SoSe 2019


Masterseminar: Universität und Kolonialismus - das Beispiel Göttingen

Di 10.00-12.00 Uhr
Raum KWZ 1.731

Im Mittelpunkt des Seminars steht zum einen die Geschichte des deutschen Kolonialismus und zum anderen die Frage, welchen Einfluss dieser auf deutsche Universitäten, und ihre Art von Forschung und Lehre im Kaiserreich und auch noch in der Weimarer Republik hatte. Dieser Frage soll am Beispiel der Universität Göttingen nachgegangen werden. Damit werden Fragen der kolonialen Wissensgeschichte berührt.

Im Mittelpunkt stehen einzelne Wissenschaftler, die zum Beispiel Forschungen an Gefangenen aus den englischen Kolonien unternommen haben, die in Göttingen während des Ersten Weltkriegs interniert waren. Dann geht es um Forschungsreisende aus Göttingen, die in Deutsch-Ost Afrika Botanica gesammelt haben genauso wie um Händler oder auch angehende Ethnologen, die Ethnographica an die Göttinger Sammlungen verkauft haben. Überdies sollen einzelne Disziplinen wie die Geographie oder auch die Theologie beleuchtet werden, um ihr koloniales Engagement etwa für das Kolonialamt oder die Missionen zu beleuchten. Aber auch Studierende und ihre kolonialen Interessen sollten genauer in den Blick genommen werden.

Ziel ist es auch auf der Grundlage archivalischer Forschung und durch die Sichtung von bisher unbekanntem Material, einen ersten Überblick über den Zusammenhang von Wissenschaft und Kolonialismus an einer deutschen Universität zu erhalten. Die Ergebnisse sollen auf einer Webseite einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Einführende Literatur: Rebekka Habermas/Alexandra Pryzrembel (Hg.), Von Käfern, Märkten und Menschen. Kolonialismus und Wissen, Göttingen 2013.



Masterseminar: Was ist koloniale Provenienzforschung?

Di 14.00-16.00 Uhr
Raum KWZ 0.604

In diesem Seminar wird es darum gehen, die praktischen und theoretischen Hintergründe von Provenienzforschung zu erarbeiten und damit Einblick zu geben in einen Bereich der Geschichtsarbeit, der in den letzten Jahren intensiv diskutiert worden ist. Im Kern geht es bei Provenienzforschung um die Frage, wo bestimmte, heute in der Regel in europäischen oder nordamerikanischen Museen lagernde, Objekte ursprünglich herkommen. Dabei steht insbesondere die Frage im Mittelpunkt, ob die Ethnographica oder Kunstobjekte aus Gewaltzusammenhängen stammen und deshalb nach heutigen Maßstäben unrechtmäßig erworben worden sind. Berührt wird damit auch die Frage, ob diese Objekte zurückgegeben werden sollen und wenn ja, an wen? Nicht minder virulent ist aber auch die Frage, wie die Objekte, die nicht zurückgegeben werden, ausgestellt werden sollen, um eventuelle religiöse und soziale Bedeutungen der Objekte, die diese in den sogenannten Herkunftsgesellschaften hatten, nicht zu verletzten. Das Seminar gibt also auch Einblicke in die museum studies und in die Debatten um material culture.

Im Seminar werden die kolonialen Erwerbungszusammenhänge - und damit die Geschichte des Kolonialismus -, die Ethnographica- und Kunstmärkte um 1900 und die Geschichte des Bedeutungswandels der Objekte untersucht, wie nach dem aktuellen Umgang mit kolonialen Objekten gefragt, womit ethische und juristische Aspekte von Provenienzforschung beleuchtet werden.

Einführend Literatur: Larissa Förster/ Iris Edenheiser/ Sarah Fründt/ Heike Hartmann (Hg.), Provenienzforschung zu ethnographischen Sammlungen der Kolonialzeit, Berlin 2018; https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19769