Indien und das Reich der Achämeniden

Es ist der äußerste Nordwesten Indiens, der mit der Einwanderung indo-germanischer Stämme aus den südrussischen Steppengebieten zu Beginn des zweiten vor-christlichen Jahrtausends den Subkontinent in die Weltgeschichte eintreten läßt. Wenig genug, was die von den Einwanderern hinterlassenen Texte, allesamt für deren Kult bestimmt, über diese Landnahme sagen. Und zeitlich bestimmbar sind diese Zeugnisse in keiner irgendwie gesicherten Weise. Die ersten mit einiger Gewißheit datierbaren Zeugnisse über Indien sind die Felsinschriften der achämenidischen Könige. Zwar wissen wir von der Ausdehnung des persischen Reiches durch Kyros den Großen bis an den Indus, wo er, was jedoch sicher nicht richtig ist, im Jahre 529 v. Chr. im Kampfe gefallen sein soll, lediglich aus Berichten griechischer Historiographen. Doch da der nach Kyrosʼ Nachfolger Kambyses regierende Dareios I. (521-486) in seiner Behistun-Inschrift Gandhāra, die fruchtbare Ebene des Peshawar-Tales – die parallele akkadische Version nennt das Gebiet Paruparaesa(e)na „jenseits [des Gebirges], das höher ist als der Flug des Falken“ – als Teil seines Reiches aufführt, ist es nicht unwahrscheinlich, daß dessen Annexion bereits unter Kyros erfolgte. Sindh – Alt-Persisch Hi(n)du – hingegen, das Dareios in der jüngeren Inschrift von Naqš-i-Rustam neben Gandhāra als Provinz seines Reiches nennt,[1] hat sicher er selbst erst erobert. Damit war der Indus, den Skylax, ein Grieche in persischen Diensten, zuvor im Auftrag von Dareios I. mit dem Schiff erkundet hatte, Ostgrenze des persischen Reiches geworden. Doch alsbald, vermutlich bereits in der Zeit des Xerxes (486-465), begannen beide Satrapien, der persischen Kontrolle zu entgleiten. Weit über hundert Jahre später sollten die Bergregion der Paropamisaden, die Παροπανισὰς χώρα der Griechen, und das eigentliche Gandhāra, ihr Γανδαρῖτις, Teil eines Imperiums werden, dessen Größe die des Achämeniden-Reiches zu übertreffen suchte, aufgebaut auf dessen Trümmern vom Makedonen-König Alexander. Nach dem Ende des Alexander-Reiches, letztlich eingeleitet durch eine Meuterei seines Heeres an der Beas, der Ὓφασις Arrians, einem von Osten her in den Indus einmündenden Fluß, blieben beide unter allenfalls loser Kontrolle der Nachfolger Alexanders, ehe sie dann 304 Teile des entstehenden Königreichs der Mauryas wurden.