Dr. Daniel Eder


Herr Dr. Eder ist ab WS 2021/22 nicht mehr am Seminar für Deutsche Philologie in Göttingen beschäftigt und wechselt an die CAU Kiel (neue Emailadresse: eder@germsem.uni-kiel.de).


Curriculum Vitae

Seit WS 2016/17 wiss. Mitarbeiter bei Prof. Dr. Henrike Manuwald am Seminar für Deutsche Philologie der Georg-August-Universität Göttingen; SoSe 2015: Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln; 2010-2016: wiss. Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln in der Abteilung Ältere deutsche Sprache und Literatur, zunächst bei Prof. Dr. Ursula Peters, später bei Frau Prof. Dr. Monika Schausten bzw. Prof. Dr. Udo Friedrich; 2008: Magisterabschluss an der Universität zu Köln; 2002-2008: Studium der Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft und Musikwissenschaft an der Universität zu Köln.

Aktuelles Projekt

"Kölner Pilgerdrucke um 1500. Stadtheiligkeit als literarisches Programm im Spannungsfeld von Narration, Raum und Objekt" [Arbeitstitel]

Das Projekt geht von der der immer noch klärungsbedürftigen Frage aus, was unter dem in der Forschung als Schlagwort so prominenten ,legendarischen Erzählen‘ zu verstehen ist, gerade wenn damit eine substanziell spezifische Art des Erzählens, die sich von anderen Formen unterscheidet, gemeint sein sollte. Gegenstand der Untersuchung sind die volkssprachlichen Kölner Pilgerdrucke aus der Zeit um 1500, die die Legendenerzählungen der einschlägigen städtischen Patrone in ripuarisch gefärbtem Idiom darbieten (Hl. Drei Könige, Ursula und ihre elftausend Jungfrauen, Irmgard) und allgemein nicht als ausgesprochen literarisch hochwertig erachtet werden. An ihnen lässt sich jedoch – über das Erzählprogramm von Stadtheiligkeit – ein besonders enger Verweiszusammenhang von Narration, Raumbedeutung und Objektprofilierung (z.B. in Form von Reliquien) demonstrieren, der die ,Realpräsenz des Heils‘ nicht nur einfach absichern hilft, sondern geradezu erst hervorbringt. Dabei kommt es einerseits zu sehr stabilen gegenseitigen Geltungsbestätigungen von Erzählmotiven, spatialen Settings und materiellen Heilsträgern, die sich zirkulär Authentizität garantieren, andererseits – das zeigt ein genauerer Blick – erschöpft sich das Genre des Pilgerbuchs nicht einfach in solchen Gebrauchszusammenhängen und Verfahren sozio-kultureller Bedeutungseinschreibung. Vielmehr produzieren die Texte auch einen semantischen Überschuss, indem sie ambivalente Deutungsmöglichkeiten von Räumen und Objekten provozieren, mehrere Codierungsebenen amalgamieren oder zu imaginativer Auffüllung einladende Leerstellen aufweisen. In dieser Konstellation lässt sich für die Pilgerbücher ein Grad von Literarizität nachweisen, der für übergreifende Konzepte vom ,legendarischen Erzählen‘ noch stärker mit zu berücksichtigen wäre.

Arbeitsschwerpunkte

  • Minnesang
  • Literarische Austauschprozesse zwischen den verschiedenen europäischen Lyriktraditionen des Mittelalters
  • Kulturwissenschaft und Literaturtheorie
  • Artusroman im 13. Jahrhundert
  • Legendarisches Erzählen



Publikationen

Monographie:

  • Der Natureingang im Minnesang. Studien zur Register- und Kulturpoetik der höfischen Liebeskanzone, Tübingen 2016 (Bibliotheca Germanica 66).



Aufsätze:

