Thema der Tagung: Diversity und Diskriminierungsschutz weiterdenken

Schon viel erreicht…
Der Anspruch, aktiv mit sozialer Diversität umzugehen, sie anzuerkennen und zu fördern und dabei auch Diskriminierungen auf individueller und struktureller Ebene abzubauen, hat in vielen gesellschaftlichen Teilbereichen und Handlungsfeldern Einzug gehalten. Soziale Bewegungen, Politik, Gesetzgebung und Akteur*innen in Organisationen bzw. Institutionen haben damit zu einem gesellschaftlichen Wandel beigetragen, der für viele ein Mehr an Teilhabe und Anerkennung bedeutet – aber auch umkämpft, umstritten und von zahlreichen Widerständen begleitet ist.
Insbesondere öffentliche Einrichtungen und größere Unternehmen haben begonnen, Diversitäts-strategien und entsprechende Maßnahmen zu implementieren. Die Begründungen dafür beziehen sich meist auf ökonomische und/oder gerechtigkeitsorientierte Argumente. Die Sensibilisierung für Diskriminierung und Diskriminierungsschutz sind oft erklärte Ziele von Diversitätsstrategien, wenn auch mit unterschiedlichen Absichten, theoretischen Ansatzpunkten und praktischen Maßnahmen. Diversitätsstrategien lassen sich auch danach unterscheiden, welche Diversitätsdimensionen sie besonders fokussieren. In Deutschland beziehen sie sich vielfach auf die im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) geschützten Merkmale. Das 2006 in Kraft getretene Gesetz hat die Diversitäts- und Antidiskriminierungsarbeit in Deutschland nachhaltig verändert. Es regelt das Verbot von Diskriminierung aufgrund bestimmter Merkmale im Arbeits- und Zivilrecht und zielt darauf, „Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen.“ Um den Schutz des AGG nutzen zu können, organisieren sich Gruppen und fordern bisher unberücksichtigte Merkmale in das Gesetz aufzunehmen. Das Bündnis „AGG Reform jetzt!“ etwa strebt eine „Erweiterung der Diskriminierungskategorien“ z. B. um sozialen Status, Sprache, Staatsangehörigkeit, chronische Krankheit, Körpergewicht und familiäre Fürsorgeverantwortung an.

…doch bleibt noch viel zu tun!
Angesichts der rasanten Ausbreitung, die die Diversitäts- und Antidiskriminierungsarbeit in den vergangenen rund 20 Jahren erfahren haben, ist es an der Zeit, die vielfältigen Entwicklungen und Erfahrungen zu reflektieren und Chancen, Herausforderungen und Aufgaben für die Zukunft abzuleiten – aus der Perspektive von Forschung und Praxis. Die Tagung eröffnet daher einen Raum für Austausch und Reflexion und für die Erarbeitung neuer Ansätze und Ideen für eine Gesellschaft in Vielfalt.
Dafür sollen im Rahmen der Tagung Forschung und Praxis zusammengeführt werden. Eine solche transdisziplinäre Perspektive ermöglicht es, theoretische Zugänge zu Diversität, Intersektionalität und Antidiskriminierung mit Anforderungen aus der Praxis ins Gespräch zu bringen und umgekehrt Fragen und Herausforderungen aus der Praxis in Forschung und Theorieentwicklung aufzunehmen.

Zur Übersichtsseite der Tagung "Diversity und Diskriminierungsschutz weiterdenken"