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Nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr

Massive Mittelkürzungen bedrohen Forschung und Lehre an der Universität Göttingen

Die Universitäten sind mit ihrem Forschungs- und Qualifizierungspotential Motor der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes. Innovationen und Wachstum hängen entscheidend von der Qualität der Forschung sowie der damit verbundenen Qualifikation der Arbeitskräfte und dem Wissenstransfer in die Wirtschaft ab. Ein ressourcenarmes Land wie Deutschland ist wie kaum ein anderes auf das »Kapital in den Köpfen« angewiesen.
Das Land Niedersachsen befindet sich gegenwärtig in einer sehr schwierigen Haushaltslage. Die Universität Göttingen ist bereit, mit ihren Mitteln aktiv an der Lösung der Probleme mitzuwirken. Sie wird die enormen und erfolgreichen Anstrengungen, die sie in den Bereichen Effizienzsteigerung, Qualitätssicherung und Wettbewerbsfähigkeit unternommen hat, fortsetzen und intensivieren. Irreparable Qualitätsverluste sind jedoch unvermeidbar, falls den niedersächsischen Hochschulen in großem Umfang Beiträge zur Sanierung des Landeshaushaltes abverlangt werden.
Die Universität Göttingen hat in einem umfassenden Erneuerungsprozess in den Bereichen Forschung, Lehre und Organisation ihre Leistungskraft gestärkt:

  • Neue Forschungsschwerpunkte sind insbesondere in den molekularen Biowissenschaften, in den Neurowissenschaften sowie in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften entwickelt worden. Göttingen besitzt mit dem Forschungszentrum Molekularphysiologie des Gehirns (CMPB) eines von bundesweit fünf DFG-Forschungszentren, stellt in Niedersachsen ein Drittel der DFG-Sonderforschungsbereiche und die Hälfte der von der DFG geförderten Graduiertenkollegs.
  • Forschungsorientierte Studienangebote mit internationalen Abschlüssen haben den Anteil ausländischer Studierender unter den Neuimmatrikulierten auf 25 Prozent anwachsen lassen.
  • Die internationale Attraktivität der Universität Göttingen weist auch der siebte Platz im Ranking der Alexander von Humboldt-Stiftung aus, die die Zahl der Forschungsaufenthalte ausländischer Spitzenwissenschaftler an deutschen Universitäten auswertet.
  • Durch ihre Entscheidung für das Stiftungsmodell hat die Universität Göttingen neue Strukturen und Handlungsspielräume geschaffen, um sich international an hervorragender Stelle zu platzieren.


Durch diesen Erneuerungsprozess sind in Göttingen ausgezeichnete Voraussetzungen für die Entfaltung wissenschaftlicher Spitzenleistungen entstanden. Die geplanten massiven Einsparungen würden diesen Prozess zunichte machen und das Vertrauen in eine zukunftsweisende Landespolitik zerstören. Die Universität wird von den Einsparungen zudem in einer Phase getroffen, in der ein für die Profilbildung entscheidender Generationswechsel stattfindet. Dabei steht die Universität in einem harten Konkurrenzkampf mit anderen Hochschulen im In- und Ausland. Fallen von der Universität erwirtschaftete Geldmittel, die bislang in Berufungsverfahren eingesetzt werden konnten, dem Rotstift des Finanzministers zum Opfer, wird die Universität berufungsunfähig mit gravierenden negativen Langzeitfolgen für Forschung und Lehre.
Eingriffe in die Hochschuletats können allenfalls langfristig auf der Grundlage eines Strukturkonzeptes, das die Besonderheiten der international agierenden Forschungsuniversitäten berücksichtigt, erfolgen. Der Versuch, die Hochschuletats sofort um den finanziellen Gegenwert von nur langfristig umsetzbaren Leistungseinschränkungen kürzen zu wollen, führt zwingend zur völligen Handlungsunfähigkeit der Universitäten. Eine Beschädigung der Hochschulen in dieser grundlegenden Weise trifft insbesondere die leistungsstärksten Universitäten, bedeutet langfristig eine Gefährdung der künftigen Wirtschaftskraft des Landes und direkt einen dramatischen Einbruch des Arbeitsmarktes und der Konsumkraft der Region. Mit der Einsparung eines Wissenschaftlerarbeitsplatzes werden vier weitere Arbeitsplätze in der Region vernichtet.

