Hallo 😊 Wie heißt du und in welchem Semester studierst du Skandinavistik?

Hei! Ich bin Raika und hab ehrlich gesagt keine Ahnung mehr, in welchem Semester ich eigentlich bin. Aber ich bin effektiv am Ende meines Master-Studiums, muss nur noch die Master-Arbeit abgeben.

In welcher Stadt bzw. an welcher Uni bist du gerade und wie findest du es dort?

Mich hat’s nach Bergen an die Universitet i Bergen (UiB) verschlagen. Ich kenne natürlich nur „meine“ Bibliothek und den direkten Umkreis. Liegt alles sehr zentral, und irgendwann gewöhnt man sich auch daran, dass man ziemlich viel bergauf gehen muss, um zur Uni zu kommen. Die Bibliothek ist echt groß, hat viele Arbeitsplätze und es ist gefühlt immer was los. Sowohl von der Lage als auch dem „Arbeitsklima“ her gefällt es mir hier wirklich gut.

Warum hast du dich für diese Uni/Stadt entschieden?

Einfach nur Bauchgefühl, würde ich sagen. Bei früheren Urlauben in Norwegen hat mir Bergen immer am besten gefallen.

Welche Kurse/Vorlesungen/Seminare hast du denn so gewählt und wie gefallen sie dir?

Da ich an sich nicht mehr auf Credits angewiesen bin, war ich natürlich ein bisschen freier in meiner Wahl. Ich hatte insgesamt drei Kurse: einen recht grundlegenden Kurs über altnordische Literatur, einen tiefgehenden Kurs über Prosimetrum in Vorzeitsagas und Runologie und Manuskripte. So richtig neu und am interessantesten war für mich der letzte Kurs, weil wir Runologie bei uns ja nicht wirklich lernen. Beim Kurs über Prosimetrum bin ich leider ein bisschen am Thema gescheitert, das sich mir nicht so richtig erschlossen hat. :-D Den Kurs hab ich natürlich trotzdem fleißig besucht.

Wie sieht es mit deinen Sprachkenntnissen aus? Kannst du sie im Alltag anwenden, haben sie sich verbessert?

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen: ja! Ich hab einen recht engen Kreis an Leuten gefunden, mit denen ich mich ziemlich wechseln auf Englisch und Norwegisch (und vereinzelt Deutsch) unterhalten kann. Die sind auch normalerweise so nett und reden für mich etwas langsamer. Anfangs hatte ich Sorge, dass ich die Sprache nicht so intensiv benutzen können würde, weil insbesondere die Master-Kurse hier fast durchweg auf Englisch stattfinden und im Wohnheim auch üblicherweise auf Englisch geredet wird. Ich hab dann zuerst kostenlose Treffen vom Roten Kreuz besucht (sogenannte Sprachcafés) wo Leute hingehen, die die Sprache lernen und sprechen wollen. Im Nachhinein denke ich, dass ich sowohl im Hörverständnis als auch im Sprechen deutlich besser geworden bin, entgegen meiner Sorgen.

Wie verbringst du deine Freizeit?

Da ich hergekommen bin, als noch Sommer war, bin ich natürlich eine Menge gewandert. Ich hab nicht alle Berge in Bergen besucht, bin aber häufiger auf den Fløyen gestiegen und einmal auf den Ulriken, was vermutlich mein größter Triumph hier war. :-D War fürchterlich und anstrengend, aber danach fühlt man sich doch gut.
Hier im Studentenwohnheim ist ein Fitnessstudio keine zwei Minuten von den Zimmern weg, also bin ich regelmäßig dorthin gegangen. Als Master-Studentin ist mir außerdem in der Uni ein spezieller Arbeitsplatz zugeteilt worden, und da hat man sich dann doch ab und zu mal mit den anderen Master-Studis getroffen und einfach ein bisschen geplaudert. Mein liebstes Hobby hier ist aber wohl der Schwertkampf bei der Gruppe Kongshirden 1260. :-) Wir sind da mit stumpfen Schwertern und Schilden ausgestattet worden und haben gelernt, wie man sportlich gegeneinander kämpft.

Gibt es etwas in Bezug auf deine ERASMUS-Erfahrung, das dir nicht so gefällt/das du gerne ändern würdest?

Gerade zu Anfang ist man allgemein eher verunsichert, was man so machen muss. Man will ja insbesondere bei den Formalitäten für Erasmus keine Fehler machen, und ich hab grundsätzlich eh immer Sorge, irgendeine Frist zu verpassen. Ich befürchte, da gibt es auch nicht so richtig etwas, was man besser machen könnte, weil uns in Göttingen eigentlich übersichtlich gesagt worden ist.

Was würdest du Skandis, die sich überlegen, mit ERASMUS ins Ausland zu gehen, mitgeben (Geheimtipps, Hinweise zur Organisation, Life Hacks etc.)?

Allgemein kann ich nur empfehlen, sich irgendeinen Verein zu suchen. Die sind in Norwegen (oder zumindest in Bergen) echt nicht teuer. Für den Schwertkampf (da war die Ausleihe der Ausrüstung inklusive, die Teilnahme an Feiern und das Training zwei Mal die Woche) haben wir 400 NOK für das gesamte Semester gezahlt, das sind etwa 35 Euro. Es gibt auch Brettspielklubs und andere Dinge, die kosten für ein ganzes Jahr 50 NOK. Ich denke, sowas lohnt sich einfach, um Leute kennenzulernen.
Ihr solltet übrigens einen Laptop mitnehmen. Die schriftlichen Prüfungen, die in Präsenz geschrieben werden, werden am Laptop geschrieben, und ich glaube auch, dass ein Tablet dafür nicht ausreicht. Ihr könnt euch wohl Geräte ausleihen, aber ein eigenes ist da sicherer.

Wie lang bist du noch in Norwegen und hast du Pläne, was du noch so machen möchtest?

Mich treibt es schon am 17. Dezember 2023 zurück nach Deutschland, also bin ich Stand heute noch vierzehn Tage hier, und ich werde Norwegen mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen. Während ich anfangs die Befürchtung hatte, kaum Leute kennenzulernen, muss ich nun doch leider viele zurücklassen, die ich sehr liebgewonnen habe. Nicht nur deshalb, aber auch, weil ich gemerkt habe, dass ein halbes Jahr nicht ausreicht, um Norwegisch „fließend“ sprechen und verstehen zu können, würde ich gerne versuchen, nach meinem Abschluss noch einmal vielleicht für ein Jahr nach Bergen zu kommen. Ob das funktionieren wird, wird sich zeigen. Derzeit sitze ich noch an einer Prüfung, die ich in einer Woche abgeben muss, aber die letzten Tage werde ich dann hier mit den Leuten verbringen und Bergen in der Vorweihnachtszeit erleben.


Tusen takk für deine Zeit und diesen ausführlichen Bericht!