Mailin Antomo und Markus Steinbach (Uni Göttingen): "obwohl - so könnte das was werden." Zur Semantik von desintegrierten Konzessivsätzen.

Abstract:
Es wurde schon häufig beobachtet, dass die Bedeutung von 'obwohl' komplex ist und die einzelnen Bedeutungselemente auf verschiedenen semantischen Ebenen ausgedrückt werden. Dabei spielt Konditionalität in allen Beschreibungen eine zentrale Rolle. So drückt ein komplexer Satz wie (1) u.a. die Erwartung aus, dass man, wenn man noch lernen muss, normalerweise nicht ins Kino geht.

(1) Ich komme mit ins Kino, obwohl ich noch lernen muss.

Neben der kanonischen Nebensatzform, die der Konzessivsatz in Beispiel (1) aufweist, existieren in der gesprochenen Sprache Varianten von obwohl–Sätzen. So kann obwohl wie in Beispiel (2a) auch einen Verbzweitsatz (im Folgenden V2) oder aber wie in (2b) einen syntaktisch und prosodisch unintegrierten Satz mit Verbletztstellung einleiten.

(2) a. Ich komme mit ins Kino. Obwohl: Ich muss noch lernen.
b. Ich komme mit ins Kino. Obwohl ich noch Mathe lernen muss...

Zwischen diesen drei unterschiedlichen Varianten von obwohl–Sätzen existieren zentrale formale und funktionale Unterschiede. Wir werden zeigen, dass sich die Varianten auf der funktionalen Ebene in zwei Aspekten voneinander unterscheiden, und zwar in der Frage, ob der Konzessivsatz zu einer Infragestellung des Hauptsatzinhalts führt, sowie der Zugänglichkeit von unterschiedlichen Lesarten.