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Dr. Ingo Trüter

Vita


  • 2013 Promotion an der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen
  • 04/2009-03/2013 Stipendiat des Graduiertenkollegs „Expertenkulturen des 12. bis 16. Jahrhunderts“ der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2007-2009 Stipendiat am International Graduate Centre for the Study of Culture (GCSC) an der Universität Gießen
  • 2003-2004 Fremdsprachenassistent am Lycée Fabert in Metz (Frankreich)
  • 2000-2007 Studium der französischen Philologie und der Geschichte für das Lehramt an Gymnasien an der Georg-August-Universität Göttingen



Dissertationsprojekt


Gelehrte Lebensläufe. Habitus, Identität und Wissen um 1500


    In meinem Promotionsprojekt wird danach gefragt, wie Gelehrte sich im Heiligen Römischen Reich um 1500 persönlich und wie sie ihren ‚Stand‘ definierten und inszenierten. Welcher Zeichen und Praktiken bedienten sie sich, um Identität(en) – eine persönliche und eine kollektive – zu stiften? Welche von diesen wurden letztlich inkorporiert und somit zur „zweiten Natur“ – zum Habitus im Sinne Pierre Bourdieus? Dabei soll der Begriff des Habitus nicht isoliert von der Bourdieuschen Theorie der Praxis betrachtet werden: Kapitalformen und Felder sowie der soziale Raum und Lebensstile werden von ebenso großer Bedeutung sein. Bourdieus Theorie soll historisiert und für die zu untersuchende vormoderne Gesellschaft ‚übersetzt’ werden. Theoretisch muss vor allem auf Differenzen und mögliche Synergieeffekte zwischen den Konzepten von Identität, Rolle und Habitus geachtet werden. Am vielversprechendsten erscheinen dabei Situationen, in denen diese Konzepte für die einzelnen Protagonisten konfliktträchtig werden.
    Die Protagonisten dieses Vorhabens entstammen der Kohorte der zwischen 1470 und 1490 Geborenen, ohne dabei grundsätzlich von einer einzigen Generation auszugehen: Johannes Eck (*1486), Johannes Kingsattler (*1486) und Willibald Pirckheimer (*1470). Eck und Pirckheimer nehmen dabei ausgesprochene Extrempositionen in ihrem Feld und ihrer Kohorte ein und stellen somit Ausnahmen dar, was ihren Aussagewert in dieser mikrohistorischen/ historisch-anthropologischen Studie keineswegs schmälert – im Gegenteil: Sie dürften viel eher, je nach Perspektive, als nachahmenswerte Vorbilder oder negative Gegenentwürfe betrachtet worden sein.
    Als Leitüberlieferung dienen Selbstzeugnisse (Autobiographien und Briefe), wobei entsprechende Informationen stellenweise auch aus den wissenschaftlichen und literarischen Werken der Protagonisten destilliert werden können; zeitgenössische Biographien (z.B. Pantaleons Heldenbuch) sowie zeitgenössische Satiren (zB die Epistolae obscurorum virorum oder Pirckheimers Eckius Dedolatus) geben – letztere vorsichtig und als Zerrbilder gegen den Strich gelesen – Aufschluss über das zeitgenössische imaginaire der Gelehrten. Nicht zuletzt aus Verträgen, Universitätsakten und -matrikeln, Inventaren und der materiellen Kultur (zB Porträts, Gedächtnis- und Grabmalen, Wappen, Kleidung und anderen Standes- bzw. Berufsstandszeichen) können Hinweise auf gelehrte Praktiken, Selbstwahrnehmungen und Inszenierungen sowie gelehrte Habitus gewonnen werden.



Publikationen


  • (gemeinsam mit Marian Füssel) Das gelehrte Feld der Vormoderne. Möglichkeiten und Grenzen von Feldanalysen in der Geschichtswissenschaft, in: Stefan Bernhard / Christian Schmidt-Wellenburg (Hg.), Feldanalyse als Forschungsprogramm, 2 Bde., Bd.1 Der programmatische Kern, Wiesbaden 2012, S. 321-344.
  • Johannes Eck (1486-1543). Academic Career and Self-Fashioning around 1500, in: Richard Kirwan (Hg.), Scholarly Self-Fashioning and Community in the Early Modern University, Farnham 2013, S. 59–77.



Mitgliedschaft


Wissenschaftliches Netzwerk: Gelehrtenkultur