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CareerGuidance - Interviews mit Alumni

Marco Böhme, Herausgeber des faktor-Magazins

Sie sind heute Herausgeber von Magazinen. Wie hat sich der Weg ergeben?

Von heute aus betrachtet erscheint mein Weg von der Schulzeitung zum eigenen Verlag stringent. Dazwischen war allerdings vieles unklar und manches eher unsicher. In der Mittelstufe arbeitete ich für die Schulzeitung und sammelte so meine ersten journalistischen Erfahrungen. Ich hatte meinen Traumberuf gefunden. In der Oberstufe war ich dann Chefredakteur der Schülerzeitung und konnte mich selbst verwirklichen. Nach dem Abi bewarb ich mich bei der Tageszeitung für ein Volontariat. Die Absage kam prompt. Ich solle doch erst mal studieren und mich zusätzlich über freie Mitarbeit empfehlen. Im Studium habe ich dann meinen Traumjob erst mal aus den Augen verloren. Erst durch ein Journalismus-Seminar im Auslandssemester in den USA fand ich den Weg zurück. Zurück in Deutschland machte ich bei einem Magazin ein längeres Praktikum. Zu rechten Zeit am richtigen Ort übernahm ich ein dreiviertel Jahr später die Chefredaktion, worunter mein Studium litt. Am Ziel meiner Träume angekommen, schmiss ich mit der Einführung der Studiengebühren das Studium.
Insgesamt war ich fünfeinhalb Jahre lang Chefredakteur in diesem Verlag für unterschiedliche Magazintitel. Nachdem ich dort ausgeschieden bin, habe ich den eigenen Verlag aufgebaut und meine Rolle vom Journalisten in den vergangenen fünfeinhalb Jahren zum Verleger und Unternehmer entwickelt.

Warum haben Sie diese Tätigkeit gewählt?

Ich habe schon früh sehr gern geschrieben; so war ich als Kind bereits Autor einer Geschichte in einem Büchlein, das sich mit Sagen und Märchen meines Heimatdorfes beschäftigte. Später in der Schule fiel es mir sehr leicht, Texte zu verstehen und selbst welche zu verfassen. Bei meinem ersten richtigen Job als Journalist habe ich den organisatorischen Anteil genauso geschätzt wie den kreativen. Mit der Rolle als Unternehmer verbinde ich heute beide Bereiche und habe sehr viel Spaß dabei.

Wie kann man sich Ihren Arbeitstag vorstellen?

Am Morgen definiere ich erst mal die Aufgaben für den Tag und werde mir klar, was Priorität hat. Ich erledige die E-Mail-Korrespondenz, redigiere einen Text für die nächste Ausgabe – hauptsächlich besteht mein Job aus Netzwerken. Ich spreche viel mit Menschen und lerne gern von anderen. So entstehen neue Projekte und Magazine.

Welche Qualifikationen und Fähigkeiten halten Sie für wichtige Voraussetzungen für die Ausübung Ihrer Tätigkeit?

Neben dem Handwerkszeug, schreiben zu können, gehören Neugier, Interesse an Menschen und Begeisterungsfähigkeit zu den wichtigsten Faktoren im Journalismus. Als Unternehmer muss man risikobereit sein und Freude empfinden, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Welche Entwicklungschancen gibt es bei Ihrer Organisation / in Ihrer Branche / in Ihrem Beruf?

Die Verlagsbranche steht global vor riesigen Herausforderungen durch die Digitalisierung, d.h. aber auch, dass sich kleineren Verlagen Nischen bieten. Der Beruf des Journalisten wird sich weiter fundamental wandeln: Auf der einen Seite sind Spezialisten in einer Nische gefragt und auf der anderen Seite Allrounder, die schreiben, Videos schneiden und sich in sozialen Netzwerken bewegen können.

Können Sie sich noch erinnern, was die wichtigsten Schritte damals kurz nach Abschluss des Studiums auf Ihrem Weg zum Berufseinstieg waren?

Da ich mein Studium abgebrochen habe und schon in der Zeit berufstätig war, fiel diese Phase weg.

Welchen Rat können Sie den Göttinger Studierenden mit auf den Weg zum Beruf geben?

Verfolgt Euren Traumjob hartnäckig, und lasst Euch nicht (durch andere) entmutigen!