In publica commoda

Herr Christian Alvarado, Senior Consultant bei der Cirquent GmbH

Warum haben Sie sich dafür entschieden International Economics zu studieren und warum in Göttingen?

Mit meinem internationalen Hintergrund war mir eben diese Ausrichtung im Studium sehr wichtig. Da kam im Jahr 2000 ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung ganz recht, in dem von einem neuen Studiengang „International Economics“ und der Errichtung des cege berichtet wurde. Die Tatsache, dass für diesen Studiengang der Bachelor und Master Abschluss, gemäß dem Bologna-Abkommen, eingeführt worden war, hat mich zusätzlich überzeugt. Nachdem ich mich dann mit den Inhalten und dem Aufbau des Studiums inklusive Pflicht-Auslandssemester befasst hatte, ist mir der Entschluss nach Göttingen zu gehen relativ leicht gefallen.

Sie sind Unternehmensberater. Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden und wie hat sich dieser Weg ergeben?

In meinem Praktikum bei BMW durfte ich mit externen Beratern zusammenarbeiten. Ich habe damals erfahren worum es bei einer Managementberatung geht und wie dort gearbeitet wird. Ich empfand und empfinde es als besonders reizvoll und herausfordernd sich in kurzer Zeit in neue Themengebiete einzuarbeiten und in immer wieder anderen Projektteams sich mit unterschiedlichen Persönlichkeiten konstruktiv auseinander zu setzen. Das alles wird abgerundet durch Einsätze in unterschiedlichen Industrien. Die logische Konsequenz ist, dass die eigene Lernkurve dadurch besonders steil verläuft.


Gab es für Sie besondere Herausforderungen beim Berufseinstieg?

Ich denke für alle Absolventen zu meiner Zeit war vor allem die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008-2009 eine besondere Herausforderung. Als Berater hat man das umso stärker gespürt. Die Kunden haben Projekte vorzeitig aufgekündigt bzw. nicht verlängert oder geplante Projekte erst gar nicht beauftragt. Dem einen oder anderen Kollegen in der Branche, der nicht auf Projekt eingesetzt war, wurde die betriebsbedingte Kündigung ausgesprochen. Das war wirklich keine einfache Zeit. Aber wie bei so vielem im Leben behaupte ich auch aus diesen Erfahrungen gelernt zu haben.

Wie kann man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen?

Als Berater ist es so, dass kein Tag dem anderen gleicht. Auch das stellt für mich einen besonderen Reiz dar. Was aber wohl an dieser Stelle festgehalten werden kann, ist die Tatsache, dass man als Berater einen Großteil seines Tages in Meetings und Workshops verbringt. Eine gute Vor- und Nachbereitung der Termine ist dabei unabdingbar. Da kann es dann schon vorkommen, wenn man auf Projektmeilensteine hinarbeitet, dass der Arbeitstag etwas länger wird. Ansonsten ist die Woche dadurch gekennzeichnet, dass man 4 Tage beim Kunden vor Ort arbeitet und den 5. Tag, üblicherweise der Freitag, Office-Day hat.

Welche Qualifikationen und Fähigkeiten halten Sie für wichtige Voraussetzungen für die Ausübung Ihrer Tätigkeit?

Das geschriebene und vor allem gesprochene Wort ist das Instrument des Beraters. Kommunikation ist daher im Umgang mit Menschen, „People Business“ im Beraterjargon genannt, unerlässlich. Wenn also Kommunikationsfähigkeit und ein offener und interessierter Charakter auf ein analytisches und strategisches Denkvermögen treffen, sind meiner Meinung nach die idealen Voraussetzungen für den Job als Berater gegeben.


Welche besonderen Kompetenzen haben Sie durch und neben Ihrem Studium erworben?

Mein Studium hat mir ein sehr gutes und breites Fundament an ökonomischem und betriebswirtschaftlichem Wissen vermittelt. Beides ist für mich sehr wichtig um meinen Alltag zu bestreiten. Was aber häufig vergessen wird ist die Fähigkeit sich selbst zu organisieren. Diese Fähigkeit erlernt man zwangsläufig, wenn man das Elternhaus verlässt und selbst in absoluter Eigenverantwortung sein Studium meistert. Auch das hilft mir sehr bei meiner Arbeit.

Wie stellen Sie Ihre Work-Life-Balance her (Vereinbarkeit und Einklang von Beruf und Privatleben)?

Klar ist, dass ich man seine Zeit neben der Arbeit gut einteilen muss, denn unbestritten ist, dass der Job als Berater in den seltensten Fällen eine „9 to 5“ Angelegenheit ist. Man muss sich also des erhöhten Arbeitspensums bewusst sein.
Deshalb ist Organisation das A und O. Ich blocke mir z.B., einen Abend der Woche um Sport zu treiben oder um mit Freunden etwas zu unternehmen. Da kommt mir dann nichts dazwischen. Außerdem ist mir mein Wochenende heilig. Wenn es nicht gerade auf Projektmeilensteine zugeht bleiben Blackberry und Laptop grundsätzlich am Wochenende aus.


Denke ich an meine Studienzeit in Göttingen zurück, denke ich...

... an die vielen unvergesslichen Momente mit meinen Freunden. Diese sind es welche den „Lebensabschnitt“ Studium in allen Belangen bereichern. Ob das also die Grillsessions am Kiessee, der Mittwochabend im Thanners und anschließend im Savoy oder die zahlreichen mehrstündigen Lerngruppen waren, alle verbinde ich in schöner Erinnerung an meine Göttinger Tage! Ich denke die Wahl der Universitätsstadt ist schon eine Grundsatzentscheidung. Meine Schwester hat an der LMU in München studiert und dadurch hatte sie hinsichtlich Freizeitgestaltung viele Optionen, die ich in Göttingen nicht hatte. Dafür ist München eben keine klassische Studentenstadt und das habe ich an Göttingen so sehr geschätzt. Ich würde mich jedenfalls jederzeit wieder für Göttingen entscheiden.

Welchen Tipp würden Sie heutigen Absolventinnen und Absolventen mit auf den Weg geben?

Ich würde allen AbsolventInnen das raten, was vor mir andere im Beruf geraten haben: „Verlasst Euer Ziel nie aus den Augen, aber genießt die Zeit als Student, sie kommt nie wieder!“