DFG-Projekt SA 1033/2-1 (Sauer, Brückner, Stahr): Ableitung von Bodenchronofunktionen auf Meeresterrassen in Süditalien zur Pedo-Datierung (Laufzeit: Dezember 2007 - September 2011)

Das Projekt zielte auf eine quantitative Erfassung des Grades der Bodenentwicklung auf Meeres­terrassenabfolgen in drei Küstengebieten Süditaliens und Siziliens ab, und zwar in den Gebieten Metaponto - Pisticci am Golf von Tarent (Hauptuntersuchungs­gebiet), Reggio di Calabria und Castelluzzo / San Vito lo Capo (Nordwestsizilien). Insbesondere galt es, quantitative Boden­parameter zu identifizieren, die einen engen Zusammenhang mit dem Bodenalter und somit mit dem Alter der Landoberfläche aufweisen. Dies waren vor allem die Bodenmächtigkeit, das Fed/Fet-Verhältnis und Verwitterungsindices wie z. B. der Quotient (Ca+Mg+K+Na)/Al. Diese altersabhän­gigen Bodenparameter wurden für Terras­sen bekannten und unbekannten Alters bestimmt, wobei die Werte der Terrassen bekannten Alters zur Ableitung von Bodenchronofunktionen herangezo­gen wurden. In diese Bodenchronofunktionen wurden dann die Werte der Terrassen unbekannten Alters eingehängt. Dadurch war es möglich, auch das Alter von Terrassen, die kein zur Datierung geeignetes Material enthalten, abzuschätzen. Auf diese Weise konnte das Projekt zur zeitlichen Rekonstruktion der Terrassenausbildung beitragen.

 
Besonders interessant war diese Rekonstruktion im Gebiet Metaponto - Pisticci, denn die bislang angenommene chronologische Abfolge der Terrassenformung war in jüngerer Zeit in Frage gestellt worden. Die in diesem Projekt erfolgten pedologischen Untersuchungen, gekoppelt mit neuen Uranserien- und Lumineszenz­datierungen, konnten eindeutig die neue Hypothese widerlegen und die ursprüngliche Hypothese verifizieren. Im Rahmen dieses Projekts erfolgte Analyse der Boden­entwicklung, gekoppelt mit neuen ESR-Datierungen an Muscheln konnten ebenfalls die Terras­senchronologie in der Region Reggio di Calabria weiter festigen. Das Ausgangsmaterial der Bodenbildung in den Gebieten Reggio und Metaponto - Pisticci war weitgehend vergleichbar und bestand aus kalkhaltigen, kiesig-sandigen Strandsedimenten. Der Vergleich beider Gebiete lässt den vorläufigen Schluss zu, dass die Bodenentwicklung in Gebieten mit ähnlichem Ausgangsmate­rial und Klima zu ähnlichen Bodenchronofunktionen führt.

Die Zunahme der maximalen Bodenmächtigkeit und der Fed/Fet-Quotienten sowie die Abnahme der Quotienten (Ca+Mg+K+Na)/Al mit fortschreitender Zeit der Bodenentwicklung lässt sich am besten durch Potenzfunktionen beschreiben, wobei Bestimmtheitsmaße von R2 = 0.88 (Boden­mächtigkeit), 0.87-0.98 (Fed/Fet), und 0.95-0.96 ((Ca+Mg+K+Na)/Al) erhalten werden.

Die im Rahmen dieses Projekts untersuchte Bodenbildung auf der Terrassenabfolge im Castelluzzo - San Vito lo Capo-Gebiet stellt die erste Bodenchronosequenz auf Kalkstein im Mediterranraum dar. Trotz hoher Variabilität der Bodenmächtigkeiten innerhalb derselben Terrasse, wurde das Kriterium "Maximale Bodenmächtigkeit" als das am besten geeignete Kriterium identifiziert, um die chronologische Abfolge dieser meist nicht datierbaren Terrassen einord­nen zu können. Soll in verkarsteten Kalksteingebieten wie dem Castelluzzo - San Vito lo Capo-Gebiet der Grad der Bodenentwicklung dazu herangezogen werden, pleistozäne Meeresterrassen chronologisch einzuordnen, wird daher empfohlen, die Bodenmächtigkeit jeweils im zentralen Bereich jeder Terrasse zu kartieren und die maximalen Bodenmächtigkeiten auf den einzelnen Terrassen zur Altersabschätzung zu verwenden.