Titel der Dissertation: "Europäisierung von Bewerberstaaten im Erweiterungsprozess der Europäischen Union - Gleichstellungs- und Gleichbehandlungspolitik in Bulgarien und Rumänien"


Zusammenfassung

Seit mehr als zehn Jahren laufen in Mittel- und Osteuropa Reformprozesse ab, die mehr oder weniger von verschiedenen internationalen Organisationen beeinflusst sind. Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss, den die Europäische Union durch die Beitrittsperspektive auf die Umgestaltungsprozesse in diesen Staaten entwickelt hat.

Ebenso wie die inzwischen beigetretenen Staaten haben Bulgarien und Rumänien eine Beitrittsperspektive zur Europäischen Union. Der Beitritt ist allerdings an spezifische Bedingungen, wie die Kopenhagener Kriterien und die Angleichung der Rechtsnormen gebunden, was verschiedene Mechanismen des Politiktransfers der Europäischen Union in die Bewerberstaaten etabliert hat.

Der Bereich der Gleichbehandlungs- und Gleichstellungspolitiken von/für Frauen und Männern ist interessant, weil sich für diesen Politikbereich in besonderer Weise die Frage nach Angleichungs- und Implementationsprozessen stellt. Der Beitritt zur Europäischen Union setzt die Übernahme der Prinzipien und Regeln der Gemeinschaft voraus. Allerdings zielen die Evaluationen vor allem auf ein legalistisches Matching ab, ohne den Zielen und dem normativen Gehalt der Regelungen durch Ausführungsgesetze oder institutionelle Verfestigung eine gleichwertige Bedeutung zuzuschreiben.

Der Prozess der Angleichung der Bewerberbstaaten ist durch zwei sehr entscheidende Randbedingungen geprägt. Zum einen führt das Prinzip der Konditionalität ein asymmetrisches Machtverhältnis zwischen EU und den Bewerberstaaten ein, wodurch ein enormer Druck auf die Bewerberstaaten aufgebaut wird. Auf der anderen Seite sind die Staaten Mittel- und Osteuropas offen für Reformen, da die sozialistisch geprägten Institutionen nicht zu demokratischen und marktwirtschaftlichen Strukturen passen, welche wiederum Kriterium des Beitritts sind.

Neben der Entwicklung eines theoretischen Rahmens für die Erklärung dieses legalistischen Matchings, stellt die Arbeit erste empirische Einblicke in die Anpassungsprozesse in besagtem Politikbereich in Rumänien und Bulgarien dar.