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Presseinformation: Geschlechterquote in Unternehmen – wie stehen die Europäer dazu?

Nr. 238 - 12.11.2019

Forscherinnen aus Göttingen und Mannheim veröffentlichen ersten Ländervergleich zur Einstellung


(pug) Trotz jahrelanger Bemühungen, mehr Frauen in die Spitzengremien der Wirtschaft zu bringen, ist ihr Anteil in den Vorständen börsennotierter Unternehmen weiterhin einstellig. Im Jahr 2019 sind nur 8,7 Prozent der Vorstandsposten der 160 größten deutschen Unternehmen von Frauen besetzt. Dennoch sind Quoten, wie die 2016 in Deutschland eingeführte gesetzliche Geschlechterquote für Aufsichtsräte, nach wie vor in Politik und Bevölkerung umstritten. Forscherinnen der Universitäten Göttingen und Mannheim haben erstmals die Einstellung der europäischen Bevölkerung zur Geschlechterquote in Vorständen und Aufsichtsräten untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Comparative European Politics erschienen.

 

Prof. Dr. Céline Teney vom Institut für Soziologie der Universität Göttingen wertete zusammen mit Prof. Dr. Katja Möhring von der Universität Mannheim Daten des Eurobarometers aus dem Jahr 2011 aus und analysierte die länderspezifischen und geschlechtsspezifischen Unterschiede in der EU. Die Studie zeigt, dass die Zustimmung zur Geschlechterquote zwischen den europäischen Mitgliedsstaaten stark variiert. Die stärkste Unterstützung findet sich in Zypern, Portugal und Malta. Dagegen lässt sich in Deutschland, Schweden und Dänemark die geringste Unterstützung finden. Darüber hinaus variiert auch der Abstand in der Zustimmung zwischen Frauen und Männern von Land zu Land.

 

Die Ergebnisse scheinen paradox: Zwar gibt es in Ländern, die bereits gesetzliche Quoten eingeführt haben, grundsätzlich eine stärkere Unterstützung in der Bevölkerung für diese Quote, jedoch zeigen sich Ambivalenzen zwischen der Unterstützung der Geschlechterquote und der tatsächlichen Geschlechtergerechtigkeit. Je höher die formelle Gleichstellung der Geschlechter im Hinblick auf ökonomische, politische und soziale Aspekte in einem Land ist, desto niedriger ist die Zustimmung für eine Geschlechterquote. „Diese Ergebnisse geben Hinweise auf einen Backlash: Umso mehr Gleichberechtigung von Frauen und Männern in einem Land bereits erreicht ist, desto weniger Unterstützung erhalten gleichstellungspolitische Maßnahmen wie die Geschlechterquote“, erläutert Teney.

 

Originalveröffentlichung: Katja Möhring and Céline Teney. Equality prescribed? Contextual determinants of citizens’ support for gender boardroom quotas across Europe. Comparative European Politics (2019). Doi: 10.1057/s41295-019-00199-w

 

Kontakt:

Prof. Dr. Céline Teney

Georg-August-Universität Göttingen

Institut für Soziologie

Platz der Göttinger Sieben 3, 37073 Göttingen

Telefon (0551) 39 20471

E-Mail: celine.teney@sowi.uni-goettingen.de

www.uni-goettingen.de/de/595146.html