Stadtwüstung Altencelle: Die mittelalterliche Vorgängerstadt Celles mit Burg und Kirche

Dr. Cornelia Lohwasser

Altencelle gilt als Vorgängersiedlung des heutigen Celle. Ihre Gründung fällt vermutlich ins 10. Jahrhundert. An der Handelsroute von Braunschweig nach Bremen gelegen prosperierte der Ort mit Zollstelle und Burg besonders unter dem Welfen Heinrich dem Löwen im 12. Jahrhundert und erhielt spätestens 1288 das Stadtrecht. Nach einer Brandkatastrophe in den Jahren 1292/93 erfolgte eine Verlagerung der Stadt an den heutigen, verkehrstechnisch günstigeren Standort, etwa 3 km allerabwärts. Danach entwickelte sich das alte „Tsellis“, das besonders im 12. und 13. Jahrhundert eine wichtige landespolitische Rolle gespielt hatte, zu einem Dorf zurück.
In Altencelle liegen zahlreiche mittelalterliche Fundstellen dicht nebeneinander, darunter drei Burg(wall)anlagen und zwei Kirchen. An den Denkmalen fanden vor allem in den 1930er und 1940er Jahren mehrere, teils großflächige Ausgrabungen statt, deren Ergebnisse aber nur spärlich und unzureichend publiziert sind. Die Datierungen der größtenteils verschollenen Funde sind widersprüchlich und reichen vom Frühmittelalter bis in die frühe Neuzeit.
Im Vorfeld der Planung einer Umgehungsstraße kam es 2007 im nordwestlichen Dorfbereich zu einer Magnetometerprospektion, wobei ein etwa 160 m langer Straßenzug mit seitlichen Parzellierungen zu Tage kam. Damit traten die Forschungen zu Altencelle erneut ins Licht des öffentlichen Interesses. Im Folgejahr wurde ein Teil dieses Geländes archäologisch untersucht.
Hauptanliegen des Projekts, das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur im Rahmen des Förderprogramms PRO*Niedersachsen finanziert wird, ist die Klärung der zeitlichen Einordnung und Abfolge der bisher bekannten archäologischen Objekte und die Erfassung der Ausdehnung der Stadt. Neben einer Neubewertung noch vorhandenen Materials der Altgrabungen werden gezielte Prospektionen und Ausgrabungen erfolgen. Im Rahmen des Projekts sind mehrere Lehrgrabungen und auch die Beschäftigung von studentischen Hilfskräften vorgesehen.
Lit.: Volker Möller (Hrsg.), Altencelle, das ursprüngliche Celle (Celle 1992).