Wir, die Unterzeichner, fordern die Verantwortlichen im Land Niedersachsen – allen voran Ministerpräsident Christian Wulff, Wissenschaftsminister Lutz Stratmann und Finanzminister Hartmut Möllring – auf, von kurzfristigen massiven Einschnitten in die Universitätshaushalte mit den beschriebenen katastrophalen Folgen abzusehen. Statt dessen sollte mit den Hochschulen gemeinsam konkret über strukturelle Möglichkeiten der Einsparung verhandelt werden. Unser Votum lautet allerdings unmissverständlich: Spitzenleistung und internationales Niveau müssen in Niedersachsen einen Namen behalten.

Albert Altena, Betriebsleiter Aalfarm Domäne Voldagsen, Einbeck · RA Arend, Anwaltskanzlei Arend und Langerbein, Göttingen · Dr. Ulf Baus, Leiter Business Development Textilharze, BASF AG · Prof. Dr. Hans-Rudolf Bork, Direktor des Ökologie-Zentrums der Universität Kiel · Dr. Hildegard Bußmann, Programmchefin SWR 2, Südwestrundfunk Baden-Baden · Prof. Ilan Chet, Präsident der Hebrew University of Jerusalem · Lord Dahrendorf, London · Jürgen Danielowski, Oberbürgermeister der Stadt Göttingen · Ulf Deecke, Betriebswirtschaftliches Büro, Rosdorf · Prof. Dr. Thomas Dieterich · Prof. em. Dr. Manfred Eigen, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen · Prof. Dr. Malte Faber, Alfred Weber Institut, Universität Heidelberg · Henning Fabian Leiter Kreissparkasse, Göttingen · Prof. Dr. Erich Frese, Allgemeine Betriebswirtschafts- u. Organisationslehre, Universität Köln · Dr. Franziska Freund, Applied Biosystems, Darmstadt · Prof. Dr. Oskar Gans, Südasien-Institut, Heidelberg · Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker e. V. (WVZ), Präsident des Institut International de Recherche Betteravière, Brüssel (IIRB) · Prof. Dr. Hermann Geldermann, Tierzüchtung und Biotechnologie, Universität Hohenheim · Dr. Günter Grandjot Geschäftsführer, NordLand Zuchtschweine Erzeugergemeinschaft, Uelzen · Dr. Wilke Griep, Züchtungszentrale Deutsches Hybridschwein GmbH, Lüneburg · Prof. Dr. Karl-Peter Grotemeyer, ehemaliger Rektor der Universität Bielefeld · Dr. Jörg Habicht, Dr. Wolman GmbH, Sinzheim · Dr. Jürgen Hartmann, Geschäftsführender Vorstand, Rinder-Union West e.G., Münster · Prof. Dr.-Ing. h.c. Hans-Olaf Henkel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Berlin, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie · Dr. Hubert Henne, Zuchtleiter, Züchtungszentrale Deutsches Hybridschwein GmbH, Lüneburg · Prof. Dr. Reinhard F. Hüttl, Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Koordinator einer Evaluationsgruppe der Wissenschaftlichen Kommission des Landes Niedersachsen · Prof. Dr. Herbert Jäckle, Direktor des Max-Planck-Institutes für biophysikalische Chemie, Göttingen · Bernd Koch, Abteilungsleiter Vermarktung, Rinder-Union West e.G., Münster · Prof. Dr. Ulrich Koester, Institut für Agrarökonomie, Universität Kiel · Dr. Stephan Krall, Leiter Internationale Agrarforschung (BEAF) der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn · Dr. Markus Kramer, Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Bonn · Michael Lankheit, Administrativer Geschäftsführer Deutsches Primatenzentrum GmbH, Göttingen · Prof. Dr. S. Makuza, Faculty of Agriculture, University of Zimbabwe, Zimbabwe · Hartwig Meinikmann, Abteilungsleiter