Station 1 "Entdeckungen präsentieren", Prof. Dr. Peter Aufgebauer, Institut für Historische Landesforschung, Georg-August-Universität Göttingen


Mondkarte, Papier, 1775 Göttingen
Sammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Gesamtansicht des Mondes nach Detailzeichnungen und Vermessungen der Mondoberfläche von Tobias Mayer (1723-1762). Mayers Mondkarte enthält unter anderem erstmals Längen- und Breitenkreise und blieb in ihrer Genauigkeit 100 Jahre lang unübertroffen. Eine Druckversion wurde erst postum von Georg Christoph Lichtenberg veröffentlicht. Lichtenberg schenkte ein Exemplar 1774 dem britischen König Georg III, der die Karte als "vortrefflichen Druck" lobte, "so wie es die Schriften des Mannes [Mayer] gewiss verdienen".

Mondglobus, Papier, undatiert (um1750)
Sammlung der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

1750 kündigte Tobias Mayer sein »Mondkugel«-Projekt an. Der geplante Globus mit einem Durchmesser von 41 cm sollte aus 12 Segmenten der Mondoberfläche zusammengesetzt werden. Als 6 Segmente fertiggestellt waren, verstarb Mayer. Das Projekt blieb unvollendet, bis der Tobias-Mayer-Verein in Marbach es 2009 aufgriff. Druck eines Segments aus Tobias Mayers unvollendetem Mondglobus-Projekt.

Mondglobus, Papier, undatiert (um 1750)
Sammlung historischer Gegenstände am Institut für Astrophysik

Die Kupfer-Druckplatten für den geplanten detailgenauen Mondglobus wurden von Georg Martin Preissler und Nachfolger bei der kosmographischen Gesellschaft in Nürnberg hergestellt. Die Tuschvorlagen der Mondoberfläche hat Mayer nach eigenen Messungen und Beobachtungen gezeichnet

Station 2 "Methoden verstehen", Dipl.-Math. Laila Samuel, Institut für Mathematik, Georg-August-Universität Göttingen



Drahtgestelle für Minimalflächen aus Seifenlösung, Draht, ca. 1925, Inventarnummer 442, Sammlung Mathematischer Modelle und Instrumente, Georg-August-Universität Göttingen
Sammlung mathematischer Modelle und Instrumente

In der Mathematik gibt es ein bekanntes Problem, das Seifenhäute auf besonders schöne Art und Weise veranschaulichen: das Plateau-Problem. Darin geht es um die Suche nach der kleinsten Fläche, die man zu einer gegebenen Randkurve finden kann. Schon bald nachdem der Physiker Joseph Plateau (1801-1883) entdeckte, dass Seifenhäute solche Flächen bilden, kamen zahlreiche Seifenhautmodelle auch in der Lehre zum Einsatz.

Foto "Courant mit Seifenhautmodell und Studierenden"

Der Göttinger Mathematiker Richard Courant (1888-1972) nutzt Seifenhautmodelle in der universitären Lehre.

Station 3 "Verständnis ermöglichen", Prof. Ivan Gaskell, Bard Graduate Center, New York; derzeit Fellow am Lichtenberg-Kolleg



Löffel, Horn, 1839-45, Russisch-Amerika (Alaska), Inventarnummer Am 744, Ethnologische Sammlung, Georg-August-Universität Göttingen
Ethnologische Sammlung

Den Hornlöffel sammelte der ehemalige Göttinger Student und russische Arzt Baron von Asch. Das Objekt stammt aus dem damaligen Russisch-Amerika (heute Alaska). Am Stiel weist der Löffel eine Gesichtsschnitzerei auf, das Stielende läuft in einem Rabenschnabel aus. Verwendung fanden solche Löffel bei rituellen Handlungen.

Tanzpaddel paki, Holz, 18. Jh., Tonga, Inventarnummer Oz 135, Ethnologische Sammlung, Georg-August-Universität Göttingen
Ethnologische Sammlung

Im 18. Jh. setzte man solche Tanzpaddel auf Tonga beim rituellen Tanz me?etu?upaki ein. Der Entdeckungsreisende James Cook beobachtete auf seinen Südseereisen, dass vor allem Männer und männliche Jugendliche von hohem Rang diese Paddel bei Tanzritualen benutzten.

Strigilis, Metall, 5./4. Jh. v. Chr., vermutl. Griechenland, Inventarnummer M 114
Originalsammlung des Archäologischen Instituts

Die strigilis benutzte man in der griechischen und römischen Antike zum Abschaben des eingeölten oder mit Schweiß und Staub bedeckten Körpers. Dies geschah nach sportlichen Übungen oder dem Besuch des Schwitzbades. Als Symbol der Athletik war es vor allem bei den Griechen Statussymbol des freien jungen Mannes und wurde daher auch sehr häufig als Attribut jung Verstorbener auf Grabreliefs dargestellt oder als Grabbeigabe verwendet.

Station 4 "Potentiale erschließen", Dr. Susanne Hummel, Leiterin der Anthropologischen Sammlung, Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie, Abteilung Historische Anthropologie und Humanökologie, Georg-August-Universität Göttingen


Linkes Oberarmbein mit chronischer Osteomyelitis
Anthropologische Sammlung (Pathologische Teilsammlung)

Beim Demonstrationsobjekt handelt es sich um ein linkes Oberarmbein mit chronischer Osteomyelitis. Deutlich erkennbar ist die blasig aufgetriebene Knochenstruktur mit z.T. sehr großen Kloakenbildungen, die dem Eiterabfluss dienen. Weiterhin ist im Inneren des Knochens einen sogenannte ?Totenlade? sichtbar, d.h. Knochensplitter, die durch den ausgedehnten eitrigen Prozess vom Schaft abgetrennt wurden. Auslöser für eine chronische Osteomyelitis sind Knochenhautentzündungen. Sie entstehen zumeist durch Verletzungen des Gewebes und das Eindringen von Erregern in den Wundbereich. Bei den Erregern handelt es sich vorwiegend um Staphylokokken, von denen einige heutzutage Antibiotikaresistenzen aufweisen und deshalb für abwehrschwache Menschen potenziell lebensbedrohlich sind. Ziel der Forschungsarbeiten am Sammlungsmaterial ist daher, die DNA-Sequenzen von Erregerstämmen untersuchen zu können, die zeitnah vor der Entdeckung des Penicillins liegen. Durch diese Untersuchungen ergibt sich die Möglichkeit, grundlegende Erkenntnisse über Sequenzeigenschaften und evolutive Vielfalt der Erreger vor Zeiten des Penicillins zu gewinnen. Im Idealfall lassen sich hierdurch Beiträge zum Verständnis der Entwicklung von Antibiotika-Resistenzen ableiten.