09.12.2008: Ein gutes Jahrzehnt IT-Service für Studierende - die Geschichte der Internet-Hotline

Fast 13 Jahre sind es her, als eine Handvoll Studentinnen und Studenten der Georg-August-Universität Göttingen den Wunsch äußerten, an ihrer Universität etwas zu verändern: Sie wollten das damals noch junge Medium Internet für alle Studierenden zur Verfügung stellen. Diese Initiative wurde vom Studentenwerk Göttingen aufgegriffen und es gründete in Kooperation mit der GWDG und der Universität Göttingen zum 1. Oktober 1996 die Internet-AG. Diese bestand aus eben jenen jungen Studierenden, die damals auf die Beine stellten, was heute unter dem Namen studIT alle Studierenden der Universität Göttingen mit Account und E-Mail-Adresse sowie dem entsprechenden Support versorgt. Bis dahin war es jedoch ein weiter Weg.

Der älteste Standort für Rechner der Internet-Hotline - die SUB am Campus
Bild 1: Der älteste Standort für Rechner der Internet-Hotline - die SUB am Campus


Zu Beginn gab es nur wenige Rechnerstandorte; diese befanden sich hauptsächlich in den großen Bibliotheken der SUB. Da PCs damals noch sehr teuer waren, standen an jedem Standort maximal zehn Rechner zur Verfügung. Für ein teures Betriebssystem wollte man kein Geld ausgeben, daher griff man auf das kostenlose Linux (als System in einer sog. Thin-Client-Umgebung) zurück. Die ersten Versionen dieser Thin-Client-Rechner hatten an jedem Standort einen lokalen Bootserver (mit Festplatte) - dieser wurde später zentralisiert. Die Nutzung von lokalen Laufwerken (wie Diskette oder gar CD-Laufwerke) war nur an separaten festplattenbetriebenen Stationen möglich. Im Laufe der Jahre wurde das System dann auf sog. DXS (Discless-X-Station) umgestellt, die auch die Nutzung lokaler Ressourcen erlaubten.

kleiner Standort
Bild 2: Neben den großen Standorten wurden auch immer wieder kleinere Standorte aufgebaut (wie hier im Zugang der Bibliothek Waldweg)


Neben den Terminals war auch in einigen Wohnheimen des Studentenwerks das Internet bereits verfügbar. Außerdem stellte die Internet-AG zusammen mit der GWDG eine Modem-Einwahlanlage zur Verfügung. Die Finanzierung des Projekts lief hauptsächlich über den Beitrag der Nutzer, der am Anfang bei 25 D-Mark pro Person und Semester lag. Teile der Kosten wurden von der Universität getragen. Wer Fragen und Probleme hatte, konnte sich an die Beratung der Internet-AG wenden, die teilweise in der SUB und regelmäßig im Klinikum sowie in den Räumen des Studentenwerks stattfand. Ist es für uns heute selbstverständlich, alle Aufgaben an ein- und demselben Computer zu erledigen, so war es vor zwölf Jahren modern, für spezielle Aufgaben spezielle Terminals zur Verfügung zu stellen: Zum Beispiel gab es so genannte Kopierstationen". An diesen separaten Rechnern konnte man auf Disketten seine Daten mitnehmen. Außerdem gab es Schnellterminals" zum Abrufen von E-Mails.

Kopierstation
Bild 3: Kopierstation - damals war eine Thin-Client-Umgebung nicht in der Lage, lokale Laufwerke anzusprechen


Zwei Jahre später, zum 1. Oktober 1998, übernahm die Universität Göttingen Teile der Aufgaben, die bisher die Internet-AG des Studentenwerks übernommen hatte, und gleichzeitig auch den größten Teil der studentischen Hilfskräfte, die von der ersten Stunde an dabei waren. Zu diesem Zeitpunkt erhielt die Einrichtung bei der Universität den Namen, den sie fast zehn Jahre tragen sollte: Internet-Hotline. Das Studentenwerk betrieb weiterhin eine Internet-AG, u. a. zur Vernetzung der Wohnheime. Einige vom Studentenwerk übernommene Mitarbeiter der neuen Internet-Hotline arbeiteten parallel in dieser Internet-AG weiter.
Die Semestergebühr wurde zu diesem Zeitpunkt von 25 auf 20 D-Mark reduziert und die Räumlichkeiten vom Studentenwerk in den Blauen Turm verlegt. Unter Fachaufsicht der GWDG wurde das Service-Angebot der Internet-Hotline kontinuierlich verfeinert: Die Zahl der Standorte und Rechner wurde massiv ausgebaut, so dass im Jahr 2000 der 300. Rechner gefeiert werden konnte. Außerdem wurde ein heute bedeutender Teil des Services ins Leben gerufen: Der Kursbetrieb, damals noch kostenlos und im Blauen Turm untergebracht, wurde aufgenommen. Thematisch beschäftigten sich die Kurse für Studierende damals vor allem mit Linux. Seither konnte das Angebot aus Beratung, Kursen sowie GoeMobile-Beratung stetig ausgebaut werden.

