In publica commoda

Umstrukturierung der Sozialwissenschaften - Ziel ist eine Schärfung des Profils

Präsident der Universität Göttingen stellt Planungen im Senat vor und fordert konstruktiven Dialog

(pug) Der Präsident der Universität Göttingen, Prof. Dr. Kurt von Figura, hat in der Sitzung des Senats am Mittwoch, 16. November 2005, Pläne zu einer Umstrukturierung der Sozialwissenschaftlichen Fakultät vorgestellt. Ziel ist dabei eine stärkere Profilierung der Göttinger Sozialwissenschaften auf der Grundlage bereits entwickelter wissenschaftlicher Schwerpunkte. Das Konzept des Präsidiums sieht vor, die Soziologie deutlich auszubauen, die Schul- und Unterrichtsforschung zu stärken und darüber hinaus die Ethnologie zu fördern. Im Gegenzug sollen Kapazitäten in der Politikwissenschaft reduziert sowie die Pädagogik und die Sportwissenschaften auf den Bereich der gymnasialen Lehramtsausbildung konzentriert werden. Prof. von Figura: „Die neuen Strukturen in der Sozialwissenschaftlichen Fakultät müssen die Voraussetzungen dafür bieten, wissenschaftlich nationale und auch internationale Sichtbarkeit zu erlangen.“

Die Umstellung des Studienangebotes in den Sozialwissenschaften auf Bachelor- und Masterstudiengänge zum Wintersemester 2006/2007 erfordere eine rasche und konstruktive Strukturdiskussion, so Prof. von Figura. „Wir werden nur solche Studiengänge anbieten, die verlässlich, dauerhaft und forschungsbasiert ein Studium auf hohem Niveau ermöglichen. Studiengänge zu eröffnen, die über kurz oder lang wieder geschlossen werden müssen, weil uns die erforderlichen Ressourcen fehlen, ist den Studierenden gegenüber unredlich und mit mir nicht zu machen.“ Die Diskussion müsse nun zunächst mit der Fakultät und anschließend in den Universitätsgremien geführt und bis zum Ende des Wintersemesters Mitte Februar 2006 abgeschlossen werden.

Die jetzt vorgestellten Pläne des Präsidiums sehen vor, die Zahl der Professsuren in der Soziologie von bisher acht auf zehn aufzustocken und im Zuge dieser Schwerpunktbildung auch das Methodenzentrum Sozialwissenschaften (MZS) auszubauen. In der Politikwissenschaft sollen die bisher vier Lehrstühle auf zwei Professuren mit einem fachwissenschaftlichen und einem didaktischen Schwerpunkt zurückgefahren werden, wobei dann Soziologie und Politikwissenschaft eine „Funktionseinheit“ bilden werden. In der Ethnologie sollen die drei bestehenden Professuren beibehalten werden; eine personelle Verstärkung ist für Sonderaufgaben in der Völkerkundlichen Sammlung geplant. In der Pädagogik ist mit der Konzentration auf die Unterrichtsforschung und die Lehramtsausbildung eine Reduzierung der Professuren von bisher fünf auf dann vier verbunden, in den Sportwissenschaften soll ebenfalls ein Lehrstuhl (bislang drei) wegfallen.

Für das Studienangebot hätten diese Umstrukturierungen zur Folge, dass fachwissenschaftliche Bachelor- und Masterstudiengänge in den Göttinger Sozialwissenschaften künftig in der Soziologie und der Ethnologie angeboten würden. Die Studienfächer Politik, Sport und Pädagogik wären dagegen ausschließlich im Rahmen des Lehramts für Gymnasien wählbar. Wie Prof. von Figura in der Senatssitzung erklärte, ist dieser Schritt mit einem Abbau von voraussichtlich rund dreihundert bis vierhundert Studienplätzen verbunden. „Das ist der Preis, den wir für mehr Forschungskapazitäten und damit auch für eine qualitativ bessere Lehre zahlen müssen.“

Wie der Präsident erläuterte, bilden die fachwissenschaftlichen Bewertungen der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen, der von der Sozialwissenschaftlichen Fakultät vorgelegte Entwicklungsplan und die Clustergespräche mit dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur die Grundlagen für die vorgelegten Planungen und definieren den Handlungsrahmen für die weitere Strukturdiskussion. Im Zuge der Phase drei des so genannten Hochschuloptimierungskonzeptes ist vom Ministerium in den Clustergesprächen die Erwartung formuliert worden, dass die Soziologie in Hannover abgebaut und in Göttingen gestärkt und im Gegenzug die Politikwissenschaft in Hannover ausgebaut und in Göttingen reduziert werden sollen.