Schwerpunktthemen

Die Forschung konzentriert sich auf fünf Schwerpunkte

  • 1. Staatliche Regierungsführung und Finanzsektor


    Die finanziellen Einnahmen aus der Erdölproduktion bedeuten für die nationalen Regierungen des Niger und des Tschad eine erhebliche Vergrößerung ihres Budgets und damit ihrer Handlungsmöglichkeiten. Ein Schwerpunktthema des Forschungsprojektes liegt daher auf der staatlichen Regierungsführung und dem Finanzsektor. Im Fokus stehen dabei Fragen nach Schlüsselakteuren und administrativen Strukturen im staatlichen Bergbauministerium sowie deren durch die Erdölförderung ausgelösten dynamischen Wandlungsprozesse.


  • 2. Lokalpolitik


    Ein festgelegter Teil der Erdöleinnahmen fließt den lokalen Kommunen in den Erdölfördergebieten für lokale Entwicklungsmaßnahmen zu (15% der Öleinnahmen des Niger für Kommunen der Region Diffa und 5% für die Förderregion um Doba im Süden des Tschad). Vor diesem Hintergrund ist mit dem Auftreten neuer Akteure und neuer Konflikte zu rechnen, in denen Autoritäts- und Machtpositionen, politische Ideologien und Interessen ausgehandelt werden und die die Alltagspraxis der Lokalpolitik (Bereitstellung öffentlicher Güter und Dienstleistungen) direkt und indirekt beeinflussen. Die ethnologische Forschung zielt auf eine vergleichende Analyse der lokalen Machtstrukturen, Erwartungen und Bedeutungsgebungen in Bezug auf die Erdölförderung im Niger und Tschad.


  • 3. Widerstand


    Die Erfahrung aus anderen Erdölförderländern zeigt, dass die Ölförderung unterschiedliche, teils in lokalen, teils in globalen Strukturen organisierte Formen des Widerstandes und der (militärisch ausgetragenen) Rebellion auslöst. Dies gilt auch für den Niger und den Tschad. Ein Schwerpunktthema des Forschungsvorhabens konzentriert sich daher auf Konflikte und Formen von Widerstand und Rebellion gegenüber dem Staat bzw. multinationalen und nationalen Konzernen, die in Zusammenhang mit der Ölproduktion stehen.


  • 4. Arbeitsbeziehungen und -kulturen innerhalb der

    Ölfördergebiete


    Mit dem Beginn der Konstruktionsphase (Anlage der Ölbrunnen, Bau der Pipeline und Raffinerie sowie ergänzender Infrastruktur: Flughafen, Wasserbrunnen, Schulen, Krankenhäuser, Baumpflanzungen etc.) entstehen nicht nur neue Beschäftigungsmöglichkeiten, sondern auch Erwartungen und Hoffnungen, die zuwandernde Lohnarbeiter und Dienstleister anziehen und so Gemeinschaften entstehen lassen, deren soziale Strukturen sich erst neu bilden müssen. In diesem Schwerpunktbereich werden der soziokulturelle Hintergrund der ZuwanderInnen, ihre Erwartungen und Wahrnehmungen in Bezug auf ihre Zukunft in den Ölfördergebieten, die Aushandlung ihrer Beziehungen und Konflikte untereinander sowie zu ihren Arbeitgebern und die Veränderung sozialer Institutionen, wie Familie, Erbe, Altersgruppen, Gender, Bildung und Heirat durch den Zufluss von Geld erforscht.


  • 5. Die Ölproduktion und ihre Auswirkungen auf ländliche
    Bevölkerungsgruppen

    Die Förder-, Transport- und Verarbeitungsstätten der Erdölproduktion (Ölbrunnen, Pipeline und Raffinerie) werden nicht in menschenleeren Räumen errichtet, sondern betreffen unterschiedliche Bevölkerungsgruppen (nomadische Tierhalter, Feldbauern), deren ökologische, ökonomische und soziale Umwelt sich im Zuge der Erdölproduktion verändert. In Folge dessen sind mit Landnahme, Kompensationszahlungen, Umweltverschmutzung, steigenden Preisen, dem Auftreten neuer Akteursgruppen (Lohnarbeiter, Händler), neuen Marktchancen und vielen anderen Veränderungen zu rechnen. Dieses Schwerpunktthema nimmt die Situation der ländlichen Bevölkerungsgruppen, die Veränderungen ihrer Lebensbedingungen sowie die dadurch ausgelösten Konflikte um Machtpositionen und regionalen Einfluss in den Blick.