Alter Kursraum
Bild 4: Blick in den Kursraum Blauer Turm 1999


Seit 1996 bestand das Projekt Studentischer Internetzugang immer aus zwei wesentlichen Komponenten: dem Zugang über DV-Systeme innerhalb der Universität, aber eben auch mit dem eigenen PC in den Wohnheimen des Studentenwerks. Das erste Wohnheim mit Internet-Anschluss war das RBW. Es folgten das Kolosseum (mit der damals neuen Technik ADSL") die Wohnheime ATW, RoKo, HRS, Studentendorf sowie Christopherusweg, ein Jahr später weitere Wohnheime wie in der Goßlerstraße 17/17a, in der Friedrichstraße sowie die Papenburg. Die Maßnahmen, die für den Anschluss der Wohnheime notwendig waren, waren nicht immer so unkompliziert, wie man meinen könnte. Für den Anschluss der Papenburg an das GÖNET wurden 1999 eigene Grabungsarbeiten der Bewohner am IFL vorbei Richtung Papenburg durchgeführt!
Ab 2000 sollten auch kleinere Wohnheime (bspw. Stumpfebiel) über ADSL angeschlossen werden. Finanziert werden konnte dies zum Teil nur durch Eigenbeiträge der Bewohner, z. B. 10 D-Mark pro Monat, bzw. die Unterstützung des Studentenwerks. Eine weitere Neuerung war im Januar 2000 das Studierenden-VLAN. Damit wurden alle Systeme des Studierendennetzes (Terminals, Server und Wohnheime) in ein großes Netz (insgesamt bestand es aus vier Class-C-Netzen) zusammengeführt.
Wie die Vernetzung der Wohnheime nach und nach ausgebaut und verbessert wurde (das Studentenwerk schaffte 2001 eine eigene Administratorenstelle für diese Aufgaben), so tat sich in den Jahren auch viel im Kursbereich der Internet-Hotline. Nach und nach wurde die Bandbreite der angebotenen Themen größer, so dass mittlerweile nicht nur sämtliche Office-Programme, sondern darüber hinaus u. a. auch Photoshop, 10-Finger-Tastschreiben oder Webseiten-Kurse im Angebot sind. Mit einem eigenen Kursraum im Waldweg wurde der Kursbetrieb 2000 aus dem Blauen Turm ausgelagert. Das Betriebssystem der Schulungsumgebung wurde zu diesem Zeitpunkt - um den Wünschen der Studierenden Rechnung zu tragen - von Linux auf Microsoft Windows XP (und damit von OpenOffice.Org auf MS Office 2003) umgestellt.
Neben den regulären Kursen, an denen jeder Studierende gegen eine geringe Gebühr teilnehmen kann, gibt es seit dem Sommersemester 2007 so genannte Credit-Point-Kurse zu sechs verschiedenen Themen. Diese können sich Bachelor- und Master-Studierende im Bereich der Schlüsselqualifikationen bzw. im Qualifikationsbereich als Studienleistung anrechnen lassen.

Chipkartenstelle
Bild 5: Die neue Chipkartenstelle im ZHG


Der bislang letzte große Meilenstein in der Geschichte der Internet-Hotline ist im April 2008 anzusiedeln. Mit der zweiten Umbenennung, dieses Mal in studIT - IT-Service für Studierende, gingen grundlegende Veränderungen einher. Die Einrichtung wurde komplett durch die Universität Göttingen übernommen und als Verwaltungseinrichtung der Stabsstelle Datenverarbeitung der Universität angegliedert. Das bisher rein studentische Personal wird nun durch eine feste Stelle ergänzt. Nachdem die Finanzierung bisher fast ausschließlich über die freiwilligen Beiträge der Studierenden lief (zum Schluss waren dies 12 Euro pro Semester), kann das komplette Angebot jetzt kostenlos angeboten werden - und das für jede Studentin und jeden Studenten der Georg-August-Universität Göttingen! Möglich wurde dies durch Mittel aus Studienbeiträgen.
Jeder Neuimmatrikulierte erhält nun mit seinem Studierendenausweis automatisch einen Account sowie eine E-Mail-Adresse (grundsätzlich in der Form vorname.nachname@stud.uni-goettingen.de). Dieser Account wird langfristig in allen DV-Systemen der Universität nutzbar sein, so dass sich die Studierenden nicht jeweils ein separates Login sowie Kennwort merken müssen. Weiterhin sind über 200 Terminals an zahlreichen Standorten von studIT nutzbar, außerdem wird die Einwahl mit dem eigenen Notebook über das kabelgebundene Notebooknetz sowie über das kabellose Funk-LAN "GoeMobile" immer beliebter. Für diesen einheitlichen Account wird derzeit eine zentrale Drucklösung implementiert. Die allgemeine Beratung zu allen Fragen rund um den Account, die nach ihrem Umzug in die Chipkartenstelle im ZHG täglich sieben Stunden verfügbar ist, wird ergänzt durch eine GoeMobile-Beratung, die sich speziell um die Probleme bei der Einrichtung des Funknetzes kümmert. Außerdem wird das Beratungsangebot durch einen weiteren Standort in der Nordmensa vervollständigt. Ein beachtliches Angebot, schaut man auf die Anfänge zurück, als ein paar Studierende die Idee hatten, sich und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen mit einem Internet-Anschluss zu versorgen!