Prof. William Uricchio

Von Januar bis Mai 2013
Ph.D., Professor für Vergleichende Medienwissenschaften, Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, USA und Professor für Vergleichende Mediengeschichte an der Universität Utrecht, Niederlande

Studium der Philosophie, der Film- und Fernsehwissenschaften in New York

Forschungsvorhaben
Fernsehen im Wandel

Das Fernsehen befindet sich in einem Stadium rasanter Veränderungen. So drastisch diese Veränderungen auch scheinen mögen, so stellen sie tatsächlich nur die jüngste Wende einer Entwicklungsgeschichte dar, in der das Fernsehen sich immer schon permanent neu erfunden hat. Das Projekt konzentriert sich auf drei historische Zeiträume:


  • das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert, als so unterschiedliche Erfindungen wie das Telefon und der Bildtelegraf die klar umrissene Idee des Fernsehens und damit einhergehende Erwartungen und Nutzungsregeln aufkommen ließen, während frühe Patente wie z. B. die Nipkow-Scheibe die Hoffnung auf baldige technische Realisierung weckten,

  • die NS-Zeit in Deutschland, als das Medium eine bis dahin beispiellose konzeptionelle und entwicklungsmäßige Formenvielfalt genoss und dabei auf die Unterstützung der verschiedenen konkurrierenden Ministerien und Industriesektoren
    bauen konnte und

  • unsere heutige Zeit, in der das Medium eine weitere signifikante Transformation durchläuft.



Die langfristigen Besonderheiten des Mediums bieten einen sinnvollen Blickwinkel für die Untersuchung der konzeptionellen Grenzen des Fernsehens und mit ihnen der begrifflichen Konturen und Dynamiken von Medien im Wandel. Dieses Projekt untersucht das Konzept des ›Televisuellen‹ aus verschiedenen Perspektiven. Zunächst setzt es die aktuellen Veränderungen des Mediums in Dialog mit seiner weitgehend unbeachteten Vergangenheit und fragt dabei nach Kontinuitäten und konzeptioneller Kohärenz. Daneben zeichnet es die Dynamik von Wandel und ›Neuheit‹ nach, wie sie für die heutigen ›neuen‹ Medien typisch ist. Das Fernsehen dient dabei als historisches Beispiel um aufzuzeigen, wie das ›Neue‹ in Erscheinung tritt und in der Folge als alltäglich rekonstruiert wird. Schließlich erkundet es die spezifische interpretative Flexibilität und zeigt dabei einerseits
auf, wie das Fernsehen trotz andauernder Erneuerung seine Identität erhalten konnte, andererseits erforscht es dessen definitorische Bedeutung für andere Medienformen und die Dynamik der Intermedialität.


Ausgewählte Publikationen

Uricchio, W. 2011. »The Recurrent, the Recombinatory and the Ephemeral« in P. Grainge (ed.): Ephemeral Media: Transitory Screen Culture from Television to YouTube. London: British Film Institute/Palgrave MacMillan, pp. 23-36.

Uricchio, W. 2011. The Algorithmic Turn: Photosynth, Augmented Reality and the State of the Image. Visual Studies 26 (1): 25-35.

Uricchio, W. 2010. »TV as Time Machine: television’s changing heterochronic regimes and the production of history« in J. Gripsrud (ed.): Relocating Television: Television in the Digital Context. London: Routledge, pp. 27-40.

Uricchio, W. 2009. »The Future of a Medium Once Known as Television« in P. Snikkars and P. Vonderau (eds.): The You Tube Reader. London: Wallflower Press, pp. 24-39.

Uricchio, W. 2009. Contextualizing the broadcast era: nation, commerce and constraint. Annals of the American Academy of Political and Social Science 625 (1): 60-73.