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Franziska Fischer

Vita


  • 07/2009-06/2012 Stipendiatin des Graduiertenkollegs "Expertenkulturen des 12. bis 16. Jahrhunderts" der Georg-August-Universität Göttingen
  • 2003-2009 Studentische Hilfskraft bei Prof. Dr. Hartmut Kugler an der Universität Erlangen
  • 2006-2009 Teilnahme am interdisziplinären Studiengang „Ethik der Textkulturen“ der Universitäten Augsburg und Erlangen
  • 2002-2009 Studium der Germanischen und Deutschen Philologie, Theater- und Medienwissenschaft und Germanistischen Linguistik an der Universität Erlangen
  • Geboren 1982 in Kulmbach



Dissertationsprojekt



Unrechtsreaktionen in der Heldenepik des deutschen Hochmittelalters – zur Brüchigkeit des Rechtsverständnisses in der 'Kudrun' und zwischen den Fassungen *B und *C des 'Nibelungenliedes' sowie der 'Klage'.


    Im 12. und 13. Jahrhundert sind für Europa und den deutschsprachigen Raum eine Reihe gravierender Entwicklungen in den rechtlichen Strukturen belegt, auch was den Bereich der Sanktionen und Unrechtsfolgen angeht. Genannt seien in diesem Zusammenhang die Abspaltung des Strafrechts vom Privatrecht – überhaupt die Festigung eines Konzepts staatlicher Rechtshoheit –, die Friedensbewegungen und die Ablösung der Tatstrafe durch die individuellere Täterstrafe. Diese beginnende Institutionalisierung des Strafrechts entzieht zumindest theoretisch dem Privatmann die Vollmacht zur Sanktion und legt diese in die Hände einer anderen, hierauf spezialisierten Instanz.
    Mein Dissertationskonzept beruht auf der Grundannahme, dass realhistorische Entwicklungen, auch rechtshistorische, die literarischen Texte ihrer Zeit beeinflussen und überformen. Was adäquate rechtshistorische Quellen nicht oder nur selten leisten können, nämlich einen Einblick in das zeitgenössische Rechtsempfinden zu geben, lässt sich hier zumindest bruchstückhaft herausarbeiten. Hieraus ergibt sich das Vorhaben, literarische Texte des Hochmittelalters – genauer einige ausgewählte Heldenepen aus der Zeit ca. 1200 bis 1250 – daraufhin zu untersuchen, inwiefern sich in ihnen Hinweise auf die strafrechtlichen Entwicklungen des 12. und 13. Jahrhunderts finden lassen.
    Angedacht ist ein interdisziplinäres Projekt, das die literaturwissenschaftliche Analyse durch Fragestellungen der Rechtshistorik und Methoden der historischen Semantik ergänzt: Wichtigstes Ziel ist dabei eine gründliche Auslotung des Spektrums an Sanktionen und Unrechtsreaktionen in den Untersuchungstexten. Desweiteren wird die Herausarbeitung eventueller Brüchigkeiten im Hinblick auf Rechts- und Unrechtsempfinden sowie der Bewertung bestimmter Sanktionsformen angestrebt. Zwischen derartigen Brüchen und der realhistorischen rechtlichen und sozialen Situation sollen Parallelen gefunden und veranschaulicht werden.
    Mit Hilfe dieser Arbeit soll ein neuer, unbelasteter Zugang zu der forschungsgeschichtlich durchaus problematischen Verbindung der Disziplinen Ältere Literaturwissenschaft und Rechtsgeschichte entwickelt und erprobt werden.