In publica commoda

Presseinformation: Fontane, Freud und Kriegsverbrecher

Nr. 201 - 10.10.2019

 

Veranstaltungsreihe „science & arts“ der Universität Göttingen beim Literaturherbst


(pug) Die Universität Göttingen ist auch in diesem Jahr mit vier Veranstaltungen in der Reihe „science & arts“ beim Göttinger Literaturherbst vertreten. Die Reihe betrachtet Wissenschaft und Kunst aus verschiedenen Blickwinkeln und bringt die Disziplinen miteinander ins Gespräch. In diesem Jahr geht es um Theodor Fontane, Sigmund Freud, Kriegsverbrecher und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

 

Den Auftakt bildet am Sonnabend, 19. Oktober 2019, das Gespräch zur Ausstellungseröffnung „Brandenburger Notizen: Fontane – Krüger – Kienzle“ um 15 Uhr im Foyer der Zentralbibliothek der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB). Im Jahr 2017 setzte sich der Berliner Fotograf Lorenz Kienzle auf sein Fahrrad, die Plattenkamera in den Satteltaschen, und los ging es: an die Orte in der Mark Brandenburg, die Theodor Fontane beschrieben und Heinz Krüger bereits in den 1960er-Jahren in der DDR fotografiert hat – 19. Jahrhundert meets DDR meets ostdeutsche Gegenwart. Die Schwarzweiß-Aufnahmen von Kienzle und Krüger sind zum 200. Geburtstag von Theodor Fontane zusammen mit einer Auswahl von Notizbuchaufzeichnungen und Skizzen zu seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ in Göttingen zu sehen. Die Grundlage bildet die digitale Edition der Notizbücher Fontanes, die seit 2011 unter der Leitung und Herausgeberschaft von Dr. Gabriele Radecke an der Fontane-Arbeitsstelle der Universität Göttingen und der SUB entsteht und im Notizbuch-Portal veröffentlicht wird. Zur Ausstellungseröffnung sprechen Kienzle und Radecke über die Notizbücher, die Edition und die Ausstellung. Interessierte können die Ausstellung vom 19. Oktober bis zum 19. November 2019 zu den Öffnungszeiten der Zentralbibliothek der SUB am Platz der Göttinger Sieben (Montag bis Freitag von 8 bis 24 Uhr, Sonnabend und Sonntag von 9 bis 22 Uhr) kostenfrei besuchen.

 

Um 19 Uhr geht es am selben Tag im Auditorium um Freuds Dinge. „Der Diwan, die Apollokerzen und die Seele im technischen Zeitalter“ lautet der Untertitel des Buches von Autor und SZ-Journalist Lothar Müller über die Objekt- und Dingwelten bei Freud. Verdrängtes aufdecken, Unbewusstes entziffern – dafür steht Sigmund Freud. Freuds Dinge, die seine Gegenwart prägten und eine wesentliche Rolle in seiner Arbeit einnahmen, rückt Müller nun ins Zentrum. Er versucht, „die feinen Fäden sichtbar zu machen“, die die Deutungsstrategien Freuds mit den vielen neuen und alten Dingen verbanden, die Industrialisierung und Kolonialisierung hervorbrachten. Müllers Gesprächspartnerin ist die Historikerin und Expertin für das 19. Jahrhundert Prof. Dr. Rebekka Habermas von der Universität Göttingen. Es moderiert die Direktorin der Zentralen Kustodie, Dr. Marie Luisa Allemeyer.

 

Am Sonntag, 20. Oktober, um 19 Uhr sind der Filmemacher Andreas Christoph Schmidt und Felix Bohr im Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa zu Gast. Bohr, Journalist beim Spiegel, wurde mit seinem Werk „Die Kriegsverbrecherlobby“ an der Universität Göttingen promoviert. Er untersucht darin die weitreichenden Netzwerke und die institutionelle Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland, derer sich im Ausland inhaftierte NS-Kriegsverbrecher lange sicher sein konnten. Im Gespräch mit dem Filmemacher und Grimme-Preis-Träger Schmidt geht es um Zeitzeugenschaft, Vergangenheitsbewältigung und die Kontinuitäten, die das Wesen der Bundesrepublik mitgeprägt haben. Es moderiert die Historikerin Dr. Annelie Ramsbrock von der Universität Göttingen.

 

Was hält eine Gesellschaft zusammen? Berthold Vogel, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) an der Universität Göttingen, hat mit Jens Kersten und Claudia Neu ein Buch über Demokratie und Bürokratie geschrieben. Zudem ist er am Aufbau eines bundesweiten Instituts beteiligt, das sich Fragen sozialen Zusammenhalts widmet. Kann eine gute Verwaltung die Antwort auf die zunehmende Spaltung der Gesellschaft sein? Darüber diskutiert Vogel am Sonnabend, 26. Oktober, um 19 Uhr im Tagungs- und Veranstaltungshaus Alte Mensa mit Bernhard Reuter, Landrat des Landkreises Göttingen und Vizepräsident des Deutschen Landkreistages. Es moderiert die Spiegel-Journalistin und Schriftstellerin Elke Schmitter. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem SOFI statt.

 

Studierende erhalten mit dem Kulturticket freien Eintritt an der Abendkasse, soweit freie Plätze vorhanden sind. Weitere Informationen sind im Internet unter www.uni-goettingen.de/scienceandarts zu finden.