Nutzung der Waldkiefer

Holz ist seit jeher einer der vielfältigsten, wertvollsten und gleichzeitig nachwachsenden Rohstoffe unserer Erde. Die Waldkiefer ist das am häufigsten verwendete Nutzholz in Europa. Sie wird in großen Mengen sogar aus Schweden, Finnland, Polen und der Sowjetunion in den Handel gebracht, um den riesigen Bedarf an Kiefernholz zu decken. In der heutigen Forstwirtschaft werden die Kiefern nach einer Wachstumszeit von 80 bis 120 Jahren geerntet. Dieses Alter entspricht dem sogenannten „Umtriebsalter“ einer hiebsreifen Waldkiefer. Die Kiefer ist meist 20-30 m groß und hat einen Schaftdurchmesser von knapp 60 cm (s. Abb. 16).

Hiebsreife
Abb. 16: Hiebsreife Waldkiefer
(Foto: Alsleben I.)



Holz und Verwendung

Die Palette der Verwendungsmöglichkeiten von Kiefernholz ist breit gefächert. Zum einen werden aus diesem Holz Fensterrahmen, Türen, Fassaden, Treppen, Fußböden, Verkleidungen und Möbel hergestellt und zum anderen werden starke, vollholzige Kiefernstämme mit langen, astfreien Schäften als Rammpfähle für Hafenbecken oder auch als Telegrafen- sowie Stromleitungsmasten verwendet (s. Abb.18).
Die Kiefer zählt zu den Baumarten, die Kernholz ausbilden. Sie bildet im Stamminneren einen rotbraunen, nachdunkelnden Kern, der wiederum von einem weißgelblich getönten Splint umgeben ist. Diese Verkernung umfasst zwei Drittel des Stammes (s. Abb.17).

Verkernung Polter2
Abb. 17, 18: Verkernung des Kiefernstammes (links) und Kiefernholzpolter (rechts)
(Foto: Alsleben I.)


Sehr deutlich ist die Jahresringstruktur ausgeprägt, die sich aus hellem Frühholz und rötlichem Spätholz ergibt. Daher wird das Holz mit seiner auffällig schönen Zeichnung gern für dekorative Zwecke wie Parkett, Vertäfelungen und im Möbelbau eingesetzt. Das Kiefernholz ist weich, biegsam, gut zu bearbeiten und leicht spaltbar. Im Geruch ist das Holz der Kiefer sehr angenehm. Auch trocknet es schnell und schwindet wenig. Neben der Lärche ist die Waldkiefer wohl die harzreichste einheimische Baumart. Das Holz hat von Natur aus eine mittlere Dauerfestigkeit und kann vielseitig wie z.B. im Innen- und Außenbereich
verbaut werden. Gartenmöbel und die umweltfreundlichen Holzhäuser sind meist aus dem witterungsbeständigen, resistenten Kiefernholz gefertigt. Heutzutage werden auch große Mengen Kiefernholz zur Herstellung von Billigmöbeln verwendet.
Vom Bilderrahmen und Holzspielzeug bis hin zum Tisch, Schrank und Tür sind viele Gegenstände größtenteils aus Kiefernholz gefertigt (s. Abb.19). Nach einer nötigen Schutzmittelbehandlung kann das günstige Kiefernholz für den Bau von Eisenbahnschwellen genutzt werden. Im Industrieholzbereich dient die Kiefer als wichtiger Rohstofflieferant für Span- und Faserplatten. Auch kann das Holz der Kiefer zu Zellstoff aufgeschlossen werden und dient somit der Papierproduktion. Des weiteren findet es Verwendung als Brennholz.

Balken
Abb. 19: Dachbalken und Tür aus Kiefer
(Foto: Alsleben I.)



Harzgewinnung

Nicht nur in der ehemaligen DDR sondern in ganz Europa wurde die Waldkiefer häufig als Monokultur angepflanzt. Sie sollte den großen Bedarf an Bauholz decken und wurde gleichzeitig bis Ende der 80er Jahre großflächig in Deutschland zur Harzgewinnung genutzt. In der Mark Brandenburg findet man noch heute viele alte, geharzte Kiefernbestände, die an die damalige intensive Nutzung erinnern. Für eine Lebendharzung eignet sich die Kiefer am besten. Ihr Harzfluss ist reichlich und die Verhärtung des Harzes ist gering. Nach einer
Verletzung versucht die Waldkiefer ihre Wunden mit Harz zu verschließen. Diesen Vorgang machte man sich zunutze und schnitt die Kiefernrinde im Fischgrätenmuster an, um daraufhin das automatisch gebildete, ausfließende Harz, auch Rohbalsam genannt, in
topfförmigen Behältern aufzufangen (s. Abb.20 u. 21).

Harz1 Harz2
Abb. 20, 21: Harzgewinnung an Kiefer (links) und geharzte Kiefer (rechts) (Foto: Koch F.)

Alle drei bis vier Tage mussten neue Rillen, die sogenannten Lachten gerissen werden, um den Harzfluss erneut anzuregen. Eine gesunde Kiefer kann pro Jahr etwa 1, 5 bis vier Kilo Harz liefern. Das aufgefangene Harzbalsam wird durch anschließende Destillation in die Hauptbestandteile Kolophonium und Terpentin zerlegt. Das so gewonnene Terpentinöl dient als Grundlage für Kosmetika, als Ausgangsmaterial für die Arzneimittelherstellung und zur Lösung von Ölen und Fetten. Neben dem flüssigen Terpentinöl fällt das festere
Kolophonium an, das wiederum zur Herstellung von Lacken und Farben sowie als Zusatz von Leimen, Linoleum und Papier genutzt wird. In Deutschland wird die Harzgewinnung an Nadelbäumen nicht mehr praktiziert. Heutzutage wird der Bedarf an Kiefernharz in Deutschland durch Importe aus dem Ausland gedeckt.