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Presseinformation: Buchdruckerwitwen im Alten Reich

Nr. 127 - 05.09.2023

Dr. Saskia Limbach von der Theologischen Fakultät erhält ERC Starting Grant

(pug) Die Historikerin Dr. Saskia Limbach von der Universität Göttingen hat einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) erhalten. Für einen Zeitraum von fünf Jahren fördert der ERC ihr Projekt "Widows in the Growing Print Industry, c. 1550-1700 (WidowsPrint)" mit rund 1,5 Millionen Euro. Zwei weitere ERC Starting Grants gehen an Forschende der Universitätsmedizin Göttingen und des Max-Planck-Instituts für Multidisziplinäre Naturwissenschaften.

Mit der Förderung untersuchen Limbach und ihr Team, welche Auswirkungen der durch den Buchdruck ausgelöste, rasante wirtschaftliche Wandel auf die Rechte und Handlungsspielräume von Witwen hatte. Ausgangspunkt des Projekts ist die auffallend hohe ­ jedoch bislang in der Forschung nicht wahrgenommene ­ Anzahl von Buchdruckerwitwen im Alten Reich, die zum Teil über mehrere Jahrzehnte selbstständig aktiv waren. Diese hohe Anzahl ist auch auf das rasche Wachstum des Gewerbes in diesem Gebiet zurückzuführen. Doch wie schnell das Gewerbe im 16. und 17. Jahrhundert tatsächlich anwuchs, ist aufgrund der stark variierenden Auflagenhöhen, die seit Langem Forschende aus verschiedenen Disziplinen vor Probleme stellen, nur schwer nachzuzeichnen.

Daher wird das Projekt anhand einer Vielzahl von unterschiedlichen, zum großen Teil unausgewerteten Quellen erstmals eine valide Datengrundlage für die Berechnungen von Auflagenhöhen erstellen, um so die wachsende Produktion einzelner Druckereien zu vergleichen. In einem zweiten Schritt wird das Projekt mithilfe der neu gewonnenen Daten aufzeigen, inwieweit diese Entwicklungen die wirtschaftlichen Handlungsmöglichkeiten von Witwen sowie ihre rechtlichen Positionen beeinflusste.

„Ein wesentlicher Fokus des Projekts liegt auf der Rekonstruktion der professionellen Netzwerke der Buchdruckerinnen, vor allem ihren Beziehungen zu Verlegern, die ganze Auflagen finanzierten und so das Buchgeschäft zunehmend kontrollierten“, so Limbach. „Hierzu werden wir in einer innovativen Methodik unter anderem neue Bilderkennungssoftware einsetzen, die es ermöglicht, anhand wiederverwendeten Bildmaterials bisher unbekannte Netzwerke von Buchproduzentinnen sichtbar zu machen.“

Limbach wurde 2017 an der University of St Andrews promoviert und forschte seitdem in unterschiedlichen internationalen Projekten in Mailand (EMoBookTrade), Mainz (OCR-D) und Heidelberg (SFB 933 Materiale Textkulturen) mit dem Fokus auf Wirtschaftsgeschichte, Digital Humanities und Kulturgeschichte.

Seit Oktober 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Kirchengeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Göttingen. Ihre Forschung wurde bereits von verschiedenen Institutionen, wie dem Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie, der Royal Historical Society und der German History Society, gefördert und ihre Arbeit mit Preisen gewürdigt. Unter anderem wurde ihre Dissertation 2022 mit dem Preis für Geisteswissenschaften der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen ausgezeichnet.

Mit den Starting Grants des ERC unterstützt die Europäische Union herausragende Nachwuchsforscherinnen und -forscher beim Aufbau ihrer weiteren wissenschaftlichen Karriere. Die Fördergelder sollen ermöglichen, ein eigenständiges wissenschaftliches Profil zu entwickeln und innovative Ideen zu verfolgen.


Kontakt:
Dr. Saskia Limbach
Georg-August-Universität Göttingen
Theologische Fakultät
Platz der Göttinger Sieben 2
37073 Göttingen
Telefon: (0551) 39-24966
E-Mail: saskia.limbach@theologie.uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/63484.html, https://saskialimbach.com/