung" am Beispiel der zentralen Staatsarchive der Königtümer Bayern und Preußen im langen 19. Jahrhundert. Das Projekt nimmt hierbei eine wesentliche Bedingung modernen historischen Forschens, die Archivrecherche, in den Blick und untersucht vergleichend die archivpolitischen Bedingungen und Umstände der Akteneinsicht zu historischen Zwecken. Mehr noch, das Projekt ermittelt die Aneignung derselben Bedingungen durch historisch Forschende und die Rückwirkung der Archivbenutzung auf die Institution des Archivs. Zentrales Erkenntnisziel ist es, das wechselseitige Ineinandergreifen von Archivpolitik und Archivbenutzung im 19. Jahrhundert als einen für den institutionellen Wandel der staatlichen Archive und für die Formation historischen Wissens konstitutiven Prozess sichtbar zu machen.
















  • Alexandra Przyrembel
    alexandra.przyrembel at phil.uni-goettingen.de
    Pryzrembel"Wunderbares Tabu. Die europäische Moderne und die Entdeckung einer neuen Ordnung (1784-1913)." Eher beiläufig und zufällig widmete sich Sigmund Freud zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem "marvellous", dem wunderbaren Tabu. Mit seiner Bestimmung des Tabus der "armen, nackten Kannibalen" hat Freud ein wirkungsmächtiges Konzept vorgelegt, das die Diskussionen des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt hat und noch bis heute prägt. Doch in Berührung mit dem Tabu kam Europa bereits hundert Jahre zuvor im Gefolge seiner kolonialen Bestrebungen im südpazifischen Ozean. Doch die Aneignung des Begriffes zunächst durch James Cook im ausgehenden 18. Jahrhundert und mehr als hundert Jahre später durch Freud war nicht zufällig. Das Tabu - so die These der Studie - ist Ergebnis und zugleich einer der Katalysatoren der Transformationen, wie sie die europäischen Gesellschaften im "langen 19. Jahrhundert" auf dem Weg in die Moderne durchlaufen.
    Mehr zum Buch: Verbote und Geheimnisse

    Homepage der ehem. Wiss. Mitarbeiterin PD Dr. Alexandra Przyrembel: http://alexandra-przyrembel.de oder http://www.kwi-nrw.de/home/profil-aprzyrembel.html