Zucht, Ringer-Union West e.G, Münster · Dr. Richard Moser, Steuerberater, Göttingen · Dr. Gerhard Müller, Geschäftsführer Fischtechnik Fredelsloh GmbH, Moringen · Hans Georg Näder, Geschäftsführender Gesellschafter Otto Bock HealthCare GmbH · Prof. Dr. Erwin Neher, Direktor des Max-Planck-Institutes für biophysikalische Chemie, Göttingen · Dr. Helmut Neufeldt, Züchtungszentrale Deutsches Hybridschwein · Prof. Dr. Tim Ngwira, University of Malawi, Southern Africa Development Community · Prof. Dr. Ronny R. Noor, Agricultural University Bogor, Indonesien · Dr. Brigitte Obermaier und Dr. Engelbert Precht, MediGenomix GmbH, München · Prof. Dr. Rudolf Preisinger, Geschäftsführer, Lohmann Tierzucht GmbH · Dr. Reinhard Reents, Geschäftsführer, Vereinigte Informationssysteme Tierzucht w.V., Verden · Prof. Dr. Jürgen Rimpau, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen ·Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Herbert-W. Roesky, Präsident der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen · Prof. Dr. Karl Schellander, Institut für Tierzuchtwissenschaft, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn · Beate Scherf und Jan Peter Groenewold, Food and Agricultre Organisation of the United Nations (FAO), Rom · Prof. em. Drs. jur. Dr. med. h.c. Hans-Ludwig Schreiber, Strafrecht und Strafprozessrecht, Staatssekretär a. D., ehemaliger Präsident der Georg-August-Universität Göttingen · Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Institutes für Biogeochemie, Jena · Dr. Carlos Sere, Generaldirektor, International Livestock Research Institut (ILRI),Kenia, Consultative Group International Agricultural Research (CGIAR) · Prof. Dr. Hermann H. Swalve, Institute of Animal Breeding and Animal Husbandry, Universität Halle-Wittenberg · Prof. Dr. Stefan Tangermann, Director for Food, Agriculture and Fisheries, OECD, Paris · Dipl.-Ing. Klaus Thimm, THIMM Holding, Northeim ·Prof. Dr. Stefan Treue, Direktor, Deutsches Primatenzentrum GmbH, Göttingen · Prof. em. Dr. Dr. h.c mult. Bernhard Ulrich, Institut für Bodenkunde und Waldernährung, Göttingen · Prof. Dr. Therdchai Vearasilp, Faculty of Agriculture ChiangMai University, Thailand · Prof. Dr. Paul Velsinger, Volkswirtschaftslehre, Universität Dortmund · Dr. Hans-Jürgen Voss, Geschäftsführer, SEMEX Deutschland GmbH, Verden · PD Dr. Werner Wahmhoff, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück · Werner Wasmuth, Leiter Hochschulabteilung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn · Dr. Helmut Wedekind, Dr. Uwe Brämick, Institut für Binnenfischerei, Groß-Glienicke · PD Dr. Peter Wehrheim, Zentrum für Entwicklungsforschung, Universität Bonn · Dr. Conrad Welp, Geschäftsführer VzF, Uelzen · Prof. Dr. Lothar Willmitzer, Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie, Potsdam · Dr. Roland Wörner Geschäftsführer, Züchtungszentrale Deutsches Hybridschwein GmbH, Lüneburg · Dr. Wolf-Schwerin, Züchtungszentrale Deutsches Hybridschwein GmbH ·

Folgende Instiutionen unterstützen den Brief

  • Landesfischereibverband Niedersachsen
  • Landesfischereiverband Weser-Ems, Binnenfischerei, Oldenburg
  • AG Fischereigenossenschaften Weser-Hamleln
  • Landwirtschaftskammer Hannover
  • Teich- und Forstwirtschaft Aschauteiche