  • Diskurstechniken literarischer Rede als Kunst der Möglichkeiten. Kulturwissenschaftliche Überlegungen zum Natureingang im Minnesang, in: Poetica 48 (2016), S. 23-58.
  • Kohärenzprinzip Autorschaft? Überlegungen zu den Klein- und Kleinstœuvres im Minnesang aus hermeneutischer Perspektive (am Beispiel von Hartmann von Starkenberg, KLD 18). In: Lyrische Kohärenz im Mittelalter. Spielräume – Kriterien – Modellbildung, hg. von Susanne Köbele, Eva Locher, Andrea Möckli, Lena Oetjens, Heidelberg 2019 (GRM-Beiheft 94), S. 263–296.
  • Von Wundern und Flatulenzen. Narratologische Überlegungen zum Forschungsparadigma des ,legendarischen Erzählens‘. In: Euphorion 113 (2019), S. 257-292.
  • Die Mutter des Märtyrers. ,Prägnanzʻ als narratologische und rezeptionshermeneutische Kategorie in der Legendarik (am Beispiel der Gangolf-Erzähltradition). In: Prägnantes Erzählen, hg. von Friedrich Michael Dimpel, Silvan Wagner, Oldenburg 2019 (Brevitas 1 / BmE-Sonderheft), S. 119-157, https://doi.org/10.25619/BmE_H201930.
  • Walther aus lateinischer Perspektive? Die Carmina Burana-Strophen 151a, 169a und 211a als Knotenpunkte intertextueller Konnektivität. In: Walther von der Vogelweide. Düsseldorfer Kolloquium 2018, hg. von Ricarda Bauschke und Veronika Hartung, Berlin 2020 (Wolfram-Studien 26), S. 297-331.
  • Auf den Schwingen der ,Epigonalitätʻ? Überlegungen zu einer Neubewertung des Tierbegleitermotivs im Wigamur. In: Jenseits der Epigonalität. Selbst- und Fremdbewertungen im Artusroman und in der Artusforschung, hg. von Cora Dietl, Christoph Schanze und Friedrich Wolfzettel, Berlin/Boston 2020 (SIA 15), S. 303-336.



Rezensionen:


  • Racha Kirakosian, Die Vita der Christina von Hane. Untersuchung und Edition, Berlin 2017 (Hermaea N.F. 144), in: Francia-Recensio, 2019-1, Mittelalter – Moyen Âge (500–1500), DOI: 10.11588/frrec.2019.1.59841.




Lehre
Aktuelle Lehrveranstaltungen im UniVZ


Betreuung von Abschlussarbeiten (B.A., M.A., M.Ed)

Die Mediävistik bietet aufgrund der weiten zeitlichen Erstreckung ihres Gegenstands (8.–16. Jh.), des breiten Spektrums an unterschiedlichen Textsorten (vom Artusroman über Minnelied und Totentanz bis hin zum Zauberspruch) und der Entwicklung neuer literaturwissenschaftlicher Ansätze eine Fülle von spannenden Forschungsthemen für Abschlussarbeiten. So kann man einen bislang unbekannten Text aus dem Mittelalter erstmals erschließen oder bekannte Texte zum Beispiel über eine strukturelle Analyse neu deuten oder kulturhistorisch verorten.

Auch lässt sich danach fragen, wie Figuren, Motive, Texte des Mittelalters in der Rezeption von der Romantik bis in die Gegenwart aufgegriffen wurden und werden oder welche Aspekte des Mittelalters in die schulische Praxis einfließen können. Einen kleinen Eindruck des Themenspektrums bietet Ihnen die folgende Titel-Auswahl von Abschlussarbeiten aus den letzten Jahren:

BA-Abschlussarbeiten als Erstgutachter (D. Eder):


  • Vox feminae adiecta. Untersuchungen zum intertextuellen Potenzial von mittelhochdeutschen ‚Frauenstrophen‘ in ausgewählten Liebesliedern der Carmina Burana
  • Drachenkämpfe der Heiligen und der Helden. Untersuchungen zum semantischen Potenzial ausgewählter Legenden und Texte der weltlichen Literatur
    Überlieferung – Episodensyntagma – personale Handlungsmuster.
  • Konstitutionsebenen literarischer Figuren am Beispiel der Kriemhild im „Nibelungenlied“
  • Narrativität der magischen Elemente im „Wigalois“ Wirnts von Grafenberg
  • Framing Gender. Zur (sprachlichen) Konstruktion von Geschlecht in ausgewählten Mären Heinrich Kaufringers




zurückliegende Veranstaltungen:


  • Interdisziplinärer Workshop "Register des Religiösen. Heiligkeitsentwürfe im Spannungsfeld von Mystik und Legendarik" (Göttingen, 06.–07. Juli 2018), veranstaltet zusammen mit Dr. Simone Kügeler-Race (Cambridge).
  • Interdisziplinäre Tagung zum Thema „vita perfecta? Formen der Aushandlung divergierender Ansprüche an ein religiöses Leben“ (Göttingen, 13.–15. März 2019), organisiert zusammen mit Henrike Manuwald und Christian Schmidt.
  • Literaturwissenschaftlicher Workshop „Queer reading als Textkompetenz. Überlegungen zur Neuperspektivierung eines Forschungsparadigmas“ (Göttingen, 14.–15. Juni 2019). Dazu der bei Litlog erschienene Bericht von Anna-Lena Kühn hier.