In publica commoda

Workshop des LichtenbergKollegs: Changing Boundaries and Emerging Identities

Interdisziplinäre Forschergruppe diskutiert die Entstehung neuer Identitäten im Zuge von Globalisierung und internationaler Migration

Religiöse, sprachliche und ethnische Vielfalt sind zu einem Hauptmerkmal moderner Gesellschaften geworden. Im Zuge von Globalisierung und internationaler Migration gewinnen Fragen nach der Entstehung neuer Identitäten und der Anerkennung kultureller Differenz immer mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung thematisierte der interdisziplinäre Workshop „Changing Boundaries and Emerging Identities“, der am 4. und 5. Juni 2008 an der Universität Göttingen durchgeführt wurde. Eingeladen hatte dazu eine Forschergruppe, der Soziologen, Ethnologen und Rechtswissenschaftler angehören.

Boundarys

„Bis in das 20. Jahrhundert hinein galt der kulturell homogene Nationalstaat noch als Leitideal gesellschaftlicher Ordnung. Längst werden jedoch symbolische Grenzen verändert, und es entstehen neue Identitäten, deren politische Mobilisierung wiederum zum institutionellen Wandel gesellschaftlicher Ordnung führt“, so der Göttinger Religionssoziologe Prof. Dr. Matthias Koenig. „In den Sozialwissenschaften wird kulturelle Diversität als ein zunehmend bedeutsames Thema erkannt. Es fehlt bislang aber ein interdisziplinärer Forschungsansatz, der die Ergebnisse der einzelnen Teildisziplinen zu integrieren und die Prozesse der Rekonstruktion kollektiver Identitäten in modernen Gesellschaften zu erklären vermag.“

So ging es im Rahmen des Workshops zunächst um die Frage der Beschreibung religiöser, ethnischer und sprachlicher Grenzziehungen und Identitäten. Vor diesem Hintergrund erörterten die Teilnehmer, von welchen Faktoren kollektive Identitätsbildung und politische Mobilisierung abhängen und wie kulturelle Vielfalt rechtlich und politisch reguliert werden kann. Dabei diskutierten die Göttinger Wissenschaftler ihre Forschungsansätze mit sieben profilierten Experten aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA. Die Veranstaltung wurde von Prof. Koenig, Juniorprofessorin Dr. Claudia Diehl, die ebenfalls am Institut für Soziologie lehrt und forscht, und Prof. Dr. Steve Vertovec, dem Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, initiiert.

In einem öffentlichen Abendvortrag sprach Prof. Dr. Andreas Wimmer über „How (not) to think about ethnicity in immigrant societies“. Der Soziologe ist Professor an der University of California in Los Angeles (USA) und Mitglied im Beirat des Göttinger Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften.