Sammlung Wehner

Die Sammlung Wehner wurde in den 1970ern in Würzburg von Sigrid Wehner (*1931–†2020) begründet. Ursprünglich aus Pommern stammend hatte Wehner ihre Kinderbücher bei der Flucht 1945 zurücklassen müssen. Als sie viele Jahre nach Kriegsende eines der Werke in einem Antiquariat entdeckte, begann sie, Ausgaben ihrer ersten 100 Bücher wieder anzukaufen. Ab den 1990ern erweiterte Wehner ihr Sammelgebiet insgesamt auf die Kinder- und Jugendliteratur der Jahre 1925–1945, um abzubilden, was den Kindern ihrer Generation als Lektüre zur Verfügung stand. Aufgrund dieses breiten Sammelinteresses erwarb Wehner unter anderem auch Literatur, die von Bibliotheken nur selten aufgenommen wird: Groschenromane, Werbehefte für Kinder und Sammelalben. Weil gerade diese Druckerzeugnisse aber weit verbreitet waren, ermöglicht die Sammlung Wehner einen erweiterten Einblick in die Kinder- und Lesekultur der späten Weimarer Republik und des Nationalsozialismus. Die etwa 18000 Bände umfassen die unterschiedlichsten Themenbereiche: Neben den klassischen Märchen- und Bilderbüchern finden sich z.B. auch Kinderzeitschriften, kriegsverherrlichende Kinderliteratur oder die zahlreichen Mädchenbücher, unter denen auch Wiederauflagen von populären Reihen aus der Kaiserzeit zu finden sind. Zu ihnen gehört Else Urys Reihe Nesthäkchen. Warum sich für alle Interessierten auch heute noch ein Blick in diese vermeintlich veralteten Bücher lohnt, erzählen wir im Video:



Die Sammlung Wehner konnte 2017 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Stiftung Niedersachsen und der Lindemann-Stiftung von der Universität Göttingen erworben werden. Sie befindet sich derzeit in der wissenschaftlichen und bibliothekarischen Ersterschließung und soll in den nächsten Jahren sukzessive der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.