SoSe 2007


  • Vorlesung: Religion im 19. Jahrhundert

    Mo. 10:15?11:45 Uhr, ZHG 001, Kennziffer: 45858

    Ging man in der Forschung lange davon aus, das Religion im 19. Jahrhundert zusehends an Bedeutung verloren hat, so machen neuere Studien mit Nachdruck darauf aufmerksam, dass davon mitnichten die Rede sein kann. Gewiss übernahm der Staat eine ganze Reihe von Aufgaben, die zuvor in den Zuständigkeitsbereich der Kirche gefallen waren, auch lässt sich beobachten, dass manche Teile der Bevölkerung immer lockerere Beziehungen zur Institution Kirche hatten. Und doch sind die Phänomene die von einer zwar veränderten, aber keineswegs schwindenden Bedeutung von Religion zeugen, überwältigend: Wallfahrten werden zu Massenereignissen; die Vereine, die 1848 den größten Zulauf hatten, waren katholische Gruppierungen; die Auseinandersetzungen, die größte Aufmerksamkeit erregten (Stichwort: Kulturkampf), kreisten auch um Fragen der Religion. Dann spielten Fragen der Religion bei der Nationswerdung eine kaum zu überschätzende Rolle und schließlich ist auch der Kolonialismus ohne das Engagement der Missionen nicht zu verstehen. In der Vorlesung soll nach dieser veränderten Bedeutung von Religion für die Gesellschaft des 19. Jahrhundert gefragt werden: Warum gingen immer mehr Menschen wallfahrten, was bedeutete es, wenn Bismarck die Reichsgründung religiös legitimierte und warum blieben gleichzeitig auch immer mehr Menschen, insbesondere aus der sich formierenden Arbeiterschicht und aus dem männlichen Bürgertum, der Kirche fern?

    Einführende Literatur: Ruth Harris, Lourdes. Body and Spirit in the secular age, New York 1999.
    Olaf Blaschke (Hg.), Konfessionen im Konflikt. Deutschland zwischen 1800 und 1970: ein zweites konfessionelles Zeitalter, Göttingen 2002.



  • Hauptseminar: Missionen im 18./19. Jhdt. (Modulvorlesung "Religion im 19. Jhdt.")

    Di. 8:15?9:45 Uhr, MZG 1140, Kennziffer: 45840

    Ende des 18. Jahrhunderts mehren sich erst in England dann zu Beginn des 19. Jahrhundert auch im deutschsprachigen Raum die Anstrengungen, außereuropäische Gesellschaften zu missionieren. Es werden immer mehr Missionare und später auch Missionarinnen insbesondere nach Afrika und Asien geschickt, um zu christianisieren. Spielten hier anfänglich vor allem protestantische Missionsvereine eine große Rolle, so wuchsen nach und nach auch die Bemühungen von Seiten der Orden und Kongregationen.
    Im Mittelpunkt des Seminars steht die Frage, wie die Missionen aussahen, wer betrieb und unterstützte sie? Standen religiöse oder auch ökonomische Motive im Vordergrund. Wie sah die Zusammenarbeit zwischen den Missionen und staatlichen Stellen aus? Auch wird es um die Frage gehen, wie diese Missionsbemühungen vor Ort organisiert waren, mittels welcher Methoden missionierte man und wie kamen diese Bemühungen an? Wie reagierte die Bevölkerung in Afrika und Asien? Welche kurz- und längerfristigen Folgen lassen sich beobachten? Welche Konflikte etwa zwischen europäischen Kolonialmächten, aber auch mit dem Islam und zwischen den christlichen Kirchen ergaben sich.

    gleichzeitig Vertiefungsseminar (NZ) BA Studiengang

    Einführende Literatur: Klaus J. Bade, Imperialismus und Kolonialmission, 1982.
    Catherine Hall, Civilising Subjects. Colony and Metropole in the English Imagination, 1830-1867, Chicago 2002.



  • Oberseminar: Transnationale Geschichte. Themen, Modelle, Perspektiven

    Di. 10:15?11:45 Uhr, VG 313, Kennziffer: 45867

    Dass sich die Geschichtswissenschaft nicht mehr ausschließlich mit nationalen Räumen beschäftigt, ist mittlerweile common sense. Wie die Beziehungen zwischen Staaten und Regionen oder sogar zwischen Kontinenten erforscht werden können, ist allerdings immer noch eine offene und kontrovers diskutierte Frage. Diese Frage steht im Mittelpunkt verschiedener Diskussion: Postkoloniale Ansätze, Konzepte der Transfergeschichte und Entwürfe transnationaler Geschichte spielen hier eine Rolle. Im Rahmen des Oberseminars sollen diese Debatten vorgestellt und diskutiert werden. Grundlage ist die gemeinsame Lektüre zentraler Debattenbeiträge der letzten Jahre. Erwartet wird Interesse an geschichtswissenschaftlichen Theorieproblemen und die Bereitschaft zur Diskussion.

    Einführende Literatur: Sebastian Conrad/Shalini Randeria (Hg.), Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt 2002.



  • Forschungskolloquium

    Di. 18:15?19:45 Uhr, MZG 1213, Kennziffer: 45809

    Im Rahmen des Kolloquiums werden Staatsexamens-, Magister- und Doktorarbeiten sowie laufende Forschungsarbeiten der Neueren Geschichte vorgestellt und diskutiert. Überdies sollen wichtige Neuerscheinungen aus dem Bereich der Kulturgeschichte vorgestellt werden. Insbesondere Studierende in den Abschlusssemestern bzw. der Prüfungsphase sind hoch willkommen, um im Rahmen dieses Seminars eigene und fremde Forschungsarbeiten zu debattieren.






  • Aufbauseminar (gemeinsam mit Dr. Ingrid Laurien): Deutsche Kolonialgeschichte im 19. und 20. Jhdt. (Modulvorlesung aus der gleichen Epoche)

    Mi. 16:15?17:45 Uhr, MZG 1313, Kennziffer: 45816

    Ein deutsches Kolonialreich existierte nur wenige Jahrzehnte von 1884-1919. Die Vor- und Nachgeschichte deutscher Kolonialbestrebungen währte hingegen sehr viel länger. Im Seminar sollen koloniale Konzepte und Fantasien ebenso in den Blick genommen werden wie die Realisierung und Auswirkungen deutscher Kolonialherrschaft. Am Beispiel "Deutsch-Ostafrika" werden dabei u.a. folgende Fragen behandelt: Wie wurde versucht, Herrschaft zu etablieren, welche Folgen hatte diese für die kolonisierten Länder, welche Rückwirkungen gab es im Kaiserreich? Im Seminar werden außerdem Fragen postkolonialer Theorien und Geschichtsschreibung erörtert.
    Regelmäßige Mitarbeit sowie die Übernahme eines Referats oder ähnlichen Beitrags werden vorausgesetzt. Das Seminar kann mit Hausarbeit oder Klausur abgeschlossen werden.

    Einführende Literatur: Conrad, Sebastian; Randeria, Shalini (Hg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt/M. 2002.
    Gründer, Horst: Geschichte der deutschen Kolonien, Paderborn 2000.
    Pesek, Michael: Koloniale Herrschaft in Deutsch-Ostafrika. Expeditionen, Militär und Verwaltung seit 1880, Frankfurt/M., New York 2005.



  • Proseminar (gemeinsam mit Dr. Maria Rhode): Migration (Modulvorlesung "Migrationsgeschichte des 19. und 20. Jhdts.")

    Mi. 10:15?12:45 Uhr, MZG 1118, Kennziffer: 45839

    Die Historische Migrationsforschung betrachtet Wanderungsbewegungen als Reaktionen auf komplexe ökonomische, soziale und politische, aber auch religiös-weltanschauliche, ethnische und kulturelle Existenz- und Rahmenbedingungen. Entsprechend wird das IPS das Phänomen 'Migration' als einen integralen Bestandteil der Allgemeinen Geschichte der Neuzeit verständlich zu machen versuchen, der je nach Fragestellung mit unterschiedlichen, auch interdisziplinären methodischen Ansätzen untersucht werden kann und sollte. Gegenstand unserer Untersuchung werden unterschiedlich motivierte Formen von Migration sowohl in wie aus dem Alten Reich bzw. Kaiserreich sein.
    Begleitend zur inhaltlichen Arbeit werden im Rahmen eines Tutoriums Techniken und Methoden geschichtswissenschaftlichen Arbeitens vorgestellt und eingeübt.

    Einführende Literatur: Klaus J. Bade, Sozialhistorische Migrationsforschung, hg. v. Michael Bommes u. Jochen Oltmer, Göttingen 2004.
    Ders., Europa in Bewegung: Migration vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2002.
    Harald Kleinschmidt, Menschen in Bewegung: Inhalte und Ziele historischer Migrationsforschung, Göttingen 2002.
    Marita Krauss; Holger Sonnabend (Hg.), Frauen und Migration, Stuttgart 2001.