Interkulturalität und Mehrsprachigkeit

Mit der Einrichtung der Professur Interkulturalität und Mehrsprachigkeit hatte die Universität Göttingen auf das Desiderat reagiert, dass die unter je unterschiedlichen bildungspolitischen Vorgaben verhandelten Handlungsziele und Forschungsperspektiven ‚Interkulturalität’ und ‚Mehrsprachigkeit’ bisher nur in Ansätzen verknüpft wurden. Zentraler Inhalt und Aufgabe der an der Abteilung Interkulturelle Germanistik angesiedelten Professur ist eine Theoriebildung, die diese Verknüpfung leistet, um darauf aufbauend Forschungs- und Lehrperspektiven zu entwickeln. Es gilt mithin, das Konzept der Interkulturalität stärker auch theoretisch auf seine sprachlichen Grundlagen hin zu bestimmen und die wissenschaftskommunikativen Herausforderungen des Faches, die Erkenntnischancen zu nutzen, die in der Unterschiedlichkeit der jeweiligen auch kulturellen Ausgangspositionen und ihren wechselseitigen Bezugnahmen liegen, ernst zu nehmen und als Forschungs- und Lehrprogramm umzusetzen.
Seit der Einrichtung der Professur 2014 wurde eine Ausdifferenzierung des Spannungsfelds Sprache(n), Migration und Internationalisierung mit Blick auf zwei Bereiche vorgenommen, den der Wissenschaftsreflexion und den der Vermittlungsperspektiven, auf die nun aufgebaut werden kann. Die interdisziplinären Anschlussmöglichkeiten in die Fächer der Philosophischen Fakultät und darüber hinaus – dies verstärkt im Zuge der Formation des Netzwerks und schließlich der Gründung des Zentrums für Globale Migrationsstudien (CeMig) – bieten die Möglichkeit, diese quer zu den Disziplinen liegenden Fragen einer Wissenschaftsreflexion zu verfolgen und sich im Sinne einer Internationalisierung der Curricula, den Herausforderungen zu stellen, Lehr- und Vermittlungsprozesse so zu gestalten, dass die Beteiligten ihre Ressourcen einbringen und im Austausch produktiv werden können.
Dass diese Herausforderungen in der Lehre über die Vermittlung in internationalen Studiengängen hinaus im Kontext von Migration und Mehrsprachigkeit zu einer zentralen gesellschaftlichen Aufgabe geworden sind, hat ein Forschungs- und Arbeitsfeld eröffnet, in dem Konzepte für die Vermittlung von Deutsch als Zweit-, Fremd-, Bildungs- und Wissenschaftssprache entwickelt werden konnten, die einer Gegenstellung von ‚Mehrsprachigkeit als Bildungsziel’ und ‚migrationsbedingter Mehrsprachigkeit’ entgegenwirken und die Ausbildung einer ‚bildungssprachlichen‘ Mehrsprachigkeit jenseits von (defizitären) Sprachenförderkonzepten zum Ziel haben.