Gerhard Lauer und Thorsten Unger (Hg.): Das Erdbeben von Lissabon und der Katastrophendiskurs im 18. Jahrhundert
(Das achtzehnte Jahrhundert. Supplementa, Band 15). Göttingen: Wallstein 2008. 608 S. mit 35 Abbildungen.



Die primären Erschütterungen – Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Feuersbrünste – gehen auch heute noch, wie nach dem Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755, mit Erschütterungen der sicher geglaubten Zivilisationssysteme einher. Aktien rutschen, Ölpreise klettern, politische Mehrheiten steigen und fallen, wenn die Natur ihre Widrigkeiten hervorkehrt.

Schon verschüttet geglaubte, existentielle, man könnte auch sagen: religiöse Fragen nach den Grenzen menschlicher Gestaltungs- möglichkeiten, nach dem Ende der Menschheit stellen sich für jede betroffene Generation neu. Auch heute noch rufen Hurrikans Strafprediger auf den Plan. Nach wie vor verstehen wir zerstörerische Naturereignisse als sinnfällige Zeichen dafür, wie verwundbar unsere Zivilisation ist.

Im 18. Jahrhundert war das Nebeneinander von religiös 'traditionellen' und naturwissenschaftlich, philosophisch oder auch sozialplanetarisch 'modernen' Verstehens- und Handlungsweisen mit Blick auf Katastrophen offensichtlicher als heute. Wie dieses Nebeneinander genauer aussah, als noch nicht entschieden war, welcher Umgang mit der Katastrophe sich durchsetzen sollte, ist eine der Leitfragen des Buches.