Strategies for Solving Global Crises. The Financial Crisis and Beyond

Bericht: Workshop for Doctoral and Post-Doctoral Researchers, 16.-17. Oktober 2009, Göttingen


Konfliktbehaftete Situationen besitzen in einer vernetzten Welt immer mehr das Potential, sich zu globalen Krisen auszuweiten, die bestehende Systeme erschüttern. Kurz­fristige Störungen können weltweit langfristige Folgen nach sich ziehen, die eine Vielzahl von Akteuren betreffen. Ein zeitnahes Beispiel bietet die gegenwärtige Finanz­krise, deren Folgen global spürbar sind. Da Krisen immer wieder auftreten, gilt es nicht nur, deren Ursachen und Folgen zu analysieren, sondern auch über geeignete glo­bale Maßnahmen nachzudenken, die einerseits ne­ga­ti­ve Auswirkungen von Krisen eindämmen und anderer­seits dem Auftreten von Krisen präventiv entgegenwirken können.


Unter dieser Zielsetzung organisierte das Institut für Völkerrecht und Europarecht und das Seminar für Politik­wissenschaft in Kooperation mit dem cege den inter­disziplinären Workshop „Strategies for Solving Global Crises“. Dieser fand am 16. und 17. Oktober 2009 in Göttingen statt. 14 Nachwuchs­wissenschaftler aus Europa und Neuseeland, die im Bereich der Ökonomie, der Politik­wissenschaften, des Völkerrechts, der Inter­nationalen Beziehungen oder der Soziologie for­schen, präsentierten ihre Ideen und Lösungsansätze.


Den Auftakt der Veranstaltung bildete der Vortrag von Prof. Dr. Axel Dreher, cege, der sich mit der Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Währungskrisen beschäftigte. Er zeigte anhand einer empirischen Studie, dass durch die Programme des IWF, die in betroffenen Ländern beispielsweise zur Reduzierung von Leistungs­bilanzun­gleich­gewichten eingesetzt werden, die Wahr­scheinlichkeit von Währungskrisen im Mittel um 20 Prozentpunkte reduziert werden kann. Somit ist der IWF ein wichtiger Akteur im globalen Netzwerk, dessen Mittelvergabe zwar umstritten ist, etwa wegen Ge­währung der Mittel aus überwiegend politischen Grün­den, aber ohne den mehr Währungskrisen mit ebenfalls schwerwiegenderen Auswirkungen auftreten würden.


Der IWF allein ist jedoch keine Garantie zur Krisen­bewältigung. Vielmehr bedarf es auch einer inter­nationalen „Standard-Setting Organization“, die das Finanz­system überwacht, so Régis Bismuth, der im ersten Panel präsentierte und zusammen mit den anderen Vor­tragenden für reichlichen Diskussionsstoff sorgte.


Marianne Ojo befürwortete in ihrem Beitrag die Selbst­regulierung bei Finanzinstituten. Sie argumentierte mit verschiedenen Risikotheorien und verdeutlichte in der Diskussion, dass die einzelnen Regulierungseinheiten durch eine staatliche Meta­regulierung auf Effizienz überprüft werden müssen. Ebenfalls muss Selbst­regulierung derart gestaltet sein, dass Fehl­verhalten einzelnen Personen genau zuordbar ist, sodass, wenn nötig, gezielte Sanktionen verhängt werden können.


Darüber hinaus wurde diskutiert, unter welchen Bedingungen regionale Kooperation bei der Bewältigung von Krisen vorteilhaft ist. Dabei kristallisierte sich heraus, dass für den Erfolg von Kooperationen sowohl auf ökonomischer als auch politischer Ebene die beispielhafte Vorreiterrolle eines Akteurs sowie gemeinsame Normen und Werte entscheidend sind.


Im abschließenden Panel wurden die Ergebnisse des Workshops diskutiert. Da globale Krisen verschiedene Gesellschaftsbereiche beeinflussen, ist für deren Bekämpfung ein interdisziplinärer Diskurs notwendig. Die unterschiedlichen Methodiken der verschiedenen Disziplinen können dabei die Entwicklung von Lösungsvorschlägen nachhaltig bereichern. Insgesamt trug der Workshop entscheidend zur Annäherung der Wissenschaftler aus den verschiedenen Fachbereichen bei.


Die im Workshop vorgestellten Beiträge werden zu Beginn des nächsten Jahres in einer Sonderausgabe des Goettingen Journal of International Law (in Englisch) publiziert.



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